Durchschnittlich sind laut Bundesumweltministerium in den vergangenen zehn Jahren 880 000 Tonnen Elektro- und Elektronik-Altgeräte über die getrennte Sammlung erfasst worden, heißt es in der Pressemitteilung des Landratsamts. Gleichzeitig lagern in deutschen Haushalten Schätzungen zufolge bis zu fünf Kilogramm Elektroschrott pro Person ungenutzt in Schubladen, Kisten oder Schränken. Viele dieser Geräte könnten fachgerecht repariert und wiederverwendet, oder im Falle eines unheilbaren Defekts zumindest richtig entsorgt und recycelt werden, damit die wertvollen Ressourcen ihren Weg zurück in den Kreislauf finden. Sie landen jedoch häufig im Restmüll, Verpackungsmüll und auf anderen falschen Entsorgungswegen.
Als größte Kommunikationskampagne Europas für Abfallvermeidung legt die Europäische Woche der Abfallvermeidung (»EWAV«) den Fokus in diesem Jahr auf das Thema »Elektroschrott«. Europaweit beteiligen sich Tausende Akteure aus Wirtschaft, Industrie, Verwaltung, Bildung und Zivilgesellschaft mit eigenen Aktionen zur Abfallvermeidung.
»Gold, Silber, Platin, Kupfer, Kobalt, Lithium, um nur einige der Metalle und seltenen Erden zu benennen, die in unser aller Elektrogeräte verbaut sind. Die Gewinnung und Verarbeitung dieser Rohstoffe tragen erheblich zur Umweltverschmutzung bei. Hinzu treten Handelsbeschränkungen und Zölle, die diese Rohstoffe sehr teuer machen. Die Vermeidung von Elektroschrott ist daher ein aktiver Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz und zur Stärkung der heimischen Wirtschaft. Noch immer werden viele Elektrogeräte vorschnell entsorgt, obwohl sie noch repariert und weiterverwendet werden könnten. Wir unterstützen deshalb die »EWAV« sehr gern, weil wir alle nachhaltiger mit Elektrogeräten und den darin enthaltenen wertvollen Ressourcen umgehen sollten«, sagt Thomas Hartenberger, Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft im Berchtesgadener Land.
Abfallberater Andreas Wurm ergänzt: »Falls ein Gerät nicht mehr funktionieren sollte, besuchen Sie doch einmal ein Repaircafé in Ihrer Nähe. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass bei Kaffee und Kuchen in Verbindung mit spannenden Reparaturen – ja, nicht jeder kennt das Innenleben eines Toasters – sehr nette und informative Gespräche entstehen können und zu guter Letzt erhält das Elektrogerät ein weiteres Leben.« Im Landkreis wird das wichtige Thema Re-Use und Reparatur derzeit auf zwei unterschiedliche Arten gefördert. Um dem Trend der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken, wurde Mitte des Jahres ein Förderprogramm für Reparaturmaßnahmen eingeführt. Gefördert wird die fachmännische (und erfolgreiche) Reparatur von haushaltsüblichen Elektrogeräten, ohne Photovoltaikanlagen und Zubehör und Möbelstücken. Reparaturkosten von mindestens 100 Euro können eingereicht werden.
Der Zuschuss (pro Landkreisbürger einmal im Kalenderjahr) beträgt 20 Prozent des Gesamtrechnungsbetrages, maximal jedoch bis zu einer Höhe von 50 Euro. Auf der Internetseite des Landratsamts kann eine Liste mit Betrieben eingesehen werden, die Reparaturen anbieten, und auch auf der Internetseite www.iverschwendnix.de.
Das Repaircafé ist ein Treffpunkt zur Selbsthilfe bei der Reparatur von Elektrogeräten und anderen Haushaltsgegenständen, einschließlich Möbel oder Fahrräder. Unter Anleitung erfahrener Bastler und Fachkräfte wird der Besitzer des defekten Gegenstandes in der Fehlersuche und Behebung geleitet und angewiesen.
Der Bedarf an solchen »Einrichtungen« ist groß, so das Landratsamt, und wird in den kommenden Jahren mit Blick auf das europäische Recht auf Reparatur noch steigen.
Sollte eine Reparatur nicht mehr möglich sein, ist es wichtig, den Elektroschrott nicht über die Restmülltonne, Biotonne oder den gelben Sack zu entsorgen. »Bitte entsorgen Sie Elektrogeräte über den Handel oder an unseren kommunalen Wertstoffhöfen. Unter dem Motto »Jeder Stecker zählt« können Bürgerinnen und Bürger alle elektrisch betriebenen Gegenstände, von der Grußkarte über die Blinkschuhe für Kinder, von der elektrischen Zahnbürste bis zum Fernseher dort abgeben. Durch das anschließende Recycling werden Bauteile wiederverwendet und Rohstoffe für neue Produkte gewonnen. Das schont die Umwelt und schafft mehr Unabhängigkeit von Importen von seltenen Metallen und seltenen Erden«, so Thomas Hartenberger.
Informationen zur Entsorgung von Elektrogeräten gibt es unter www.abfallwirtschaft-bgl.de oder unter www.e-schrott-entsorgen.org.
Das Treffen fand im Rahmen des Repaircafés Bad Reichenhall zum Tag der Nachhaltigkeit am 14. November in Bad Reichenhall statt. Alle Repaircafés aus den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein und dem Flachgau-Nord waren eingeladen, sich ebenfalls mit einem Stand zu beteiligen. So wurde drei Stunden lang kräftig repariert und gemeinsam konnten über 30 Objekte inspiziert, zerlegt und oft auch »gerettet« werden.
Im Anschluss an das Repaircafé begann dann das gemeinsame Treffen der Organisatoren und Reparateuren. Für nächstes Jahr wurde auch gleich ein Nachfolgetermin beim Reparaturcafé Teisendorf vereinbart. Eine Aktionskarte auf der Website www.wochederabfallvermeidung.de zeigt alle Aktionen und Projekte, die in Deutschland zur Woche der Abfallvermeidung durchgeführt werden.
Bei Fragen zur Entsorgung von Elektroaltgeräten und anderen Abfällen ist das Abfall-Abc des Landkreises sehr hilfreich. Die Abfallberatung beantwortet Fragen per E-Mail an abfallberatung@lra-bgl.de oder unter Telefon 0 8651/773503. fb


