Mülltonnen
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Für jeden Abfall gibt es die passende Tonne – jetzt muss man den Müll nur noch richtig einsortieren. Foto: Nicolas Armer/DPA

Zehn Irrtümer bei der Mülltrennung – Hätten Sie’s gewusst?

Berlin (dpa/tmn) - Joghurtbecher ausspülen und Pizzakarton ins Altpapier – wirklich? Zwei Expertinnen räumen mit den größten Müll-Mythen auf und verraten, wie Recycling wirklich funktioniert. Testen Sie ihr Wissen.


Gelber Sack, Papiertonne, Restmüll – das System ist vertraut, doch manchmal hapert es an der Umsetzung. Wie sauber trennen Sie Ihren Müll wirklich? Nach Angaben des Statistischen Bundesamts fällt pro Person in Deutschland jedes Jahr rund 433 Kilogramm an Haushaltsabfällen an. Einen großen Teil davon könnte man wieder verwerten – wenn es beim Trennen mehr Klarheit und weniger Missverständnisse gebe. Vom Pizzakarton bis zum Joghurtbecher: Zwei Expertinnen räumen mit den größten Abfallmythen auf.

Mythos 1: »Der Müll wird am Ende ohnehin verbrannt. Oder?«

Kaum ein Satz hält sich so hartnäckig – und ist falsch. Getrennter Müll wird in Deutschland nicht einfach vermischt und verbrannt, sondern in Sortieranlagen weiterverarbeitet. »Mülltrennung ist auf jeden Fall sinnvoll – alles, was man sauber trennen kann, sollte man auch trennen«, sagt Saskia Erdmann, Projektmanagerin bei der Verbraucherzentrale Berlin.

Immerhin: Im Jahr 2023 wurden nach Angaben des Bundesamts für Umwelt rund 69 Prozent aller Verpackungen recycelt. Damit stiegt die Recyclingquote um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Die Quotenvorgaben für 2023 wurden bei den meisten Materialien bereits erreicht - doch bei Kunststoffverpackungen müsste das Recycling laut Bundesamt für Umwelt dafür noch gesteigert werden.

Besonders Papier und Glas haben Saskia Erdmann zufolge hohe Recyclingquoten. Auch Abfälle aus verschiedenen Metallen und Kunststoffen werden verwertet: »Die Scanner in den Anlagen erkennen einzelne Kunststoffe und ordnen sie einem Sortierpfad zu. So kann aus einem weißen Joghurtbecher ein Granulat entstehen, das aufgrund seiner einheitlichen hellen Farbe vielfältig wieder eingesetzt werden kann«, so die Verbraucherschützerin.

Verbundstoffe zu recyceln ist hingegen schwieriger. »Manche Verpackungen sind so aufgebaut, dass weder Verbraucher und Verbraucherinnen noch technischen Anlagen die verschiedenen Materialien trennen können«, sagt Erdmann. Dazu gehören etwa Chipstüten mit mehreren Schichten. Sie werden in der Regel aussortiert und verbrannt.

Mythos 2: »Plastik gehört immer in die Gelbe Tonne. Oder?«

Das stimmt nur zum Teil. In den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne gehören nur Verpackungen aus:

  • Kunststoff, etwa Becher, Styropor, Tüten
  • Metall, etwa Dosen und Flaschenverschlüsse
  • Verbundmaterialien mit hohem Kunststoffanteil

»Oft landen Getränkekartons fälschlicherweise im Papiermüll, obwohl sie in die Gelbe Tonne gehören«, sagt Katharina Istel, Referentin für Kreislaufwirtschaft beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Ein weiterer Irrtum betrifft den Grünen Punkt. »Nur weil etwas den Grünen Punkt trägt, heißt das nicht automatisch, dass es in die Gelbe Tonne darf – etwa Eierkartons oder Glas gehören dort nicht hinein«, erklärt Istel.

In einigen Kommunen gibt es Wertstofftonnen. Hier dürfen auch sogenannte »stoffgleiche Nicht-Verpackungen« entsorgt werden – etwa kaputtes Plastikspielzeug, alte Pfannen, Bestecke oder Kleiderbügel.

