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Gemeinsame Gipfelfreude auf der Skitourenwoche zum 150-jährigen Jubiläum der Alpenvereinssektion Berchtesgaden. (Fotos: privat)

Jubiläumstouren rund um den Furkapass

Berchtesgaden/Realp – Zum 150. Jubiläum der Alpenvereinssektion Berchtesgaden in diesem Jahr (siehe auch Kasten) gab es für die Mitglieder jetzt eine Skitourenwoche. Zusammen mit den Bergführern Hubert Nagl und Jörg Fegg testete man die Schneebedingungen rund um den Furkapass in der Schweiz.


Eigentlich hätt es ins Valle Po gehen sollen, wo auch schon das Quartier gebucht war. Doch wegen Schneemangels zog man rechtzeitig die Reißleine und plante um. Aufgrund eines Tipps aus Bergführerkreisen entschlossen sich die Skitourenfreunde, in die Schweiz an den Furkapass zu fahren. Im Hotel »Tiefenbach« auf 2 100 Metern Höhe fanden die insgesamt zwölf Teilnehmer nach der Anfahrt mit zwei VW-Bussen auch eine perfekte Unterkunft für die geplanten Ausflüge. In Realp auf etwas über 1500 Metern begann der Aufstieg zum gut ausgestatteten Hotel. Da es keinen Gepäcktransport gibt, musste jeder sein Material für die Woche selber hochtragen. Gute sparsame Planung und gekonntes Packen waren gefragt. Auf dem Berg wurden die Bergsportler von den Gastgebern Madeleine und Hansruedi Tresch und dem ganzen Team herzlich begrüßt.

Am Montagmorgen, nach einem fulminanten Sonnenaufgang, der leider auf eine Wetterstörung hindeutete, machten sich alle auf zum Chli (Kleinen) Furkahorn (3 026 Meter). Auch am Furkapass und in der Schweiz fehlt es massiv an Schnee. Doch Skitouren waren hier oben trotzdem perfekt machbar. Nachdem es alle auf den Gipfel geschafft hatten, musste man die Abfahrt umplanen, da es nicht wie erhofft aufgefirnt hatte. Aber die Bergführer fanden dann doch irgendwo ein wenig Pulverschnee. Und so hatte man bis hinunter zur Furkapassstraße dann doch ganz brauchbare Verhältnisse. Einige gingen noch die Passstraße hoch bis zum Furkapass und fuhren auf Varianten wieder zurück ins Hotel.

Nach einem starken Frühstück und leichtem Nebel, der mit der Schlechtwetterfront hereinzog, entschloss man sich am nächsten Tag, in Richtung Albert-Heim-Hütte (2 480 Meter) aufzusteigen. Dort stärkte sich die Gruppe kurz und da die Sicht nicht ganz schlecht war, zogen alle los in Richtung Tiefengletscher, der bis unter den Tiefenstock führt. Frei nach dem Motto »Alles kann, nix muss« gingen alle in Kleingruppen so weit sie Lust hatten. Der Gletscher, der nur noch in Resten und ohne nennenswerte Spalten vorhanden ist, konnte gefahrlos begangen und befahren werden. Einige schafften es bis auf 3 000 Meter und fuhren dann wieder zur Hütte hinab, wo sich wieder alle trafen. Nach einer Stärkung ging es gemeinsam wieder hinunter zur Herberge.

Am Mittwoch war das Wetter wie vorhergesagt noch schlechter, sodass man endlich allgemeine Lawinenkunde, Erste Hilfe und LVS-Suche in Theorie und Praxis durchführen konnte. Nach einem Vortrag im Schulungsraum und der Auslösung eines modernen Lawinen-Airbagrucksacks ging es hinaus, um einen Reichweitentest mit den LVS-Geräten durchzuführen sowie das Sondieren und Ausschaufeln zu proben. Bei der angebotenen Schulung waren alle mit Feuereifer dabei und die Teilnehmer krochen auf allen Vieren über die Schneedecke, um die gestellten Aufgaben zu lösen.

Das Wetter beruhigte sich im Laufe des Tages so weit, dass einige noch ein kleines »Workout« machen wollten und nach Realp abfuhren und über die Furkapassstraße wieder flott aufstiegen. Das angekündigte Käsefondue am Abend zog alle magisch wieder hinauf.

Der Donnerstag, an dem ein Teilnehmer Geburtstag hatte, präsentierte sich nach etwas Schneefall fast schon perfekt und nach Rücksprache mit dem Hüttenwirt machte man sich auf in Richtung der Stotzigen Firsten (2 752 Meter). Zunächst fuhren alle 300 Höhenmeter zum Tiefenbach hinab, um dann den kompletten Aufstieg selber zu spuren. Die Abfahrt wurde ein richtiger Genuss. Ein Teil der Gruppe fuhr direkt nach dem Gipfel wieder hinunter, ein anderer Teil überschritt noch einen Teil der Gipfelkette zu Fuß, um dann über unberührte Hänge in den Talboden »Unter den stotzigen Firsten« abzufahren und noch einmal kurz wieder aufzusteigen. Dann konnten auch sie die fast 1 000 Höhenmeter Abfahrtsgenuss in feinstem Schnee und perfekt geneigtem Skigelände erleben. Im Talboden waren alle endlos begeistert ob dieser tollen Skitour und der Abfahrt. Jetzt hieß es nur noch, die 300 Höhenmeter zum Hotel wieder aufzusteigen. Dort wurde das Geburtstagskind aus der Gruppe noch mit einem Geburtstagskuchen, den die Wirtin extra gebacken hatte, überrascht. Der Wirt spendierte noch eine Brotzeitplatte, sodass dieser Tag rundum gelungen war.

Für den letzten Tag bekamen die Bergsportler noch einen wirklich guten Tipp vom Hüttenwirt. Durch die Schneefälle hatten sich Top-Bedingungen eingestellt und man machte sich auf in Richtung der Oberen Bielenlücke auf rund 3 300 Metern. Da schon andere in Richtung Galenstock losgezogen waren, musste man nicht alles spuren. Schon der Aufstieg über eine 600 Meter hohe unverspurte Flanke ließ Vorfreude auf eine geniale Abfahrt aufkommen. Nach einer genussvollen Gipfelrast nahmen dann alle die endlose Abfahrt über diesen Hang in Angriff.

Im Hotel angekommen, wurden die restlichen Sachen gepackt, der Wirt spendierte noch einen Kuchen und dann hieß es endgültig Abschied nehmen. Mit dem gesamten Gepäck fuhren die Berchtesgadener über die Passstraße hinunter nach Realp, wo man am Nachmittag mit den zwei Bussen die Heimreise antrat.

Leider hatte sich eine Teilnehmerin bei einem Sturz am Knie verletzt, sodass sie an den letzten Touren nicht mehr teilnehmen konnte. Immerhin konnte sie noch selber ins Tal abfahren. Trotz dieses Malheurs zogen die beiden Bergführer genauso wie alle Teilnehmer ein äußerst positives Fazit dieser Woche. fb