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Markus Schlaffner ist seit März Vorsitzender des Kreisverbandes Traunstein des Bayerischen Roten Kreuzes. Im Gespräch zieht er eine erste Zwischenbilanz.

»Nur gemeinsam können wir Menschlichkeit leben«

Nur wenn alle an einem Strang ziehen, ist der Kreisverband Traunstein des Roten Kreuzes nach Auffassung seines Vorsitzenden Markus Schlaffner in der Lage, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Seit März – und damit seit rund 200 Tagen – steht er nun an der Spitze. In einer ersten Bilanz betont der Vorsitzende des Kreisverbandes: »Nur gemeinsam können wir Menschlichkeit leben, Hilfe leisten und Sicherheit geben für alle, die uns brauchen. Bleiben wir verbunden, engagiert und offen füreinander.«


Die vergangenen Jahre seien laut Schlaffner stark von der Corona-Pandemie geprägt gewesen, dennoch habe der Kreisverband Weichen gestellt. »Zum Beispiel haben wir in Siegsdorf einen Rettungsdienststandort geschaffen – zunächst provisorisch. Er wird im größten Bauprojekt der jüngeren Geschichte des Roten Kreuzes Traunstein, dem 'Projekt 130', seine neue Heimat finden.« In unmittelbarer Nähe zur Autobahn, zur Polizei und zur Autobahnmeisterei entstehe dort ein neues Rotkreuz-Rettungszentrum. »Wir sind gerade in den Endzügen der Bauleitplanung. Baubeginn ist voraussichtlich Mitte 2026.«

Auch Sanierungen von Garagen und Wasserwachtshütten stehen laut Schlaffner an. Hier sei der Kreisverband auf staatliche Unterstützung angewiesen. Im Bereich Ehrenamt sieht Schlaffner eine starke Struktur, betont aber: »Es gibt Flecken im Landkreis, wo wir uns schwertun, Führungskräfte zu finden. Egal ob in der Bereitschaft, Wasserwacht oder im Jugendrotkreuz – da müssen wir Lösungen entwickeln.«

Die aktuelle politische Lage, Umweltkatastrophen und die Häufung von Großschadensereignissen stellen den Verband laut Schlaffner vor zusätzliche Herausforderungen. »Kostenträger müssen höhere Budgets bereitstellen, Beschaffungen effizienter abwickeln und Bürokratie abbauen. Da wurde in der Vergangenheit zu wenig getan, und das rächt sich jetzt«, so der Vorstandsvorsitzende. Auch intern müssten Strukturen geprüft und gegebenenfalls angepasst werden, etwa durch Zusammenarbeit mit anderen Kreisverbänden bei der Fortbildung im Rettungsdienst. Das Bayerische Rote Kreuz sei für die Menschen im Landkreis unverzichtbar, betont Schlaffner. »Es ist für alle Lebenslagen da – Tag und Nacht, 24 Stunden.« Neben dem Rettungsdienst an Land, im Wasser und in den Bergen seien auch soziale Arbeit, Jugendarbeit und das große ehrenamtliche Engagement wichtige Säulen. »Wir leisten nicht nur Hilfe, sondern bringen auch Zusammenhalt, Menschlichkeit und Sicherheit in die Region.«

Den Ehrenamtlichen teilt Schlaffner mit: »Unsere Ehrenamtlichen leisten einen unverzichtbaren Dienst am Nächsten. Wichtig ist mir, dass dabei der Spaß nicht verloren geht.« Er betont außerdem die Bedeutung von Fortbildungsangeboten, insbesondere für junge Menschen, und möchte noch mehr junge Erwachsene für das Ehrenamt gewinnen.

Ein konkretes Anliegen ist für Schlaffner die Helfergleichstellung: »Feuerwehrdienst ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Aber Bereitschaften oder Wasserwacht – die gibt es halt, und wenn sie gebraucht werden, sind sie da. Das ist eine Ungerechtigkeit sondergleichen.« In der Zusammenarbeit mit den Ortsgruppen setzt Schlaffner auf Offenheit und Beteiligung: »Als Vorsitzender bin ich Kopf, Repräsentant und in der Öffentlichkeit – also möchte ich auch wissen, was vor Ort los ist, und meine Impulse einbringen. Mir ist egal, ob Haupt- oder Ehrenamt, egal welche Gemeinschaft: Ich hole alle ins Boot.«

Als großer Arbeitgeber im Landkreis sieht Schlaffner das Bayerische Rote Kreuz in einer besonderen Verantwortung. Er lobt die Kreisgeschäftsführung und betont, dass Mitarbeitende ihren Stärken entsprechend eingesetzt und gefördert würden. Entwicklungsmöglichkeiten gebe es etwa in der Verwaltung oder im Rettungsdienst.

Dem Fachkräftemangel begegnet der Kreisverband bislang erfolgreich, doch Schlaffner sieht ein Problem darin, dass qualifizierte Notfallsanitäter oft von anderen Arbeitgebern mit besseren Löhnen abgeworben werden. »Wir sind an die Tarife gebunden, das ist oft ein Klotz am Bein.«

Die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt beschreibt Schlaffner als eng: »Viele Hauptamtliche sind zusätzlich ehrenamtlich aktiv, etwa in Wasserwacht, Bergrettung oder im JRK. Das KV-Fest und ähnliche Formate tragen dazu bei, dass Grenzen zwischen Haupt- und Ehrenamt verschwimmen.«

Für die Zukunft sieht Schlaffner den Kreisverband als modernen, gut vernetzten Wohlfahrtsverband, der flexibel und nachhaltig arbeitet und die Bedürfnisse der Menschen erkennt. »Ich wünsche mir, dass wir in fünf Jahren weiterhin eine starke Gemeinschaft sind, in der sich alle Generationen mit Herz und Respekt engagieren. Und: Dass wir unseren Standort in Siegsdorf eingeweiht haben.« fb