Wohlfühlen jedenfalls darf sich der Konzertbesucher, der auf übliche Art unter Tage gebracht wurde, und nach dem Abstieg von der Bahn sowie einem kleinen Spaziergang im Berg seinen wohltemperierten Liegeplatz einnehmen durfte. Die Musiker überzeugen. Optisch auch, aber das kann man erst am Ende des Konzerts sehen, beim Gruppenfoto. Musikalisch sowieso. Wenn es überhaupt an diesem durchaus ungewöhnlich-abenteuerlichem zweieinhalbstündigem musikalischem Unternehmen einen winzigen Kritikpunkt gibt, dann den, dass die kurzen Ansagen zur folgenden Musik aus den Reihen der Musikerinnen nicht von überall zu verstehen waren.
Der Berichterstatter kann also nur hoffen, dass er im langen Kritikerdienst ein paar Melodien im Gedächtnis behalten hat, die ihm den gewünschten Wiedererkennungseffekt brachten. Wichtig scheint das aber eben nicht, denn der Wohlfühlfaktor trat auch bei ihm ein. Ein Divertimento von Mozart war dabei, vermutlich KV 138. Vom großen Wolfgang Amadeus gab es auch noch das Klarinettenkonzert und das Klarinettenquintett – beides übrigens brillant gespielt von Marius Birtea im unteririschen Konzertsaal. Schmeichelklassik wolle man bieten, sagt Eva Maria von Schilgen, verantwortlich für Veranstaltungen dieser Art unter der Erdoberfläche. Musik, die vielleicht wiedererkannt wird und beruhigt. Und so war dann auch im Heilstollen dieses Ziel bald erreicht, die Entspannung spürbar. Bewegung gab es nur auf dem kleinen Podium, wo sich die profilierten Musikerinnen mit ihrem »Quotenmann« erfolgreich mühten, ein tatsächlich hochklassiges Konzert in den ungewöhnlichen Saal zu zaubern. Was ihnen mit Überzeugung gelang. Bis zum letzten Ton.
Der markante Kopfsatz der »Kleinen Nachtmusik« von Wolfgang Amadeus Mozart fehlte nicht, am Ende noch ein Stückchen Johann Sebastian Bach, dann Joseph Haydns berühmte Serenade aus Opus 3, Luigi Boccherinis längst zum Ohrwurm gewordenes Menuett, das wie vieles aus der »Schmeichelklassik« auch schon von der Schlagerbranche in Beschlag genommen wurde. Und letztlich ein Cardas, der möglicherweise als sanfter Weckruf gedacht war.
Am Ende schälte sich das Konzertpublikum aus den Decken. Zufrieden wohl und vielleicht auch ein wenig glücklich darüber, dabei gewesen zu sein. Ein kleiner Spaziergang dann und schließlich die Ausfahrt aus dem Salz, in die Realität des gerade anbrechenden Abends. Dieter Meister