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Das Musikkollegium Traunstein spielte unter der Leitung von Augustin Spiel, hier mit dem Violinisten Frank Stadler, im ausverkauften Kulturforum Klosterkirche. (Foto: Giesen)

Musikalisches Erlebnis beim Sinfoniekonzert des Musikkollegiums Traunstein – Ein Konzert voller Perlen der Musikliteratur

Traunstein – Von der ersten bis zur letzten Minute ein wunderschönes musikalisches Ereignis war das Sinfonische Konzert des Musikkollegiums Traunstein unter der Leitung von Augustin Spiel im Kulturforum Klosterkirche. Die Vorfreude des Publikums zeigte sich in allerhand Vorschusslorbeeren schon früh: Eine Woche nach der Ankündigung des Konzerts war es mit weit über 300 Zuhörern vollständig ausverkauft, sodass schließlich die Generalprobe am Abend zuvor für öffentlich erklärt wurde und die Klosterkirche auch dabei fast voll war.


Die hohen Erwartungen der Zuhörer wurden nicht enttäuscht, auch weil ausschließlich wahre Perlen der Musikliteratur auf dem Programm standen. In voller sinfonischer Besetzung mit Streich-, Holz- und Blechblasinstrumenten spielte das Orchester gleichsam zur Einstimmung die Ouvertüre aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper »Idomeneo«, die er 1781 für München geschrieben hat. Das Stück ist von höchstem tragischen Pathos durchzogen und gibt die Empfindungswelt von König Idomeneo wieder, der versprochen hat, seinen Sohn den Göttern zu opfern.

Dank der offenbar hoch disziplinierten Einstudierung klangen die Instrumente harmonisch einheitlich zusammen, auch die Blechbläser gut eingebettet, ohne zu stark hervorzutreten.

Absoluter Höhepunkt des Abends war anschließend der Auftritt des weltweit gefragten Violinisten Frank Stadler, den man wohl für die barocke und klassisch-romantische Musik als einen der weltweit führenden Geiger unserer Zeit bezeichnen kann. Er spielte das wundervolle Konzert für Violine und Orchester D-Dur, opus 61, von Ludwig van Beethoven. Bei seiner Uraufführung 1806 in Wien war es noch auf wenig Verständnis gestoßen. 40 Jahre später wiederentdeckt, wurde es an die erste Stelle aller Instrumentalkonzerte gerückt.

Eingeleitet von vier leisen Paukenschlägen, die im weiteren Verlauf bedeutsam wiederkehren, ist das Konzert ein sinfonisch gestalteter Dialog zwischen Solovioline mit ihren zahlreichen Kadenzen und Orchester. In harmonischer Abstimmung mit dem Orchester verstand es Frank Stadler, seine virtuose, tief inspirierte Beherrschung der Violine überwältigend zu demonstrieren: von hauchzarten, engelsgleichen Tönen im Allegro ma non troppo und Larghetto bis zu kräftigen, alles überstrahlenden Klängen im Rondo Allegro war es ein Genuss, zuzuhören und den vollständig in seiner Musik versunkenen Solisten zu beobachten.

Gewünscht hätten sich viele Zuhörer ein größeres Podium, um den Solisten und auch die Streicher nicht nur zu hören, sondern besser zu sehen. Denn nur die Bläser waren auf dem Podium platziert, die übrigen Musiker ebenerdig mit dem Publikum in dem riesigen Raum.

Frank Stadler wuchs in Traunstein auf und erhielt schon mit fünf Jahren den ersten Geigenunterricht bei seinem erst kürzlich verstorbenen Vater, Erich Stadler. Danach war sein wichtigster Lehrer Helmut Zehetmair an der Universität Mozarteum Salzburg, dessen Assistent er wurde. Es folgten Studien bei Ruggiero Ricci und Thomas Brandis sowie an der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz. Seit 1999 ist Stadler Erster koordinierter Konzertmeister des Mozarteumorchesters Salzburg, Gastprofessor an der Universität Mozarteum und Widmungsträger mehrerer Violinwerke zeitgenössischer Komponisten.

Nach der Pause erklang zum Abschluss die sechste Symphonie in C-Dur von Franz Schubert, der das Werk als 20-Jähriger von Oktober 1817 bis Februar 1818 geschrieben hatte. Sie strotzt von jugendlichem Überschwang, von Lebenslust und Tatendrang. Der Einfluss Beethovens auf den jungen Komponisten wird deutlich, aber auch der von Mozart und Haydn. Im vierten Satz folgt Schubert dem Stil des Opernkomponisten Gioacchino Rossini (1792 bis 1868).

Der jubelnde Applaus am Schluss des Konzerts dauerte lang, sodass das Orchester noch eine Zugabe spielte: Eine Spur noch temperamentvoller als zuvor erklang der letzte Satz von Schuberts Symphonie noch einmal, sodass alle Zuhörer glücklich beschwingt in den späten Abend gingen.

Christiane Giesen