Thomas Hettegger macht zu Beginn des Gesprächs deutlich, dass er alle Gäste am Jenner schätzt – ob alpine Skiläufer, Skibergsteiger, Schneeschuhwanderer oder Fußgänger. Der Berg biete nämlich genügend Platz für alle, ab dem nächsten Jahr sogar für Rodler, für die im Bereich der Mittelstation eine Bahn angelegt wird, so Hettegger. Mit dem Bau der neuen Seilbahn sowie neuer Sessellifte habe man sich ausdrücklich zum alpinen Skifahren bekannt.
Zufrieden mit Zahlen in den Ferien
Der Vorstand der Berchtesgadener Bergbahn AG blickt auf eine durchwachsene Saison zurück. Sehr gut seien die Weihnachts- und die Faschingsferien gelaufen, »wir sind sehr zufrieden.« Aber: Zu wenige Skifahrer außerhalb der Ferien machten den Winterbetrieb unrentabel, im Januar und März seien kaum Gäste in der Region gewesen.

Daher gehe man jetzt in Revision und beende den Skibetrieb. »Schon allein die Pistenpräparierung kostet zwischen 5 000 und 7 000 Euro pro Tag, mit nur wenigen Skifahrern steht das in keinem Verhältnis zum Aufwand«, erklärt Thomas Hettegger. Nach einer ersten Wintersaison 2018/19 im Teilbetrieb und wiederholtem Corona bedingten Stillstand ist 2021/22 erst die zweite Wintersaison im Vollbetrieb.
Ein ganz wichtiger Bestandteil des Skibetriebs sei die Schneeerzeugung mit 132 Lanzen und Kanonen, von denen nur die am Krautkaser zu einer neuen Generation gehören, erklärt Hettegger. Er wies darauf hin, dass für die Maschinenschneeanlage ständig zwei Spezialisten im Einsatz sind. Während die Seilbahn völlig neu sei, blieb bei der Beschneiung alles beim Alten. Die Beschneiung in der Talabfahrt funktioniere, aber alles andere sei eigentlich nur Kosmetik, stellt Hettegger fest. Er machte deutlich, dass es für eine Erneuerung der veralteten Maschinenschneeanlagen auch in Zukunft kein Budget gebe.
Kühlturm notwendig
Die dringendste Investition wäre ein Kühlturm am Speicherweiher, um bei höheren Außentemperaturen überhaupt beschneien zu können. Und so ein Kühlturm kostet etwa 1,5 Millionen Euro. Im vergangenen Dezember seien die Bedingungen sehr gut gewesen, da es sehr kalt und die Luftfeuchtigkeit niedrig war. Man habe die Piste in fünf Tagen beschneien können.
Problematisch ist auch das Gelände am Jenner: Viele Löcher und große Steine machen eine hohe Schneeauflage notwendig, um eine angemessene Piste anbieten zu können. »Viele wissen nicht, dass wir in unserem Skigebiet viel mehr Schnee für eine anständige Piste brauchen, während andere Gebiete schon mit wenig Schnee öffnen können, weil sie eine bessere Unterlage haben. Daher können wir meist erst ein paar Tage später den Skibetrieb starten als andere, das ist erklärungsbedürftig«, sagt Hettegger.
Auch das steile Gelände sei eine Herausforderung, nicht nur für die Pistenpräparierung, sondern auch für schwächere Skifahrer. »Ein schlechter Skifahrer kommt einmal zum Jenner, dann nicht mehr«, beurteilt Hettegger die Situation. »Wenn die Menschen zum Roßfeld fahren, haben auch Anfänger ein Erfolgserlebnis auf den flacheren Pisten«, weiß Hettegger, der selber ein begeisterter Skifahrer ist.
Gerne würde er die Liftanlagen diesen Winter länger offenlassen, wenn nur genügend Skifahrer kämen. So bleibt der Jenner ab Montag den Skitourengehern vorbehalten. Man werde eine Spur zur Bergstation so lange wie möglich erhalten, weil das keine großen Kosten verursacht, so der Vorstand der Berchtesgadener Bergbahn AG. »Für eine Saison mit durchgehend perfekten Pisten braucht es moderne Technik, das würde eine hohe Investition in neue Beschneiungsanlagen bedeuten,« gibt Hettegger zu bedenken.
Gondeln reinigen
Während der Revision fallen viele Arbeiten an. Die Seilbahn wird komplett durchgecheckt. 132 Schneelanzen und Kanonen für die Beschneiung sowie alle Pistenmarkierungen und Sicherungen müssen abgebaut werden. Jede Stütze wird einzeln begangen, um Abnutzungen festzustellen und Rollen bei Bedarf auszutauschen, außerdem werden alle 62 Gondeln gereinigt.
Am 8. April soll die Jennerbahn wieder in den Sommerbetrieb gehen. Auch die kommende Wintersaison ist bereits geplant: Nach den Herbstferien wird die Bahn für die Revision geschlossen, am 1. Dezember geht sie in den Winterbetrieb. Die Öffnung des Skibetriebs ist wetterabhängig, bei günstigen Bedingungen geht es mit Beginn der Weihnachtsferien los. Da Ostern 2023 bereits Anfang April liegt, wird die Frühjahrsrevision erst nach den Feiertagen stattfinden. Bei gutem Schnee und ausreichend Alpinskifahrern könnten die Liftanlagen auch entsprechend länger laufen als diese Saison.
Christian Wechslinger


