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Ein Interview im Grünen: Das Verlegerehepaar Patricia und Thomas Miller im Gespräch mit Redakteurin Julia Albrecht. (Foto: Schillmeier)

»Die Medienlandschaft wird immer umkämpfter«

Das Verlegerehepaar Patricia und Thomas Miller über Erfolge der Vergangenheit und Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft


»Wir legen größten Wert auf guten Journalismus. Der Leser kann sich darauf verlassen, dass das, was er bei uns liest, Hand und Fuß hat und geprüft ist.« Diese Aussage von Thomas Miller, dem Verleger des Traunsteiner Tagblatts, gilt nicht nur heute und für die Zukunft, sondern hat bereits seit 170 Jahren Bestand. Anlässlich dieses Jubiläums haben seine Frau Patricia und er mit Redakteurin Julia Albrecht einerseits auf Erfolge des Verlags zurückgeblickt, andererseits aber auch über die großen Herausforderungen der heutigen Zeit gesprochen.

Übernahmeversuchebisher ohne Erfolg

»Bis heute sind wir vollkommen selbstständig, unterhalten eine eigene Vollredaktion und konnten bisher jedem Übernahmeversuch größerer Verlagshäuser widerstehen«, sagte Miller im Jahr 2015 beim Festabend anlässlich des 160-jährigen Bestehens des Unternehmens – und seine Worte haben immer noch Bestand. Dabei hat das Traunsteiner Tagblatt durchaus schwere Zeiten erlebt: Den wohl größten Eingriff gab es 1936. Die damals noch unter dem Titel »Traunsteiner Wochenblatt« erscheinende Zeitung wurde von den Nazis zwangsenteignet und mit deren Parteiorgan »Chiemgaubote« zusammengelegt. Der damalige Verleger Anton Miller, der Großvater von Thomas Miller, weigerte sich, der NSdAP sowie der Reichspressekammer beizutreten. Erst 1949 konnte im Verlag die Arbeit wieder aufgenommen werden. »Seitdem ist es immer bergauf gegangen «, so Miller.

Stolz sind Patricia und Thomas Miller, die das Unternehmen in der sechsten Generation führen, vor allem darauf, was bereits alles geschafft wurde. So wurde immer darauf geachtet, auf dem aktuellen Stand der Technik zu sein. »Derzeit sind wir dabei, die Onlineabteilung weiter auszubauen und zukunftsfähig zu machen«, so Patricia Miller. Als größte Meilensteine in der jüngeren Firmengeschichte nennt Thomas Miller unter anderem den Einsatz von Fotosatz Ende der 70er/Anfang der 80er-Jahre, die Umstellung auf Mac und PC Ende der 90er-Jahre sowie das Auslagern der Technik aus dem Keller des Verlagsgebäudes an der Marienstraße nach Haslach. Mit einer neuen Offset-Maschine wurde schließlich auch der Farbdruck möglich. Erfreut sind beide auch darüber, dass mit dem Kauf des Berchtesgadener Anzeigers im Jahr 2008 das Verbreitungsgebiet noch einmal vergrößert wurde. »Der wahrscheinlich größte Sprung der letzten Jahre war mit Sicherheit die Einführung des E-Papers im Jahr 2014«, sind sich beide einig.

Konzentration auf wenige Großverlage

Auch wenn beim Traunsteiner Tagblatt vieles »rund läuft«, blicken beide mit etwas Sorge auf die Entwicklung des Zeitungsmarkts in Deutschland. So machen sie kein Geheimnis daraus, dass es in den letzten Jahren schon sehr schwierig geworden ist, in der Medienlandschaft zu bestehen. »Diese wird immer umkämpfter«, sagt Thomas Miller. So gebe es – jedenfalls in Bayern – keinen eigenständigen Verlag mehr in einer vergleichbaren Größe und mit einer ähnlichen Auflage. »Leider konzentriert sich mittlerweile fast alles auf wenige Großverlage.«

Doch auch mit weiteren Herausforderungen sieht sich der Unternehmer konfrontiert. »Die gedruckte Zeitung ist nach wie vor das Hauptstandbein. Aber es wird auch hier immer schwieriger, dass es wirtschaftlich rentabel bleibt.« Als Beispiel nennen die Millers unter anderem die Zustellkosten.« So gibt es bereits Gebiete, in denen die Zustellung mehr kostet, wie der Abonnent für seine Zeitung zahlt. Ein weiteres Problem ist, dass sich der Wandel der vergangenen Jahre im Einzelhandel letztendlich auch auf das Anzeigengeschäft auswirkt. Viele kleine Geschäfte mussten schließen. »Gleichzeitig machen international tätige Mediengiganten, die in Deutschland keine oder nur sehr geringe Steuern zahlen, den Verlagen das Leben schwer«, gibt Patricia Miller zu bedenken.

Damit der Qualitätsjournalismus auch in Zukunft überleben kann, müsse die Politik etwas tun, fordert das Verlegerehepaar. »Während der Corona-Pandemie waren wir systemrelevant, in der Medienpolitik spiegelt sich das aber nicht wider.« Wichtig wäre aus ihrer Sicht, dass man auch schon Schülern vermitteln müsste, welchen Wert eine Zeitung hat.

Inhaltlich anpassen und mit der Zeit gehen

Doch trotz dieser Herausforderungen blicken die Millers positiv in die Zukunft: Ein großes Ziel des Traunsteiner Tagblatts ist es, den vorhandenen Leserstamm zu halten und weiter für die Zeitung zu begeistern. Das bedeute, dass man sich auch inhaltlich anpassen und mit der Zeit gehen müsse. Dass sich hier bereits einiges getan habe, erklären sie anhand eines Vergleichs: »Wenn man das heutige Traunsteiner Tagblatt mit einer Ausgabe von früher vergleicht, so kann man sehen, dass sie heute nicht nur farblich bunter, sondern auch umfangreicher in der Berichterstattung geworden ist. Die heutige Zeitung spiegelt das Leben in der Region weitaus mehr wider als in früheren Jahren.«

Einig sind sich beide, dass die Printausgabe auch eine gute Zukunft haben wird. »Sicherlich wird man sich Gedanken machen, wie man das technisch in Zukunft löst. Die riesigen Druckmaschinen werden dann wohl keine so große Bedeutung mehr haben, aber das lässt sich mit Sicherheit lösen. So werden beide ihren berechtigten Platz bei den Lesern finden: die digitale Ausgabe und das gedruckte Traunsteiner Tagblatt.« Julia Albrecht