Velepec beendete seine Tätigkeit im Anschluss an die Biathlon-Weltmeisterschaft in Lenzerheide (Schweiz). Reiter hatte bis dahin den deutschen Perspektivkader im IBU-Cup betreut. Daher war für den 39-Jährigen zwar das Amt, nicht aber die Sportler wirklich neu.
»Die kenne ich alle aus dem IBU-Cup. Ich habe sie alle schon in den vergangenen Jahren als Sportler betreut«, berichtet er. Neben den etablierten Weltcup-Athleten Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl) und Philipp Nawrath (SK Nesselwang), die er zudem von der Arbeit am Stützpunkt Ruhpolding her kennt, »hatte ich auch schon früher Roman Rees im C-Kader bei mir, auch Philipp Horn kenne ich gut.«
Daher war für ihn der Einstieg nicht zu schwierig. Er betreute das Team einmal bei den letzten Weltcups in Nove Mesto (Tschechien), Pokljuka (Slowenien) und Oslo (Norwegen). »Ich kenne die Burschen schon lange. Daher habe ich vor allem mit jedem Einzelgespräche geführt. Dadurch war es schnell möglich, zu erkennen, wo man ansetzen muss.«
Da es »zwischen den Rennen ja ohnehin fast keine Trainingstage gibt, ist es wichtig, dass man erst einmal nicht zu viel Input gibt«, betont Reiter. »Denn alles, was man verändert, wird zunächst einmal schlechter. Das muss man längerfristig einführen, das heißt in der Vorbereitung für die kommende Saison.«
Dass der vergangene Winter für das deutsche Männerteam nicht nach Wunsch gelaufen war, sei zwar richtig, »weil uns die Topplatzierungen gefehlt haben. Wir waren oft auf den Rängen 10 bis 30 gut dabei, allerdings zu selten auf den Plätzen der Top Sechs«, bilanziert er. Dennoch sei die Wortwahl, dass das deutsche Team ein »Problem« habe, übertrieben. Immerhin hatten Philipp Nawrath, Danilo Riethmüller (WSV Clausthal-Zellerfeld), Johannes Kühn und Philipp Horn (SVE Frankenhain) bei der WM in Lenzerheide (Schweiz) in der Staffel die Bronzemedaille geholt. Und beim Saisonfinale am Holmenkollen in Oslo »hatten wir fünf Athleten im Massenstart dabei«, verweist Reiter auf einen weiteren Erfolg. Die Plätze im Massenstart werden zum einen nach der Weltcup-Gesamtwertung, zum anderen durch die Leistungen vor Ort vergeben.
Dass es im Saisonverlauf oft nicht weiter nach vorn gegangen sei, habe tatsächlich zu einer leichten Verkrampfung geführt. »Die Burschen waren nicht ganz zufrieden. Wenn man es zu sehr will, kann es erst recht schiefgehen«, weiß Reiter. Er stellt aber auch klar: »Es bringt nichts, zu sagen, die haben es drauf. Wir müssen dahin kommen, dass wir uns in der halben Stunde, in der es zählt, gut präsentieren.«
Zunächst aber einmal bräuchten die Sportler nach der langen Saison erst eine Pause. Wenn die Vorbereitung Anfang Mai wieder losgeht, wird für Reiter persönlich der Ablauf ähnlich sein wie bisher beim Perspektivkader. Auch mit der B-Mannschaft absolvierte er einige Trainingslager und betreute auch bei der bayerischen Polizei als Ausbilder die Sportler. »Jetzt mache ich das eben in den Trainingslagern mit der A-Mannschaft.«
Besonders wichtig sei: »Im Groben erstellen wir eine gemeinsame Trainingsplanung aller Stützpunkte. Das heißt, es werden in den jeweiligen Wochen die gleichen Schwerpunkte gesetzt. Diese Linie gibt es über das ganze Jahr, hinzu kommen die Trainingslager. Ich bin froh, dass wir das System so aufstellen konnten«, blickt er voraus.
Einer der Schwerpunkte: »Vereinfacht gesagt, müssen wir besonders im Stehendanschlag unter Druck besser werden. Auch im Laufen müssen wir allgemein eine etwas höhere Geschwindigkeit hinbekommen.« Dafür sei es nicht nur nötig, eine hohe Laktattolerenz zu trainieren, »sondern auch an der Motorik zu arbeiten.«
Die Geschwindigkeit im Weltcup werde immer höher. »Das muss man trainieren. Aber ich gehe davon aus, dass wir das können, weil die Athleten von den Anlagen her sehr gut sind. Warum soll man das nicht in einem Sommer schaffen?«, fragt er rhetorisch. Seine Hoffnung: »Wenn wir öfter vorne reinlaufen, dann können wir uns auch mehr Selbstvertrauen holen.«
Um die weitere Zukunft ist ihm ebenfalls nicht bange. »Es gibt auch bei den Junioren und den jüngeren Sportlern im Herrenbereich gute, entwicklungsfähige Burschen.« Gerade die Junioren-WM habe in dieser Hinsicht Mut gemacht. Hier kämen zum Beispiel Elias Seidl (SC Ruhpolding), Leonhard Pfund (SC Bad Tölz/ebenfalls Stützpunkt Ruhpolding) oder Linus Kesper (SC Willingen)) nach, bei den noch Jüngeren unter anderem Korbinian Kübler (SC Hammer). »Warum sollten es sie nicht auch in den nächsten Jahren schaffen, nach vorn zu kommen?«
Zur Nachwuchsförderung beitragen könnten zudem auch Erfolge des deutschen Teams bei den Olympischen Spielen 2026 von Mailand, deren Biathlon-Wettbewerbe in Antholz ausgetragen werden. Gelingen dem Team unter Tobias Reiters Regie die erhofften Fortschritte, könnte dort wieder Edelmetall drin sein für die deutschen Männer – und als Motivationshilfe für den Nachwuchs dienen ... who