Vor dem Hintergrund der sinkenden Zahl an Katholiken und den damit immer geringer werdenden Finanzmitteln, ist die Kirche aufgefordert, die Immobilien und deren pastorale Nutzung genau auf den Prüfstand zu stellen, heißt es in der Pressemitteilung des Dekanats Berchtesgadener Land. Um für die Dekanate im Bistum eine Art Musterprozess zu erarbeiten, wurde das Pilotprojekt »Immobilien und Pastoral« ins Leben gerufen. Ausgewählt dafür wurde das ehemalige Dekanat Berchtesgaden, welches die Pfarrverbände Anger-Aufham-Piding, die Stadtkirche Bad Reichenhall sowie die Pfarrverbände im Berchtesgadener Talkessel umfasst.
Verantwortlich für das Projekt ist der Leiter des neuen Dekanates Berchtesgadener Land, Dekan Markus Moderegger, der auch der Stadtkirche Bad Reichenhall vorsteht. Ihm zur Seite steht ein kleines Team von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden aus dem Bereich der kirchlichen Verwaltung und der Pastoral.
Verwaltungsleiter Manfred Weber vom Pfarrverband Ramsau-Unterstein als Projektleiter, Verwaltungsleiterin Bernadette Weiss vom Pfarrverband Aufham-Anger-Piding und Ursula Nowotny, Mitglied der Kirchenverwaltung St. Zeno untersuchten in den vergangenen Monaten intensiv sämtliche Immobilien der katholischen Pfarreien und ermittelten dabei wesentliche Kennzahlen, die für eine Beurteilung zur weiteren Nutzung nützlich sind. Dabei wurden nicht nur Nutzungszeiten und -arten erhoben, sondern auch sämtliche relevanten Informationen zu Betriebskosten, Sanierungsbedarf und vieles mehr.
Ausgestattet mit diesem umfangreichen Zahlenwerk soll nun in einem nächsten Schritt festgelegt werden, wie künftig die pastorale Nutzung in diesen Immobilien ausschauen soll. Dazu wird mit Unterstützung der Kirchlichen Organisationsberatung der Erzdiözese ein »Planspiel« vorbereitet. Mitte Mai werden in zwei Veranstaltungen Vertretungen aus den betroffenen Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen eingeladen, damit diese in den folgenden Monaten diskutieren und Vorschläge erarbeiten können, welche Immobilien wie genutzt werden sollen. Dekan Markus Moderegger dazu: »Es ist kein Geheimnis, dass sich die katholische Kirche vor Ort in einer tiefgreifenden Umwälzung befindet. Dem hohen betrieblichen und investiven Aufwand für alle Immobilien steht dabei eine immer geringer werdende Nutzung der Räumlichkeiten gegenüber. Erschwerend kommt hinzu, dass wir in den kommenden 15 Jahren vermutlich auch mit einer Halbierung der Stellen im pastoralen Dienst rechnen müssen. Dementsprechend gilt es nun beherzt zu handeln und zu prüfen, welche Immobilie sich die Pfarrei vor Ort noch leisten kann und will.«
Pastorale Nutzung ist dabei ein durchaus weitgefasster Begriff, erläuterte der Dekan weiter. Dabei geht es nicht nur um den klassischen Gottesdienst, sondern auch um Kinder- und Jugendarbeit, Kindergärten, Seniorenarbeit und vieles mehr. Das Pilotprojekt will gemeinsam mit den Entscheidungsträgern vor Ort Ziele definieren, wie die pastorale Arbeit in Zukunft ausschauen soll und welche Räumlichkeiten dafür erforderlich sind.
Die Pfarreien vor Ort müssen sich darüber im Klaren sein, dass nicht mehr alles finanzierbar ist und deshalb müssen die Kirchenmitglieder mutig und beherzt vorangehen und auch Veränderungen positiv angehen.
Manfred Weber aus Schönau am Königssee, der die administrativen Tätigkeiten im Projekt koordiniert und leitet, ist sich dabei im Klaren, dass es eventuell auch zu schmerzhaften Einschnitten kommen kann: »In vielen Pfarrverbänden gibt es mehrfache Strukturen und Gebäude, die nicht mehr wirtschaftlich ausgenutzt werden. Der zunehmende Priestermangel und die steigenden Kosten zwingen die Kirche dazu, alles kritisch auf den Prüfstand zu stellen.«
Eine wichtige Rolle wird in diesem Entscheidungsprozess auch das Thema Nachhaltigkeit spielen. Das Ziel sollte sein, möglichst viele Immobilien fit für die Zukunft zu machen. Investitionen sollten gebündelt stattfinden, am besten in nachhaltige Energieversorgung und Heizungsarten. Damit soll der Schöpfungsverantwortung jedes einzelnen Menschen Rechnung getragen werden.
In einem nächsten Schritt sind nun am 16. Mai die Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen des Berchtesgadener Talkessels und am kommenden Tag die Gremien von Bad Reichenhall bis Anger zu einem Workshop eingeladen. Seinen Abschluss soll das Projekt Ende Oktober diesen Jahres mit der Vorlage der erarbeiteten Ergebnisse an das Ordinariat in München finden. fb