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Auch Eurofighter vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 waren bei der Übung dabei. (Foto: Taktisches Luftwaffengeschwader 74)

Bundeswehrübung »Mountain Hornet«: Kampfjets donnerten über den Berchtesgadener Himmel

Berchtesgadener Land – Vier Tage lang grollte der Himmel über dem Berchtesgadener Land: Kampfflugzeuge jagten bei der multinationalen Übung »Mountain Hornet« über das Gebirge. Der mehrtägige Einsatz in der Region Berchtesgadener Land, Traunstein und der Reiteralm dürfte mehrere Millionen Euro gekostet haben, wie aus einer Flugzeitaufstellung hervorgeht, die die Bundeswehr auf Anfrage verschickte. 


Die Übung »Mountain Hornet« dauerte vom 20. Juni bis 1. Juli und ist »aufgrund des Geländes einzigartig« – das sagt Brigadegeneral Maik Keller, der während dieser Woche eng mit der Luftwaffe zusammenarbeitete. Auch für die Luftwaffe sei die Übung »zur Qualifikation ihrer Piloten in der Unterstützung der Kampftruppe im Gebirge eine besondere Gelegenheit«, heißt es auf Anfrage. Rund 60 Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 waren an dem Einsatz beteiligt. International wurden die Deutschen noch verstärkt. Es nahmen Soldaten aus den Vereinigten Staaten, Italien, Dänemark, der Schweiz und Österreich daran teil.

Das Taktische Luftwaffengeschwader 33 war »an vier Tagen mit je zwei Tornados, bestehend aus zwei Crews mit vier Personen pro Tag« vertreten, so der Brigadekommandeur. Ein drittes Luftfahrzeug wurde zusätzlich als sogenannter »Buddy-Buddy-Tanker« eingesetzt.

Die Flugzeit der Tornados betrug insgesamt etwa 15 Stunden. Auch der Eurofighter war im Einsatz und beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 ebenfalls Teil der Übung: Aus dem regulären Flugbetrieb heraus nahm der Eurofighter mit rund acht Einsätzen pro Tag an »Mountain Hornet« teil. Die Flugzeit belief sich insgesamt auf circa 30 Stunden, teilt die Bundeswehr auf Anfrage mit.

Zu den Gesamtkosten will man sich bei der Bundeswehr und der Luftwaffe nicht äußern: »Zu den Realkosten der Flugstunden, welche speziell für die Übung Mountain Hornet und insbesondere aus dem lokalen Flugbetrieb heraus entstehen, können keine Aussagen getroffen werden«, heißt es. Diese seien rechnerisch »nicht ohne Weiteres vom regulären Flugbetrieb« zu trennen. Allerdings gibt es Näherungswerte für Flugeinsatzstunden, anhand derer die Kosten deutlich gemacht werden können.

So hatte es im vorvergangenen Jahr eine Anfrage des Neuburger Ortsverband der Linken an das Ministerium der Verteidigung zum Neuburger Jagdgeschwader gegeben. In der Antwort hieß es, dass eine einzige Flugstunde des Eurofighters mit 88.086 Euro bewertet wird. Pro Stunde benötigt der Eurofighter 3500 Liter Flugkraftstoff. Bei 30 Stunden »Mountain Hornet« beläuft sich die Summe auf 2,64 Millionen Euro.

Die Kosten für eine Tornado-Flugstunde sind günstiger. Die einzelne Flugstunde wird in verschiedenen Quellen mit Kosten von über 50.000 Euro vermerkt. Bei 15 Flugstunden sind das 750.000 Euro. In Summe liegt der Wert bei über drei Millionen Euro.

Die Übung »Mountain Hornet« wird zur Aus- und Weiterbildung des »Joint Terminal Attack Controller«-Personals genutzt, weiß Brigadegeneral Keller. Dies ist Personal, das unter anderem die Unterstützung mit Kampfflugzeugen aus der Luft für die Kampftruppe am Boden koordiniert. Dieser Koordination komme vor dem Hintergrund möglicher Szenarien im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung eine besondere Rolle zu, sagt er. »Aus diesem Grund ist es unerlässlich, diese komplexe Zusammenarbeit kontinuierlich zu üben, insbesondere in einem schwierigen Umfeld wie dem Gebirge«, sagt der Brigadekommandeur.

Besuch aus dem Nahen Osten

Eine Delegation aus dem Königreich Jordanien nahm als Beobachter an der Übung teil. Der Besuch diente dazu, sich mit erfahrenen JTACs aus Deutschland und anderer Staaten auszutauschen. Die Jordanier sind selbst seit Längerem in der Lage, Luftnahunterstützung einzusetzen, selbst ausbilden tun sie aber erst seit Kurzem.

»Zu sehen, wie die an der Übung teilnehmenden Soldaten im bergigen Gelände mit verschiedener Technik arbeiten, war eine tolle Erfahrung für uns«, so Delegationsführer Major Alasaslih. Sie hoffen darauf, 2023 selbst als »richtige« Teilnehmer an der nächsten Auflage von Mountain Hornet teilzunehmen.

Details zu »Mountain Hornet«

Zum dritten Mal nach 2019 und 2021 flogen Tornados und Eurofighter der Deutschen Luftwaffe sowie zivilbetriebene Flieger der Modelle PC-12, PC-9 sowie Learjet über den Alpen im Raum Bad Reichenhall zur Unterstützung der »JTAC«-Ausbildung am Boden. Der Trainingsluftraum wurde speziell für vier Tage eingerichtet, um die Ausbildung realitätsnah zu ermöglichen.

Hubschrauber vom Typ NH-90 und das Boden-Luft-Raketensystem »Roland«, das durch den trinationalen Ausbildungsverbund »Polygone« betrieben wurde, simulierten feindliche Kräfte. Der deutsche Anteil von »Polygone« ist Teil des Zentrums »Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme«. Die eingesetzten Tornados wurden durch das Taktische Luftwaffengeschwader 33 aus Büchel gestellt, die Eurofighter kamen vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau.

»Für die entstandene Lärmentwicklung bitten wir um Entschuldigung und bedanken uns bei der Bevölkerung des Berchtesgadener Landes ausdrücklich für das Verständnis«, betont Brigadekommandeur General Maik Keller nach Abschluss der Übung noch einmal explizit.

kp/fb