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Langläufer Florian Knopf hat einen Traum: Er möchte sich für die Olympischen Winterspiele qualifizieren. (Foto: Wukits) Foto: Ernst Wukits

Florian Knopf meldet sich zurück

Er galt als eines der hoffnungsvollsten Langlauf-Talente innerhalb des Deutschen Skiverbandes (DSV), Florian Knopf vom SLV Bernau. Seinen größten Erfolg feierte er 2019 bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Lathi mit der Bronzemedaille in der Staffel. Der Weg in die Weltspitze schien geebnet zu sein. Doch im April 2020 kam der Tiefschlag, als sein Vater plötzlich gestorben ist.


»Ich konnte diesen Schicksalsschlag nicht verarbeiten, im Leistungssport fehlte mir damals dazu das richtige Umfeld«, erinnert sich der heute 25-Jährige. »Ich habe den Spaß am Sport verloren und begann, meine Identität als Leistungssportler grundsätzlich zu hinterfragen.« Ihm wurde klar, in diesem Zustand würde er keine Leistung mehr bringen. Er musste zuerst wieder zu sich selbst finden.

Bewusster Rückzug vom Leistungssport

Um sich abzulenken, begann er ein Bachelor-Hybridstudium im internationalen Management an der Hochschule Ansbach. »Ich habe mich im August vor drei Jahren bewusst vom Leistungssport zurückgezogen, mit der Erkenntnis, dass es ein längerer Prozess wird«, betont Knopf. Er kündigte beim Zoll, seinem Arbeitgeber, und gab seinen DSV-Kaderplatz auf – eine schwere, aber nötige Entscheidung. Trotzdem trainierte er komplett eigenständig weiter. Er erstellte seine eigenen Trainingspläne, er wurde dabei von seinem früheren Jugendtrainer und Mentor Janik Werner unterstützt. Dazu schrieb er seine Bachelor-Arbeit bei BMW in München, was seinem Selbstvertrauen abseits des Sports gut tat.

Danach bekam er die Chance auf ein Sportstipendium an der University of Denver für einen Master im Management. »Ich wollte bewusst raus aus meiner Komfortzone und etwas völlig Neues wagen. Die Kombination aus Sport und Studium ist in den USA ideal. Ich konnte meine sportliche Leidenschaft neu beleben und gleichzeitig meine Zukunft nach dem Sport vorbereiten«, erklärt er. So fand er in Denver ein neues sportliches Umfeld, das ihm Motivation und Struktur gab. »Mit Top-Trainingsbedingungen, einem inspirierenden Team und professionellen Umfeld bot Denver mir den perfekten Neustart in allen Belangen«, schwärmt er.

Begonnen hat er mit einem Master in Management. Später schrieb er sich zusätzlich für einen zweiten Master in »Finance« ein. »Das war sehr anspruchsvoll. Ich wollte mir möglichst viele Optionen für die Zukunft schaffen und es war dank guter Organisation mit dem Sport gut vereinbar. Wenn man es will, dann gibt es einen Weg.«

Sportlich wurde Florian Knopf Teil eines hochprofessionellen, internationalen »Collegiate«-Teams mit einer entsprechenden Team-Dynamik und hohem Leistungsniveau. »Damit habe ich den Spaß am Skilanglauf wiedergefunden und habe kontinuierliche Fortschritte gemacht und mich zurück an die sportliche Spitze gearbeitet. Zeitweise war ich führend in der US-College-Liga mit den Plätzen zwei und fünf bei den NCAA-Championships, das größte Event im Collegesport«, sagt er stolz. Dazu kamen 2023/24 vier Weltcupstarts in Canmore und ein weiterer 2024/25 in Davos.

Seit Ende Juni ist Florian Knopf wieder in Deutschland – und das mit zwei abgeschlossenen Masterstudiengängen in der Tasche. Er ist wieder Teil des DSV-Systems, aktuell mit B-Kader-Status. Am Stützpunkt Ruhpolding ist er ins DSV-Training zurückgekehrt. »Das alles mit neuer mentaler Frische und Lust auf den Leistungssport. Und auch das Team hat mich gut aufgenommen«, freut er sich.

»Ohne Druck, aber mit 100 Prozent Einsatz«

Während seiner Zeit in Denver hatte er regelmäßigen Austausch zu seinem jetzigen Trainer Michael Bonfert. Mit ihm zusammen will er auch sein klar formuliertes Ziel erreichen, er will sich für die Olympischen Spiele 2026 qualifizieren. »Ich gehe den Weg als Underdog, ohne Druck, aber mit 100 Prozent Einsatz. Ich will einfach sehen, wie weit ich mit dem neuen Fundament kommen kann. Aber egal was passiert, ich bin jetzt schon dankbar, wieder dabei zu sein, das hätte ich vor drei Jahren nicht für möglich gehalten.«

Aus den vergangenen drei Jahren hat Florian Knopf gleich einige Erkenntnisse gezogen. »Nicht aufgeben lohnt sich. Der klassische Weg im Leistungssport ist nicht der einzige, es gibt Alternativen. Wer bereit ist, seine Komfortzone zu verlassen, kann völlig neue Perspektiven gewinnen.« SHu