Zu diesem Zweck unterhält die Gesellschaft an den beiden Standorten Bad Reichenhall und Traunstein Geburtshilfestationen und zusätzlich am Standort Traunstein ein Perinatalzentrum. Beide Hebammenteams – in der Kreisklinik Bad Reichenhall und im Klinikum Traunstein – sind freiberufliche Beleghebammen. Die Schwangerenvorsorge/-betreuung und Wochenbettbetreuung wird in beiden Landkreisen ebenfalls durch freiberuflich tätige Hebammen.
Der Kreisausschuss hatte sich bei seiner jüngsten Sitzung mit der Frage zu befassen, ob die gemeinsame Netzwerkstelle Hebammenversorgung weiter fortgeführt wird. Die soll nämlich helfen, den Notstand zu lindern. Eine im Jahr 2018 durchgeführte Umfrage unter den regionalen Hebammen ergab, dass die Anzahl der Hebammen in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land in den letzten Jahren rückläufig war und auch in den kommenden Jahren vermehrt aktive Hebammen aus Altersgründen ausscheiden werden. Die Geburtenzahlen hingegen sind in den letzten Jahren gestiegen, informierte Thorsten Portain, Leiter des Gesundheitsamts.
Hebammen im Landkreis sind überlastet
Insbesondere in der Wochenbettbetreuung gaben die Befragten demnach an, mehr Anfragen gehabt zu haben, als angenommen werden konnten. Die Hebammen sind überlastet durch zu viele zu betreuende Mütter. Um diesem Problem entgegenzuwirken und sich aktiv für den Hebammennachwuchs zu engagieren, wurde 2019 über die Richtlinie zur Förderung der Geburtshilfe des Freistaates Bayern die Netzwerkstelle Hebammenversorgung für die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land eingerichtet. Von Beginn an wird diese durch die Geschäftsstellenleitungen der »Gesundheitsregionenplus« begleitet.
Ziel der Netzwerkstelle ist es, die regionale Versorgungssituation rund um die Geburtshilfe insgesamt zu verbessern. Dabei geht es um die Vernetzung der relevanten Akteure, die Optimierung der Effektivität und Effizienz des bestehenden Versorgungsangebotes sowie die Gewinnung von Nachwuchskräften. Regionale Hebammen sollen unterstützt, Eltern vor und nach der Geburt bestmöglich versorgt und Nachwuchskräfte frühzeitig an die Region gebunden werden.
Die bisherigen Maßnahmen durch die Netzwerkstelle Hebammenversorgung setzen hier an und sollen auch in den kommenden Jahren weiterentwickelt und vorangetrieben werden, so Portain.
Das verdeutlichte auch Lena Gruber von der Geschäftsstelle der »Gesundheitsregionplus«. Neben einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit wird auch gezielt das Thema Nachwuchskräfte in den Fokus genommen. Bildungsmessen, ein Stipendienprogramm, Kooperation mit Hochschulen und schließlich Unterstützung beim Berufsstart sollen für zusätzliche Hebammen im Landkreis sorgen.
Landrat Bernhard Kern warb im Kreisausschuss für die Netzwerkstelle Hebammenversorgung: »Wir brauchen Mutige, die sich diesem Beruf verschreiben. Wir sind auf einem guten, soliden Weg und wollen die Netzwerkstelle weiter kräftig unterstützen.«
Netzwerkstelle wird bis 2025 fortgeführt
Das sah auch der Kreisausschuss so. Ohne weitere Wortmeldung gab es einhellige Zustimmung zum Beschlussvorschlag der Verwaltung, der sehr umfangreich ausfiel: Der Landkreis Berchtesgadener Land erklärt weiterhin seine Bereitschaft, die Netzwerkstelle Hebammenversorgung BGL-TS fortzuführen und verpflichtet sich dabei, die Netzwerkstelle nach der Richtlinie zur Förderung der Geburtshilfe in Bayern zu organisieren, jährlich ein Konzept vorzulegen, das Maßnahmen zur Stärkung der Hebammenversorgung in angemessenem Umfang enthält, außerdem die Umsetzung der Maßnahmen gemäß dem Konzept zu begleiten und diese weiterzuentwickeln. Die Netzwerkstelle soll vorerst bis zum 31. Dezember 2025 fortgeführt werden.
Darüber hinaus wird es für 2023 einen gemeinsamen Förderantrag für das Berchtesgadener Land und Traunstein geben. Was darüber hinaus an Finanzmitteln benötigt wird, stellen die beiden Landkreise zur Verfügung. Sollte es keine staatlichen Fördermittel geben, so werden alle Kosten durch die Landkreise übernommen. Die prozentuale Kostenteilung wird an die Geburtenzahlen angelehnt, das bedeutet 30 Prozent Berchtesgadener Land, 70 Prozent Traunstein. Die jährlichen Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf 924.00 Euro. Nach jetziger Planung müsste das Berchtesgadener Land davon 3000 Euro tragen.
Thomas Jander