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Apotheker Dr. Fabian Seibert und Bezirksrat Georg Wetzelsperger (r.) tauschten sich zum Thema »Demenzfreundliche Apotheke« aus. (Foto: Monika Konnert)

Projekt »Demenzfreundliche Apotheke« gestartet

Berchtesgadener Land – Das Projekt »Demenzfreundliche Apotheke« ist im Landkreis gestartet. Sieben Apotheken bieten für Menschen mit Demenzerkrankung und deren Angehörige unterstützende Beratung an. Bei einem Besuch in der Marktapotheke Teisendorf hat sich Bezirks- und Kreisrat Georg Wetzelsperger bei Dr. Fabian Seibert, Pressesprecher der Apotheken im Berchtesgadener Land, über die Ziele, Aufgaben und konkrete Hilfsangebote ausgetauscht, die sich aus diesem Prädikat ergeben. 


»Ich unterstütze ausdrücklich diese gemeinsame Initiative der Bayerischen Landesapothekerkammer, der Gesundheitsregion Plus Berchtesgadener Land und der Alzheimergesellschaft Südostbayern«, so Wetzelsperger. Gemeinsam mit anderen Einrichtungen und Initiativen im Landkreis wie dem Pflegestützpunkt und dem Netzwerk Soziale Dienste, können so die Hilfs- und Beratungsangebote für alte, kranke und pflegebedürftige Menschen in unserer Region deutlich verbessert werden, ist der Kommunalpolitiker überzeugt.

Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft wird das Thema Demenz immer brisanter. Für Betroffene und Angehörige ist es oftmals sehr wertvoll, wenn sie in einer für sie schwierigen Situation eine Anlaufstelle vor Ort haben, die ihnen Sicherheit geben und weiterhelfen kann. »Gerade für ältere Menschen und deren Angehörige, die wir als Kunden schon lange betreuen, sind Wohnortnähe und das Vertrauensverhältnis zu ihrer Apotheke wichtig, um sich zu öffnen und um Rat zu fragen. Unser Ziel ist es, Patienten so zu unterstützen, dass sie möglichst lange am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können«, so Dr. Fabian Seibert über seine Motivation für die Teilnahme am Demenz-Netzwerk. Konkret kann die Apotheke Risikofaktoren aufzeigen, welche die Entstehung einer Demenz fördern können und auf Anzeichen einer beginnenden Demenz hinweisen, die sich aus den häufigen Kundenkontakten ergeben können, so Seibert.

Bei Vorliegen der ersten Diagnose kann die Apotheke in die Handhabung der Arzneimittel einführen und auf Wunsch die Medikamente auch wochenweise vorbereiten. Auch bei einer fortschreitenden Demenz ist eine Begleitung und Vermittlung innerhalb des Netzwerkes möglich. »Das sind alles keine leichten Aufgaben, aber durch entsprechende Schulungen und den regelmäßigen Austausch mit den anderen demenzfreundlichen Apotheken sowie wichtigen Einrichtungen wie dem Pflegestützpunkt BGL oder der Alzheimer Gesellschaft Südostbayern sind wir dafür gut vorbereitet« so Dr. Seibert. »Demenz und altersbedingte psychiatrische Erkrankungen gehören auch zu den Beratungsthemen des Pflegestützpunktes Berchtesgadener Land, der vor knapp zwei Jahren seine Arbeit aufgenommen hat«, erklärt Bezirksrat Wetzelsperger. Neben Beratung geht es dort auch um die Vernetzung der Angebote und Anbieter, einer der Gründe, warum das Netzwerk Demenzfreundliche Apotheke eng mit dieser Einrichtung zusammenarbeiten wird. Bei Eintritt eines Pflegefalls können sich Betroffene und Angehörige vom Pflegeberater zu Hilfsangeboten im Landkreis, zu Leistungen der Kranken- und Pflegekassen oder der Sozialhilfe beraten lassen sowie Unterstützung bei den Anträgen zur Pflege oder zur Vermittlung ambulanter Dienste und stationärer Einrichtungen erhalten. Am Pflegestützpunkt angesiedelt ist auch ein Beratungsangebot des Bezirks Oberbayern, jeden Dienstag als offene Sprechstunde oder nach Terminvereinbarung.

Im vorigen Jahre hat der Bezirk an die Einrichtungen im Landkreis fast 39 Millionen Euro für ambulante und stationäre Hilfen zur Pflege, Hilfen für Menschen mit Behinderung und Förderung der Freien Wohlfahrtspflege ausbezahlt. Das sind 11 Millionen mehr als der Landkreis über die Bezirksumlage weiterleiten muss. »Der Bezirk stellt über diese Ausgleichsystematik sicher, dass in Oberbayern annähernd gleiche Unterstützungsleistungen für die Menschen sichergestellt werden«, weiß Wetzelsperger. Träger des Pflegestützpunktes sind die Kranken-und Pflegekassen, die sich zu zwei Dritteln an der Finanzierung beteiligen, ein Sechstel der Kosten übernehmen jeweils der Bezirk und der Landkreis. Angesiedelt ist er zurzeit am Landratsamt.

Sorgen bereiten den Kommunalpolitiker aber die Engpässe im Landkreis bei der Versorgung mit Kurzzeitpflegeplätzen, bei Angeboten für pflegende Angehörige oder bei der Versorgung von an Demenz erkrankten Menschen. Auch die beste Beratung stößt an ihre Grenzen, wenn das Personal fehlt. Umso wichtiger ist aber die Vernetzung, die zu einer Optimierung im Rahmen des Vorhandenen beitragen kann.

»Mit dem Netzwerk Soziale Dienste, einer einmaligen Einrichtung in der Region, werden alle Akteure im Berchtesgadener Land, die sich mit Altenhilfe, stationärer oder ambulanter Pflege oder Hilfe für Menschen mit Behinderung befassen, zusammengebracht, um sich auszutauschen und bedarfsorientierte Lösungen für bestimmte Probleme zu erarbeiten«, erklärt Wetzelsperger als Vorsitzender des Netzwerks. Die Themen sind ähnlich wie die bereits diskutierten, beispielsweise Kurzzeitpflege, Fachkräftemangel in der Pflege, Hauswirtschaftliche Versorgung und das Eingangsthema Demenz.

»Demenzfreundliche Apotheken«

Folgende Apotheken im Berchtesgadener Land beteiligen sich an dem Projekt:

Grünstein-Apotheke, Artenreitring 1 A, 83471 Schönau am Königssee

Markt-Apotheke, Marktstraße 36, 83317 Teisendorf

Ruperti-Apotheke, Marktstraße 21, 83317 Teisendorf

Bahnhof-Apotheke, Reichenhaller Straße 19, 83395 Freilassing

Linden-Apotheke, Freilassinger Straße 6, 83416 Saaldorf-Surheim

Bahnhof-Apotheke, Bahnhofstraße 20, 83435 Bad Reichenhall

Kur-Apotheke, Ludwigstraße 9, 83435 Bad Reichenhall mk

Monika Konnert