Schon nach der Ankunft am Flughafen in Tromsø musste man feststellen: So einsam ist die Stadt gar nicht. Tromsø liegt an der Nordwestküste Norwegens, etwa 2 500 Kilometer Luftlinie nördlich von Berchtesgaden. Am Flughafen gaben Skibergsteiger aus Frankreich, Deutschland, Polen den Ton an.
Auf der Fahrt zum endgültigen Ziel, der Insel Senja, passierten die Berchtesgadenerinnen zunächst Tromsø: die berühmte Eismeerkathedrale, zahlreiche bunt gestrichene Häuser, schneebedeckte Berge. Die bunte Truppe mit vier Berchtesgadener Mädels, dem Ramsauer Bergführer Hubert Nagl und einem Traunsteiner Ehepaar war schnell ein eingespieltes Team.
Von Tromsø aus ging es zur Küste, dort wechselte man auf eine Fähre, die die Gruppe in knapp zwei Stunden nach Senja brachte. Auf den ersten Blick wirkt Senja wie eine Insel im Nirgendwo, doch das stimmt nur bedingt. Es gibt eine vielfältige Vegetation, Rentiere und die Bevölkerungsdichte liegt bei etwa fünf Einwohnern pro Quadratkilometer. Senja ist die zweitgrößte Insel Norwegens und durch drei Fjorde vom Festland getrennt. Hochplateaus, Täler, zerklüftete Fjordlandschaften prägen das Bild.
In einer kleinen Appartementanlage mit direktem Zugang zum Meer quartierte man sich ein – eine strategisch günstige Lage: Zum einen lagen hier die Berge direkt vor der Tür, zum anderen hatte man angenehme Nachbarn. Das Ehepaar, das zum Angeln angereist war. versorgte die Sportlerinnen und Sportler mit fangfrischem Kabeljau – ein Genuss abseits der Sternerestaurants.
Guide Hubert Nagl hatte für die Gruppe eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Seit über 50 Jahren ist er Bergführer, stand auf dem Mount McKinley in Alaska, war in den Anden, im Himalaya und in den Westalpen unterwegs. Bei ihm fühlten sich alle in sicheren Händen, sie empfanden Nagl als zuverlässig und immer ansprechbar.
Skitouren im hohen Norden sind eine andere Welt. Schließlich startete man auf Meereshöhe und der höchste erreichte Gipfel war der Keipen mit 938 Metern über dem Meer. Wer auf Gletscher spekulierte, lag falsch. Statt Gletschern begleiteten Birkenwälder die Gruppe in den unteren Etagen. Aber nach Erreichen der Baumgrenze traten alle hinaus in eine weiße Weite, so weit das Auge reichte. Hubert Nagl führte die Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer zu teils einsamen Gipfeln und Scharten und zu Abfahrten mit unberührten, herrlichen Hängen von zwei, drei Kilometern Länge, je nach Witterung mit Pulver- oder Firnauflage, Meeresblick miteingeschlossen. Hier begegnet man Rentieren und Schneehühnern. Ein absolutes Kontrastprogramm zu den heimischen Bergen. Die Stimmung war manchmal geradezu mystisch: Nebelschwaden, die über die Fjorde ziehen, Stille, Abgeschiedenheit. Momente, die man nicht so schnell vergisst.
Die Woche auf Senja war für alle eine gelungene Mischung aus Bergsteigen, Skilauf und norwegischer Lebensart. Für die Reiseteilnehmer aus Berchtesgaden und Traunstein ging ein Traum in Erfüllung. Leider blieben den Skitourenfreunden die ersehnten Nordlichter verwehrt, jedoch wurde man von direkt vor der Unterkunft vorbeiziehenden Walen überrascht. Alle fuhren mit Freude und positiven Erinnerungen nach Hause und man war sich einig: Norwegen sieht uns wieder! fb