Mythos 3: »Verpackungen muss man vorher ausspülen. Oder?«

Das ist übertrieben. Es reicht, wenn man Verpackungen »löffel-rein« entsorgt - also vorher gut ausgeschabt. »Ausspülen ist überflüssig – das wäre Wasser- und Energieverschwendung«, sagt Katharina Istel. Lebensmittelreste gehören zwar grundsätzlich in den Bioabfall. Aber leichte Verunreinigungen durch sie an der Verpackung stören nicht. Glas werde ohnehin bei hohen Temperaturen erhitzt, da spielten Anhaftungen keine Rolle.

Mythos 4: »Pizzakartons dürfen ins Altpapier. Oder?«

Meistens nicht - und nur, wenn sie sauber sind. »Fettige oder verschmutzte Kartons gehören in den Restmüll«, erklärt Katharina Istel. Lebensmittelreste und Fett stören das Recycling. Ihr Rat für Mülltrenn-Profis: »Am besten fettige Anteile abreißen und in den Restmüll tun, saubere Teile ins Altpapier.«

Mythos 5: »Joghurtbecher darf man nicht stapeln. Oder?«

Das kommt auf das Material an. Becher aus demselben Kunststoff dürfen ineinander gestellt werden, so Istel. Unterschiedliche Kunststoffe müssen hingegen einzeln entsorgt werden. 

Wichtig: Aludeckel und Banderolen aus Papier vorher abmachen und getrennt entsorgen, weil die Anlage das nicht automatisch kann, erklärt Istel.

Mythos 6: »Glasscherben gehören in den Restmüll. Oder?«

Das ist teilweise richtig. Flaschen und deren Glasscherben gehören in den Altglascontainer - nach Farben sortiert. Aber: Fensterglas, Spiegel, Porzellan oder Glühbirnen haben dort nichts zu suchen - genauso wie Trinkgläser. »Sie landen oft fälschlicherweise im Altglas«, sagt Saskia Erdmann. Doch: »Sie haben eine andere Schmelztemperatur und gehören deshalb in den Restmüll.« 

Mythos 7: »Briefumschläge mit Plastikfenster sind Altpapier. Oder?«

Nur, wenn man die Materialien trennt: »Am besten alles auseinanderreißen, damit sich Papier und Kunststoff trennen lassen«, empfiehlt Istel. Gleiches gilt für Brottüten mit Sichtfenstern oder Plastikhüllen um Werbeprospekte. 

Bei Paketen empfiehlt die Expertin zudem: »Klebebänder abziehen, denn Kunststoffanteile stören immer im Recyclingprozess.«

Mythos 8: »Flaschendeckel immer getrennt entsorgen. Oder?«

Jein. Istel empfiehlt, Deckel in den Gelben Sack zu geben: Die Glassammlung könne die Deckel zwar heraussortieren, aber getrennt ist es noch besser. Saskia Erdmann sieht das gelassener: »Abschrauben ist nicht zwingend notwendig. In der Glassammlung werden die Deckel magnetisch abgetrennt.«

Mythos 9: »Tiefkühlverpackung gehört in die Gelbe Tonne. Oder?«

Nicht immer. Kartons aus Papier oder Pappe sollten ins Altpapier – beschichtete Verpackungen gehören in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne. »Das ist oft ein Problem«, sagt Katharina Istel. Nicht immer ist sofort klar, was damit gemeint ist. »Man sollte genau hinschauen, ob ein Entsorgungshinweis aufgedruckt ist«, rät die Nabu-Expertin.

Befindet sich auf der Verpackung etwa ein Dreieck, das aus drei Pfeilen besteht und in der Mitte die Nummern 20, 21 oder 22 stehen hat, handelt es sich um den Recycling-Code für Wellpappe, Pappe oder Papier, schreibt die Verbraucherzentrale.

Tipp: Fehlt so ein Hinweis, hilft meist auch eine Reißprobe. Lässt sich die Verpackung sehr einfach einreißen und ist keine dicke Laminierung erkennbar, kann diese in der Regel ins Altpapier.

Mythos 10: »Kaffeebecher gehören in den Papiermüll. Oder?«

Das ist falsch. »Einwegbecher für den To-go-Kaffee bestehen aus Papier mit Kunststoffbeschichtung. Sie gehören deshalb in die Gelbe Tonne beziehungsweise den Gelben Sack«, so Katharina Istel. Gleiches gilt für beschichtete Essensverpackungen etwa für Hamburger, Muffinförmchen oder Papp-Trinkhalme. In die Papiertonne gehört nur reines Papier.

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