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Die fünf Kfz-Spuren an der Anifer Kreuzung in Richtung Berchtesgaden sollen in den Untergrund verschwinden und damit der Lokalbahn Platz machen. (Foto: Michael Hudelist)

In einigen Jahrzehnten bis zum Königssee?

Salzburg/BGL – Die S-Link-Projektgesellschaft präsentierte jetzt eine neue, »angepasste« Trasse der geplanten verlängerten Lokalbahn vom Hauptbahnhof über Salzburg-Süd bis Anif und Hallein, allerdings sind sich die betroffenen Kommunen Oberalm und Hallein noch nicht einig, wo die Trasse verlaufen soll.


Endgültig wird die Trasse im UVP-Verfahren festgelegt«, so S-Link-Geschäftsführer Stefan Knittel. »Es gilt jetzt Prioritäten zu setzen«, meint Verkehrsverbund-Chef Johannes Gfrerer, »jetzt planen wir erst einmal bis Hallein, später könnte es dann auch einen Ast in Richtung Grödig und in einigen Jahrzehnten dann auch bis zum Königssee geben.«

Die Trasse für die Verlängerung der Lokalbahn von Oberndorf als U-Bahn über den Mirabellplatz – erste Etappe – und weiter unterirdisch bis Salzburg-Süd steht so weit fest; unklar ist nur noch, wann die Lokalbahn wieder aus dem Untergrund auftaucht: gleich zu Beginn der Alpenstraße im Stadtgebiet oder an deren Ende in Salzburg-Süd bei der Hellbrunner Brücke.

Relativ fix sind die Planungen für die Trasse in Anif, hier soll die Lokalbahn dann oberirdisch geführt werden, dafür soll die jetzige Bundesstraße in Richtung Grödig und Berchtesgaden im Bereich der Anifer Kreuzung in den Untergrund verlegt werden. »Jetzt haben Sie dort fünf Spuren Asphalt, danach eine völlig neu gestaltete Oberfläche, das heißt, Anif kann zusammenwachsen, es ist für die Gemeinde eine Jahrhundert-Chance«, so Johannes Gfrerer. Da sich die betroffenen Kommunen am Land auch nicht an den Baukosten beteiligen müssen – im Gegensatz zur Stadt Salzburg – ist die Zustimmung in Anif entsprechend groß.

Nach der Anifer Kreuzung soll die Lokalbahn dann entlang der Bundesstraße 169 – Berchtesgadener Straße – in Richtung Autobahn geführt werden, die ursprüngliche Trasse war entlang der Salzachtal-Bundesstraße in Richtung »Maximarkt« und Niederalm vorgesehen. Jetzt führt die Strecke erst über die Autobahn nach Neu-Anif und dann – ungefähr bei der Auffahrt auf die A 10 von Berchtesgaden kommend – in Richtung Niederalm, bereits ein Ortsteil von Hallein. Nach zahlreichen Bürgerdialogen ist auch zwischen Oberalm und Hallein eine neue Trasse gefunden worden, die Bürgermeister waren sich schon einig, jetzt aber doch nicht mehr.

Bis zur Bürgerbefragung am 10. November in der Stadt sowie im Flachgau und im Tennengau wollen die S-Link-Gesellschaft und der Verkehrsverbund eine Info-Offensive starten, wobei der S-Link weiterhin nur für die Gemeinden entlang der Trasse zuständig ist, der Verkehrsverbund für alle anderen Gemeinden im Flachgau und Tennengau. »Es geht um die Vision, also eine durchgehende S-Bahn-Verbindung, in der Alpenstraße und in Anif wird das straßenbahnähnlich sein«, versichert Gfrerer. Fahrgäste würden dann alle 15 Minuten von Anif direkt in die Altstadt kommen, »derzeit gibt es nur die S-Bahn im Halbstundentakt, und die ist nicht an die Altstadt angebunden«.

Die Weitergabe von technisch sehr komplexen Fakten an die Bevölkerung sei nicht einfach, »aber im Grunde geht es darum, mit dem S-Link, also der Durchquerung der Stadt, einen Grundstein für weitere Bahnen zu legen«, so Gfrerer. Mit »diesen weiteren Bahnen« meint Gfrerer nicht nur den Ast zum Messezentrum und möglicherweise weiter bis zum Flughafen, sondern auch einen Ast Richtung Grödig und nach Berchtesgaden und zum Königssee. »Jetzt müssen die Prioritäten gesetzt werden, erst die Stammstrecke, dann die Äste«, so Gfrerer: »Als Priorität 2 dann in Richtung Mondsee und als Priorität 3, in einigen Jahrzehnten vielleicht, dann der Ast bis zum Königssee«, damit könne sich dann »die nächste Generation beschäftigten«. Er erinnert daran, dass eine Studie gemeinsam mit den bayerischen Nachbarn schon 2015 eine Verbindung mit einer Straßenbahn oder S-Bahn empfohlen hatte, »der jetzige S-Link ist die Grundvoraussetzung, dass man Regionalbahnen ausbaut«.

Die Befürworter verweisen immer wieder auf eine Zusage des Bundes, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen, in einem Rahmenvertrag soll es auch keine Deckelung geben. »Wenn wir das Geld nicht abholen, bekommen es andere Städte wie Wien«, wird daher auch von verantwortlichen Politikern immer wieder als Argument ins Feld geführt. Eine Kostenschätzung aus 2023 geht von von rund drei Milliarden Euro aus.

Stadtbürgermeister Bernhard Auinger ist nach wie vor gegen den Bau, vor allem aus finanziellen Gründen. Falls die Stadtbevölkerung am 10. November doch zustimmen sollte, will er mit dem Land die Finanzierung neu verhandeln, die Stadt Linz zahle für ihren Schienenausbau weit weniger. S-Link-Geschäftsführer Knittel sieht der Befragung gespannt entgegen, will den Sinn aber nicht erkennen, »es gibt auch keinen Bürgerentscheid für einen Hochwasserschutz oder für eine Fußgängerzone«.

Michael Hudelist