Christa Brandner (CSU) konnte über das Vorgehen der beiden Naturschutzverbände nur den Kopf schütteln. »Wir haben den BN von Anfang an mit einbezogen, bei den Hoteldimensionen viele Abstriche gemacht. Und jetzt wird wieder geklagt, das stinkt mir enorm.« Vor allem ging es der Gemeinderätin um »falsche Behauptungen« vonseiten der Kläger. So zahle ja in Wirklichkeit der Investor den Hochwasserschutz und die genannten 660 Betten würde es nur beim niedrigsten Standard geben. Tatsächlich werden laut Christa Brandner zusammen mit dem bestehenden Hotel von Joschi Größwang dort 550 Betten entstehen. »Und es waren ja früher schon einmal 500.« Christa Brandner wunderte sich, warum nur gegen das Königsseer Hotelprojekt geklagt werde. »Wenn an anderer Stelle ein Politiker der Grünen ein Hotel errichtet, dann macht es vielleicht nichts«, sagte die Gemeinderätin und es war klar, dass sie damit den »Kulturhof Stanggaß« meinte.
Auch Thomas Janzen (Freie Wähler) hat sich nach eigenen Worten »maßlos über die Anzeige von BN und LBV geärgert«. Es sei »dreist und frech, wie mit Un- und Halbwahrheiten Spendengelder erschlichen werden, um mit einer Klage ein Projekt zu Fall zu bringen, das noch nicht einmal zu Ende geplant ist«. Er sei »schockiert darüber, wo wir uns hinbewegen«, so Janzen. Der fragte sich, ob hier nicht sogar der »Straftatbestand Spendenbetrug« vorliege. »Die Leute meinen ja jetzt, wir sind nicht ganz dicht und können keine Pläne lesen.« Tatsächlich aber habe sich jeder verantwortlich in dieses sehr gute Projekt eingebracht.
Von einem »Bettlerbrief« und »Nebelkerzen« sprach Rudi Schwaiger (CSU). Er forderte, das Verbreiten von Halbwahrheiten einzustellen. »Dem BN geht es nur ums Verhindern, das nervt«.
Zu mehr Sachlichkeit in der Diskussion rief Sabine Kruis (Grüne) ihre Gemeinderatskolleginnen und -kol-legen auf. Die beiden Hotels in der Stanggaß und am Königssee könne man nicht vergleichen, denn in der Stanggaß sei der Planer, Investor und Betreiber ja derselbe. »Das ist etwas ganz anderes.« Sabine Kruis wies darauf hin, dass es auch in der Bevölkerung Widerstand gegen das Königsseer Hotelprojekt gebe, »es sind ja keine Deppen, die die Petition unterschrieben haben«. Schließlich wohnten in der Umgebung des künftigen Hotels auch Menschen, die Angst haben. Vor einer Normenkontrollklage brauche sich allerdings niemand zu fürchten, denn die zeige ja nur, ob alles richtig gemacht wurde.
Dass verschiedene Meinungen zu dem Hotelprojekt durchaus akzeptiert würden, betonte Franz Graßl (CSU). Die unterschiedlichen Ansichten hätten das Projekt ja auch nach vorne gebracht. »Nachdem wir die Pläne immer wieder angepasst haben, waren schließlich alle im Boot«, sagte Graßl. Was man jetzt kritisiere, seien die Halbwahrheiten, mit denen Stimmung gemacht werde.
Die von Sabine Kruis angemahnte Sachlichkeit vermisste Martin Hofreiter (Freie Wähler) bei den Klägern. Kein Wort werde darüber verloren, dass im Zuge des Genehmigungsverfahrens die Dimensionen des Hotels massiv reduziert wurden, nun keine Chalets gebaut werden und auch die Bettenzahl nun geringer ist. Außerdem gebe es für den Ausbau des Pletzgrabens ein wasserrechtliches Verfahren. Besonders störte sich Hofreiter an dem Zusatz im Spendenaufruf, dass die für die Normenkontrollklage nicht mehr benötigten Mittel zwischen den Naturschutzverbänden aufgeteilt würden. »Gegen was klagt man mit diesen Mitteln dann? Gegen den Wiederaufbau der Rodelbahn, gegen den Radweg entlang der Ache oder gegen den Kührointkanal?«
»Ich kann diese Kritik durchaus nachvollziehen«, betonte schließlich Bürgermeister Hannes Rasp, der noch einmal auf die einzelnen Punkte einging. »Tatsächlich entstehen am Königssee nach dem Vier-Sterne-Standard insgesamt 357 Betten«, sagte der Rathauschef. Wenn der Standard höher werden sollte, könnten es sogar noch weniger Betten werden. Die im Immissionsschutzrechtlichen Gutachten tatsächlich erwähnten 660 Betten seien nur ein »Worst-Case-Szenario« bei niedrigem Standard. Zusammen mit dem »Hotel Königssee« von Joschi Größwang komme man letztlich in diesem Bereich auf 556 Betten – »ähnlich wie früher schon einmal«.
»Wo gibt es denn einen besseren Standort für ein Hotel als auf einem früheren Hotelgrundstück und auf einem ehemaligen Bahngleisgelände?«, fragte Rasp. Das Hotel füge sich zudem in gebogener Form ins Gelände ein, habe eine gestaffelte Höhenentwicklung. Nur an einer einzigen Stelle hinter dem Löwenstein sei es 19,90 Meter hoch – »alles andere ist niedriger«.
Dass man den Hochwasserschutz aus dem Bebauungsplanverfahren herausgenommen habe, sei eine Forderung des Landratsamtes gewesen, bekräftigte Bürgermeister Hannes Rasp. Jetzt gebe es dort ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren. »Besser geht es doch gar nicht«. Nicht richtig sei auch, so der Rathauschef, dass man für den Pletzgraben keine Alternativen geprüft habe. »Wir haben insgesamt sogar vier Varianten geprüft«, betonte Rasp. Dessen Wunsch war es, bei diesem Projekt »nicht die Fakten zu verdrehen«. Man sollte vielmehr froh sein, wenn man bald ein weiteres hochwertiges Hotel bekomme.
Ulli Kastner