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Mit einem Tablet können die Vitaldaten von Patienten der an dem Pilotprojekt beteiligten Pflegeheime an Ärzte übermittelt werden. (Foto: Hassan Akhtarini - ZTM)

Pilotprojekt Telemedizin für Pflegeheime startet

Eine schnellere, gezieltere und effizientere medizinische Versorgung für Pflegeheimbewohner durch ihren behandelnden Hausarzt – das ist das Ziel eines neuen telemedizinischen Pilotprojekts, das jetzt im Landkreis Traunstein startet.


Unter der wissenschaftlichen Leitung der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit regionalen Ärzten, Pflegeeinrichtungen und Kliniken soll das Projekt mit modernster Technik die Entscheidungsfindung bei unklaren, nicht akuten medizinischen Veränderungen der Heimbewohner verbessern. Durch den Einsatz telemedizinischer Lösungen sollen unnötige Krankenhauseinweisungen vermieden und die Versorgung Pflegebedürftiger optimiert werden, teilte das Landratsamt mit.

Pflegekräfte stehen bei plötzlichen Veränderungen oder Verschlechterungen des Gesundheitszustands ihrer Bewohner häufig vor der Herausforderung, direkt über das weitere Vorgehen entscheiden zu müssen. Ein Arzt ist nicht immer sofort zur Stelle, sodass in unklaren Situationen oft ein Notruf abgesetzt wird. Doch nicht jede medizinische Veränderung erfordert zwangsläufig eine Klinikeinweisung.

Hier setzt das Projekt »Telemedizinische Versorgung für Alten- und Pflegeheime im Landkreis Traunstein« an: Mithilfe eines speziell entwickelten Telemedizin-Kits können Pflegekräfte wichtige Vitalwerte wie Blutdruck, Sauerstoffsättigung, EKG oder Herzfrequenz direkt messen und rund um die Uhr in Echtzeit an einen telemedizinisch angebundenen Arzt übermitteln und sich mit diesem per Video austauschen. Dieser kann auf Basis der übermittelten Daten eine fundierte Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen – sei es eine Behandlung vor Ort, eine Medikamentenanpassung oder in dringenden Fällen eine Einweisung ins Krankenhaus.

Das Projekt setzt auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegeheimen, Hausärzten und Kliniken. Die entscheidenden Vorteile für alle Beteiligten: Bewohnern bleiben unnötige, belastende Transporte ins Krankenhaus erspart. Pflegeeinrichtungen profitieren durch eine Stärkung der Kompetenz der Pflegefachkräfte, schnellere ärztliche Einschätzungen und weniger Verlegungen. Hausärzte können effizienter arbeiten, indem zeitintensive Fahrten ins Pflegeheim vermieden werden. Der Rettungsdienst wird entlastet, weil nur tatsächlich erforderliche Einsätze durchgeführt werden. Kliniken profitieren durch die Entlastung der Notaufnahmen und die gezieltere Zuweisung von Patienten.

Das Projekt wird von mehreren Akteuren getragen. Die Technische Universität München (TUM) übernimmt die wissenschaftliche Leitung und ist Trägerin des Projekts. Zwei niedergelassene Ärzte aus dem Landkreis (Maximilian Leitner und Sebastian Bähr) übernehmen die telemedizinische Betreuung für ihre Patienten in den Pflegeheimen. Die drei teilnehmenden Pflegeheime sind das SenVital Ruhpolding, das Kreisaltenheim Palling und das Chiemgau Stift Inzell. Das TUM-Universitätsklinikum begleitet die wissenschaftliche Steuerung der Studie. Der Landkreis Traunstein unterstützt die Projektumsetzung und stellt die technische Infrastruktur bereit. Das ZTM (Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen) stellt die telemedizinische Ausstattung zur Verfügung und kümmert sich um Support, Wartung und Updates der telemedizinischen Systeme. Die Kliniken Südostbayern AG sind in das Projekt eingebunden, um eine effiziente ärztliche Abstimmung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung zu gewährleisten. Das neue Telemedizin-Projekt ermöglicht nach Angaben des Landratsamts schnelle ärztliche Einschätzungen und bestmögliche Behandlung vor Ort. Gleichzeitig werden Kliniken, Notaufnahmen und der Rettungsdienst entlastet. »Besonders in einem Flächenlandkreis wie Traunstein kann diese Form der digitalen Vernetzung eine zukunftsweisende Lösung sein«, heißt es in einer Pressemitteilung.

Aus Sicht der beteiligten Pflegeheime bietet das Projekt eine Chance, die Gesundheitsversorgung der Bewohner zu verbessern, das Pflegepersonal zu entlasten und die medizinischen Infrastruktur in der Region zu stärken. fb