Auf diese Weise wird ideell das Anliegen der 1945 in Traunstein gegründeten, progressiven Künstlergruppe »Roter Reiter« weitergeführt. Zur fünfköpfigen Jury gehörten neben Judith Bader, der Leiterin der Städtischen Galerie, noch Kirsten Benekam, Carsten Lewerentz, Evelyn Thußbas und Jeffrey Veit. Sie standen in den vergangenen zwei Wochen vor der schwierigen Aufgabe, aus den rund 75 ausgestellten Werken zum Thema »Was macht eine Stadt aus?« herauszufinden, welche Arbeiten besonders überzeugen und somit preiswürdig sind.
Eröffnet und moderiert wurde der kleine Festakt im Traunsteiner Kulturforum Klosterkirche vom langjährigen Vorsitzenden des Kunstvereins, Herbert Stahl, der sich eingangs für die breite Unterstützung bedankte, ohne die der Kunstverein Ausstellungen auf diesem Niveau und in dieser Qualität nicht umsetzen könnte.
Nach einem Anerkennungspreis für die 19-jährige Amelie Schwenk aus Surberg, deren Arbeit »Gemeinschaftspuzzle« dann doch nicht die Stimmenmehrheit erhalten hatte, würdigte Kulturamtsleiterin Dr. Birgit Löffler in der Kategorie Förderpreis zunächst das Werk »Der Stadtgärtner«, geschaffen von Philip Alexander Craubner aus Marquartstein.
Laut Jury zitiere der Künstler in seinem malerischen Werk verschiedene Stilrichtungen der Kunst und verknüpfe diese zu einer eigenen Bildsprache. Dabei greife er die Metapher der Stadt als Garten auf, dessen Infrastruktur und Gewächse gepflegt werden müssten, um gesundes Wachstum und Gedeihen zu ermöglichen. Assoziativ sei dabei auch das sensible Verhältnis von Natur und Stadt angelegt, das zu den großen Herausforderungen der Gegenwart zähle.
Die zweite Hälfte des Förderpreises ging an Paul Graßler aus Nürnberg für sein Werk »Wie wollen wir zusammenleben?«, eine 16-teilige Serie von utopischen Stadtlandschaften. Hier gelinge es dem Künstler laut Jury mit der Technik der Risographie, einem mechanischen Vervielfältigungsverfahren, in beeindruckender Weise, Aussage und Form zu einer Deckung zu bringen und die Vielfalt und Widersprüchlichkeit von Stadt- und Lebensentwürfen in einem finalen Wimmelbild umzusetzen.
In Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer übergab 2. Bürgermeisterin Burgi Mörtl-Körner anschließend den »Roter-Reiter-Preis« 2025 an Jan Démoulin aus Reutlingen für sein Video »Performative New York«. Ein Werk, so die Begründung der Jury, in dem sich der Künstler mit performativen Mitteln in die architektonische Struktur und in das Leben einer Kunstmetropole einschreibe. Dabei reflektiere er in einem experimentell und erfahrungsorientierten Prozess Aktuelles vor dem Hintergrund der Vergangenheit, wobei er das künstlerische wie persönliche Risiko nicht scheue. Damit sende er zugleich den in die Zukunft gerichteten Appell aus, sich seiner Umgebung bewusst zu werden, der eigenen Kraft zu vertrauen und Handlungsspielräume ganz persönlich aktiv zu nutzen.
Zum Abschluss bedankte sich die Kulturreferentin der Stadt Traunstein, Ursula Lay mit bewegenden Worten bei Herbert Stahl und Judith Bader, ohne deren Zeit, Einsatz und Leidenschaft der Kunstverein heute nicht das wäre, was er sei. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von der »Woody Brass Connection«, die mit flotten Jazzklängen darüber hinweg tröstete, dass infolge der unsicheren Wetterlage das geplante Sommerfest nicht im Hof des Kulturforums stattfinden konnte.
Die Ausstellung, die Mittwoch bis Freitag von 11 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet ist, endet am 3. August mit der Vergabe des Publikumspreises.
Wolfgang Schweiger