»Die Schallmooser Hauptstraße ist eine der interessantesten Kulturmeilen von Salzburg«, heißt es auf der Webseite des benachbarten Urbankellers. Das war sie vor 40 Jahren noch nicht. Als wir Journalisten 1984 erstmals unsere Nasen in das längliche Gewölbe stecken durften, wo einst Bier gelagert wurde und nun ein neues Theater eröffnet werden sollte, war die Nachbarschaft noch absolut »kulturlos«. Es gab das Rockhouse noch nicht, und das heutige SEAD war Geschäftslokal eines Holzhändlers. Die Gebäudezeile und die in den Kapuzinerberg hineingetriebenen Gewölbe harrten, wie man heute sagt, der Gentrifizierung.
Die traditionellen Keller zur Bierlagerung waren einst mit Eis aus dem sogenannten Eisturm gekühlt worden, das man, so gut es ging, über die warme Jahreszeit brachte. Diese ursprüngliche Funktion hatten die Kavernen längst eingebüßt. Kultur- und Wirtsleute erkannten die Option. Claus Tröger ging mit seiner wackeren Spielerschar, den Apple Stars, daran, das stimmungsvolle Gewölbe neben dem Urbankeller für Theatererfordernisse einzurichten. Die Eröffnung, eben an einem 17. November, an dem man nun das Jubiläum feierte, galt Büchners »Dantons Tod«.
Konkurs 1999
Die anfängliche Amateurtruppe avancierte in kurzer Zeit zum professionellen Ensemble mit Schwerpunkt auf zeitgenössischem Sprechtheater. 1995 hat man mit dem Theater Metropolis im Nonntal (neuerdings Proberaum der Philharmonie Salzburg) sogar einen zusätzlicher Spielort erschlossen – das war freilich zu viel des Guten. Die Schließung des Nebenschauplatzes und der Konkurs im »Stammhaus«, dem Kleinen Theater, waren 1999 die Folge.
Gut, dass es damals eine hilfreiche Nachbarin gab. Sie erkannte die Sinnhaftigkeit einer Symbiose von Wirtshaus und dezentralem Kulturzentrum. Richarda Sunkler, Besitzerin auch des Gewölbes, war es zu verdanken, dass das Theater eine Neueröffnung erlebte, zuerst als Gastspielhaus. Gemeinsam mit Programmleiter Ferdinand Jansky versuchte Richarda Sunkler ehrenamtlich (und finanziell chronisch unterdotiert) den Theaterbetrieb aufrecht zu erhalten. Das ging zwar eine Zeitlang gut, aber nach fünf Jahren drohte abermals das Aus.
In dieser kritischen Phase hat eine Schar engagierter Künstler die Initiative ergriffen und das »Kleine Theater« zu dem gemacht, was es heute ist. Peter Blaikner, Obmann des damals gegründeten Vereins, erinnert sich: »Gerda Gratzer, Caroline Richards, Edi Jäger, Markus Steinwender und ich haben das Theater als Vereinsvorstand übernommen, um es zu retten und weiterzuführen.« Ein selbstverwaltetes Haus für die freie Szene sollte es werden – und ist es schließlich tatsächlich geworden. 2007 war die Wiedereröffnung. Der Salzburger Bürgermeister brummte dem Verein freilich eine Probezeit von zwei Jahren auf. Erst danach wurden regelmäßige Fördermittel budgetiert, kam man schließlich auch in den Genuss mittelfristiger Fördervereinbarungen.
Vielfältiges Programm
Das bewährte System hat man beibehalten: Grundsätzlich arbeiten die hier auftretenden Künstlerinnen und Künstler in Eigenverantwortung. 70 Prozent des Kartenerlöses gehen an die jeweiligen Theaterschaffenden, 30 Prozent ans Haus. Dazu kommen Fördermittel, heuer von der Stadt 168 000 Euro, vom Land 142 000 Euro – beide Beträge inklusive FairPay-Zuschuss. Das Programm im Haus ist vielfältig: von Komödie über politisches Theater bis hin zu Kinder- und Jugendtheater, Kabarett und Konzerten. Der »deutliche Überhang von Komödie und Kabarett« sei der Publikumsnachfrage geschuldet, erklärt Peter Blaikner. Das Einzugsgebiet reicht über das Salzburger Land hinaus bis nach Bayern.
2025 findet zum achten Mal das Festival »DIE KABARETT« statt. »Es ist das bis dato einzige rein weiblich besetzte Kabarettfestival in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es ist ein Festival mit dem Ziel, Frauen im Kabarett Raum zu geben und die Geschlechtervielfalt in der Kleinkunst zu fördern«, sagt Katharina Pichler, Kuratorin des Festivals. Informationen gibt es online unter www.kleinestheater.at.
Reinhard Kriechbaum