Vor einigen Monaten hatte man noch zusätzlich mit der Anbindung des jetzigen Rathauses mit dem Anwesen Grassauer Straße 6/6a geliebäugelt. Diese Möglichkeit hatte Planer Simon Bauer von der Planungsgruppe Straßer GmbH aber aus vielerlei Hinsicht verworfen.
Mit vielen, in der Sitzung gezeigten Planspielen hatte Bauer dann die Einbeziehung einer möglichen Erweiterung des Bestands in einen Neubau geprüft. Als größten Vorteil machte der Planer bei dieser Lösung eine großzügige Platzgestaltung mit zwei Etagen und einem Dachgeschoß für ein Trauzimmer aus. Nachteile seien seiner Meinung nach erhebliche bauliche Defizite im Bestand. Als weitere große Herausforderung bezeichnete Bauer die Angleichung der Zimmerhöhe des alten Gebäudes an die für öffentliche Gebäude vorgeschriebene Höhe von 2,5 Meter. Die Kosten für diese Variante hat Bauer mit 5,3 Millionen Euro angesetzt, eingeschlossen sind hierbei die Freianlagen und der Abbruch der alten Schule.
Bei den Überlegungen für einen Neubau ohne Einbindung des Bestands brachte der Planer zwei Varianten ins Spiel, einen L-förmigen Baukörper und ein klassisch-rechteckiges Gebäude. Bei dem L-förmigen Bau mit einem vorgelagerten Rathausplatz gäbe es eine deutlich klarere und großzügigere Struktur des gesamten Rathausareals. Alles wäre auf zwei Etagen untergebracht. Ein Keller wäre nicht erforderlich. Im Preis von 6,2 Millionen Euro sind die Außenanlagen eingeschlossen.
Die zweite Neubau-Variante ist nach Ost/West ausgerichtet, hat zwei Geschoße plus Dach und Keller. Der klassische Bau würde 5,9 Millionen Euro kosten.
Ein klares Votum für den L-förmigen Neubau vertrat Bürgermeister Herbert Strauch (FBL), »obwohl wir uns keiner Variante verschlossen haben«. In diesem Haus sei ein wirtschaftliches Arbeiten zum Wohle der Bürger optimal, so der Bürgermeister. Auch Christian Maier (FBL), Peter Weiß (CSU) und Hans Schönberger (FBL) waren »ohne Wenn und Aber« für diesen Rathausneubau. Auch für Marco Ehrenleitner (CSU) gab es hierzu keine Alternative: »Wir müssen mindestens für die nächsten 50 Jahre planen, und da sollte es etwas Vernünftiges sein.«
Nach den Worten von Anton Stefanutti (Die Grünen) hatte der Planer »komplett das Thema verfehlt. Alles, was hier vorgestellt wurde, taugt nichts.« Was man jetzt brauche, sei keine Neuplanung sondern eine Übergangslösung. Angesichts des Platzmangels im Rathaus sei seiner Meinung nach vorrangig die Frage zu klären, wie das Rathaus entlastet werden kann. Und hier biete sich nach seinem Dafürhalten das Anwesen an der Grassauer Straße 6/6a an.
Einen Neubau hält Stefanutti wegen der zu erwartenden »riesigen Ausgaben« für einen Kindergarten, für Wohnungen und ein Altenheim zum jetzigen Zeitpunkt für schlichtweg unangemessen. Stefanutti: »Wir brauchen etwas für die Bürger und nicht für die Verwaltung, und schon gar kein Prestige-Objekt.«
Für einen Neubau, und zwar so schnell wie möglich, plädierte Stefan Haneberg (GfÜ). »Dass wir ein neues Rathaus brauchen, ist unbestritten. Und in späteren Zeiten wird der Bau nicht billiger.« Angesichts der jetzigen Null-Zins-Situation bewertete er ein Verschieben der Planung als unwirtschaftlich. In fünf bis zehn Jahren werde man wahrscheinlich für Darlehen Unsummen von Zinsen zahlen müssen.
In diesem Zusammenhang deutete Bürgermeister Strauch an, dass man wohl eh nicht vor 2026 mit dem Bau beginnen könne. Das ging Christian Maier (FBL) nicht schnell genug. Angesichts möglicher Zinserhöhungen sollte man alles dransetzen, schon 2023 zu beginnen.
Auch Uschi Geiger (GfÜ) war für eine möglichst schnelle Umsetzung der Neubaupläne, um eine baldige Umnutzung des jetzigen Rathauses in das geplante Bürgerhaus verwirklichen zu können.
Schließlich wurde beschlossen, die Planung eines Rathausneubaus ohne Einbeziehung des benachbarten Altbestands weiter voranzutreiben. Dagegen stimmten die Grünen-Gemeinderäte Margarete Winnichner, Hans Thullner und Anton Stefanutti.
Als nächster Schritt ist nun eine Sitzung der Arbeitsgruppe »Rathaus« geplant. Diese Konzeptgruppe wurde – neben dem Bürgermeister, Mitgliedern der Verwaltung und dem Planungsbüro einstimmig wie folgt besetzt: Marco Ehrenleitner (CSU), Paul Stephl (FBL), Uschi Geiger (GfÜ) und Hans Thullner (Die Grünen).
bvd