Currywurst und Kartoffelchips oder Nulldiät? Ungesunde Ernährungsgewohnheiten auf der einen Seite und eine medial fremdgesteuerte Körperwahrnehmung auf der anderen machen sich auf dem Schulhof bemerkbar. Besonders erschreckend ist die deutliche Zunahme übergewichtiger Kinder und Jugendlicher. In Deutschland betrifft dies jedes sechste bis siebte Kind im Alter zwischen 3 und 17 Jahren. Verschärft wird die Situation durch zunehmenden Bewegungsmangel: Nach einer Forsa-Umfrage (2007) bewegen sich 68 Prozent aller deutschen Schulkinder weniger als eine Stunde täglich und verbringen stattdessen neun Stunden sitzend in der Schule, vor dem Computer und dem Fernseher. Manche Alterskrankheiten sind gefährliche Folgen von Übergewicht und Inaktivität: Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte oder Altersdiabetes. Wird nicht rechtzeitig gegengesteuert, führen diese Probleme zur Arteriosklerose, der Schädigung der Gefäße.
Im Rahmen des Projektes »Sternstunden der Gesundheit« soll 1 000 Schülern ab acht Jahren im Rahmen von Gesundheitstagen am Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land (SFZ) ein besseres Verständnis für gesundheitsförderndes Verhalten vermittelt werden. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei, wie einfach gesunde Ernährung sein kann, was zu viel und was zu wenig ist.
Die »Sternstunden der Gesundheit« starten am 23. Oktober mit einer Auftaktveranstaltung am Schülerforschungszentrum und werden bis etwa April 2013 - mit Ausnahme der Schulferien - stattfinden. An dem Projekt beteiligen sich 15 Schulen des Landkreises Berchtesgadener Land.
Zu dem Projekt gehört beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader: Gemessen werden die Wanddicke der Halsschlagader und deren Elastizität. Gesunde Gefäße sind dünnwandig und elastisch, um sich optimal der Blutmenge, die durch unseren Körper fließt, anzupassen. Arteriosklerotisch veränderte Gefäße hingegen sind weniger elastisch und besitzen eine dickere Wand.
Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer werden unter dem Überbegriff »gesundheitsbezogene Fitness« zusammengefasst. Diesen Eigenschaften wird ein großer Einfluss auf unsere Gesundheit zugeschrieben. Getestet werden Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer mit einfachen sportlichen Übungen: Liegestütz oder etwa Sit-ups, können die Kinder bei ausgestreckten Beinen ihre Zehenspitzen berühren und wie lange können sie am Stück laufen, bis ihnen die Puste ausgeht?
Außerdem gibt es Informationen zur »bewussten Ernährung«. Die Schüler nehmen in Kleingruppen ihr Essen unter die Lupe: Sie analysieren den Zuckergehalt von Limonade und studieren den Beipackzettel ganz genau. An einer anderen Station stellen sie sich ihr Lieblingsmüsli zusammen und lernen danach, wo die einzelnen Müslibauteile überhaupt herkommen - und wie überhaupt? Was der Brennwert von Lebensmitteln bedeutet, erfahren sie am eigenen Körper: Wie lange dauert es, bis eine Banane auf dem Fahrradergometer abtrainiert ist? Und wie kann die Energie, die eine Banane meinem Körper gibt, in mechanische und elektrische Energie umgesetzt werden?
Die Schüler werden am Schülerforschungszentrum einen erlebnisreichen Tag haben, an dem sie selbst zum Wissenschaftler werden und experimentieren dürfen.
Das Projekt wird von der Elterninitiative der Kinderklinik Großhadern und der Aktion Sternstunden e. V. finanziert. Landrat Georg Grabner hat dem Projekt seine volle Unterstützung zugesagt und die »Sternstunden der Gesundheit« am Schülerforschungszentrum somit erst möglich gemacht. Das Landratsamt organisiert den Bustransport der Schulklassen aus der jeweiligen Schule ans Schülerforschungszentrum und übernimmt die Kosten für die Verpflegung der Kinder. Insgesamt nehmen 15 Schulen aus dem Landkreis Berchtesgadener Land an dem Projekt teil.