Der Rosenhof oberhalb von Berchtesgaden liegt eingebettet in grüne Wiesen mit Blick auf den Watzmann. Das Bauensemble diente der Fürstpropstei Berchtesgaden seit dem 16. Jahrhundert als landwirtschaftlicher Gutshof. Der Stadel des Rosenhofs, ein großer zweigeschossiger verputzter Flachsatteldachbau, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Nach der Säkularisation 1803 verlor die Fürstpropstei ihre Selbstständigkeit; es folgten wechselnde Besitzverhältnisse und jahrelanger Leerstand, der Verfall drohte. Eine Erbengemeinschaft verkaufte den Stallstadel schließlich 2019 an den Markt Berchtesgaden.
Rosenhofstadel wird zur Kindertagesstätte
2023 begannen die Sanierungs- und Umbauarbeiten. In den Altbestand wurde ein modernes, mehrgeschossiges Holzgebäude integriert. Die historischen Bruchsteinmauern bilden die Hülle des Gebäudes. Im Inneren sorgen natürliche Materialien wie Holz und Lehm für eine feuchtigkeitsdurchlässige Bauweise, würdigen aber auch den historischen Charakter. Seit Januar 2025 beherbergt der Stadel eine viergruppige Kindertagesstätte. Heute präsentieren sich die denkmalgeschützten Gebäude des Ensembles Rosenhof mit Rosenhofstadel (Kindergarten und -krippe) und Hauptgebäude in hervorragendem Zustand und zeigen sich in wunderbarer Lage als sinnvoll genutzte Baudenkmäler, heißt es in einer Pressemitteilung des Bezirks Oberbayern. Zur Preisverleihung im Freilichtmuseum Amerang waren Bürgermeister Franz Rasp, Marktbaumeister Peter Hasenknopf und die Architekten Rebecca und Peter Schorr gekommen.
Hofkapelle ist Erinnerungsort
Eine weitere Anerkennung geht an die Hofkapelle in Leustetten in der Gemeinde Saaldorf-Surheim. Das auch als Gitscherbauer-Kapelle bekannte Denkmal ist eher unscheinbar, hat aber eine bewegte Geschichte. Gebaut wurde es 1922 auf Initiative des Landwirts Christian Kern, der 1910 das Gitscherbauerngut übernommen hatte. Er wollte damit seinen Dank für die unversehrte Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg zum Ausdruck bringen. Charakteristisch für das Bauwerk sind das teils verputzte Bruchsteinmauerwerk sowie die mit Holzschindeln verkleidete Westseite. Das Satteldach mit Glockenturm trägt eine Glocke und ein Kreuz. Innen fällt der farbig gefasste Holzaltar im Neurokoko-Stil ins Auge, ergänzt durch ein bemaltes Antependium (Altarbehang) und einen Kreuzweg mit Papierdruckbildern.
Bis in die 1980er-Jahre feierte die Ortsgemeinschaft im Frühjahr täglich eine Maiandacht in der Kapelle. 2024 wurde diese Gepflogenheit wieder aufgenommen. Im Gotteshaus hängen Sterbebilder Verstorbener aus Leustetten. Die Kapelle ist somit nicht nur eine Kriegsheimkehrer-Kapelle des frühen 20. Jahrhunderts, sondern auch Erinnerungsort für alle Toten des Ortes. Die Eigentümerfamilie Kern pflegte die Kapelle über Jahre und sanierte sie mehrfach. 2016 wurden die Fundamente ertüchtigt und der Innenraum saniert. 2024 musste die durch Feuchtigkeit marode Dacheindeckung mit Lärchenholzschindeln erneuert werden.
Jährlich 2,5 Millionen Euro für Denkmalpflege
Alle ausgezeichneten Denkmäler hat der Bezirk Oberbayern in den letzten Jahren gefördert. Wichtig waren außerdem die fachliche Qualität, Nachhaltigkeit und Ökologie sowie die kulturelle Bedeutung der Denkmäler für Oberbayern. Für sein Förderprogramm Denkmalpflege gibt der Bezirk jährlich rund 2,5 Millionen Euro aus.
»Das ist Geld, das direkt aus der Bezirksumlage in die Landkreise und Kommunen zurückfließt«, betonte Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger bei der Preisverleihung: »Mit dem Oberbayerischen Denkmalpreis möchten wir das enorme Engagement privater und öffentlicher Eigentümerinnen und Eigentümer von Denkmälern zusätzlich würdigen. Historische Gebäude erzählen von unserer Vergangenheit und schlagen zugleich Brücken in die Zukunft – indem sie sinnvoll und oft auch für neue Zwecke genutzt werden.«
Die Auswahl traf eine Jury, der neben Mitgliedern des Bezirkstags von Oberbayern und Bezirksheimatpflegerin Dr. Astrid Pellengahr auch jeweils ein Vertreter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege sowie des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege angehörten. Den Preis verleiht der Bezirk Oberbayern alle zwei Jahre. Das Preisgeld beträgt in diesem Jahr insgesamt 22 000 Euro. Maximal können für den Oberbayerischen Denkmalpreis 25 000 Euro vergeben werden.
Informationen zu allen ausgezeichneten Denkmälern gibt die kostenfreie Broschüre zum Oberbayerischen Denkmalpreis 2025, die per E-Mail bestellt (kommunikation@bezirk-oberbayern.de) oder online auch direkt heruntergeladen werden kann. fb