Einige in dieser Woche mit dem Nobelpreis gekürten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an der Westküste der USA, wo es zum Zeitpunkt der Preisbekanntgabe in Stockholm noch sehr früh ist. Daher war es diesmal besonders schwer, die Geehrten zu erreichen.
Omar Yaghi, der an der University of California in Berkeley forscht, erwischte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Flughafen Frankfurt, wie der Materialwissenschaftler später bei einer Pressekonferenz erzählte. Yaghi war gerade aus San Francisco gelandet und auf dem Weg zu einer Konferenz in Brüssel, als er von seinem Nobelpreis für Chemie erfuhr.
200 SMS können nicht lügen
Immunforscher Fred Ramsdell erfuhr am Montag erst nach Stunden von seinem Nobelpreis für Medizin. Seine Ehefrau Laura O'Neill habe auf einmal angefangen zu schreien, als sie auf einem Campingplatz in der Nähe des Yellowstone-Nationalparks angekommen seien, sagte Ramsdell dem Karolinska-Institut. Er habe gedacht, sie habe möglicherweise einen Grizzlybären gesehen - »aber es stellte sich heraus, es war kein Grizzlybär, und sie hat gesagt: "Du hast den Nobelpreis gewonnen!"« Das habe er nicht, entgegnete Ramsdell - »und sie hat gesagt: "Aber ich habe hier 200 SMS, in denen steht, dass du ihn gewonnen hast!"«
»Ich brauche meinen Schlaf«
Ebenfalls die Ehefrau im Spiel war bei dem am Dienstag gekürten Quantenforscher John Martinis. Seine Frau habe bis spät in die Nacht ein Buch gelesen, er selbst habe schon geschlafen, erzählte der Preisträger dem Nobelkomitee. Es habe dann etliche Anrufe und Presseanfragen gegeben. »Meine Frau ist sehr gut zu mir, sie hat mich ein paar Stunden lang nicht geweckt, denn sie weiß, dass ich meinen Schlaf brauche.«
»Das ist doch nur Spam«
Auch die am Montag ebenfalls bedachte Immunforscherin Mary Brunkow ging beim Anruf aus Stockholm erst mal nicht ran. »Mein Telefon klingelte, ich sah eine Nummer aus Schweden und dachte: "Das ist doch nur Spam"«, erklärte sie später. »Also schaltete ich das Telefon ab und schlief weiter.« Geweckt worden seien sie, ihr Mann und der Hund schließlich von Reportern.
Der am Dienstag geehrte Quantenforscher Michel Devoret ließ zunächst lange nichts von sich hören, bis sein Arbeitgeber Google schließlich eine Reaktion von ihm verschickte. Er fühle sich »geehrt«, hieß es darin. »Was für eine Überraschung! Ich bin mit vielen Anrufen und Nachrichten aufgewacht und dachte zuerst, das wäre ein Witz.« Schließlich habe er seine Tochter in Paris angerufen, die gesagt habe, dass es echt sei. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften erreichte ihn letztlich erst am Mittwoch - einen Tag nach seiner offiziellen Bekanntgabe.
»Wenn das anhält, wird es katastrophal sein«
US-Quantenforscher John Clarke war direkt zum Gespräch mit Stockholm bereit und sagte später, es sei fraglich, wie es künftig um die Nobelpreis-Dominanz der USA bestellt sein wird. Dabei fand er deutliche Worte für die von der US-Regierung unter Präsident Donald Trump vorangetriebenen Kürzungen bei Forschungsetats. »Das ist ein wirklich ernsthaftes Problem«, sagte der 83-jährige US-Amerikaner bei einer Pressekonferenz der University of California in Berkeley. Ein Großteil der wissenschaftlichen Forschung im Land werde lahmgelegt. »Wenn das anhält, wird es katastrophal sein.«
Clarke, Devoret und Martinis war der Physik-Nobelpreis für ihre Forschung zur Quantenmechanik zugesprochen worden. Brunkow, Ramsdell und der Japaner Shimon Sakaguchi erhalten den diesjährigen Medizin-Nobelpreis für ihre Entdeckungen zur sogenannten peripheren Immuntoleranz, die verhindert, dass das Immunsystem dem Körper schadet.
Der Nobelpreis für Chemie geht 2025 an die Materialwissenschaftler Susumu Kitagawa (Japan), Richard Robson (Australien) und den am Flughafen Frankfurt erreichten Yaghi. Sie hatten metallorganische Gerüstverbindungen entwickelt, die CO2 und andere Substanzen aus der Umwelt aufnehmen können.
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