Bildtext einblenden
Musizierten kongenial zusammen: Daniel Spaw (Rechts), Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmoniker, und Ausnahme-Hornist Pascal Deuber.

Fulminante Abschluss-Matinee der Mozart-Tage

Mit einer fulminanten Konzert-Matinee unter dem Motto »Auf der Jagd« haben die Mozart-Tage 2025 der Bad Reichenhaller Philharmoniker ihren erfolgreichen Abschluss im Königlichen Kurhaus gefunden. Entsprechende Kompositionen, das Instrument Horn und das Thema »Jagd« fanden darin synergetisch zusammen.


Dem dreisätzigen Konzert für Horn und Orchester von Joseph Haydn ging eine Lehrstunde in Instrumentenkunde voraus: Der Ausnahme-Solist Pascal Deuber zeigte anhand von Klangbeispielen den Unterschied zwischen dem Naturhorn, für welches das Konzert zu Haydns Zeiten komponiert worden war, und dem Ventilhorn, auf dem Deuter das Konzert brillant darbot. Die Zuhörer erfuhren auch, wie sich das Instrument Horn vom Instrument für die Kommunikation auf der Jagd zu einem Orchesterinstrument entwickelt hat, was ein D-Dur-Bogen ist, und dass für jede Tonart ein anderer Bogen eingesetzt werden muss. Eine Dur-Tonleiter könne zum Beispiel auf dem Naturhorn nur mit Hilfe der »Stopftechnik« gespielt werden: Die rechte Hand im Trichter müsse dabei spieltechnisch den Luftstrom regulieren.

In seiner Begrüßung blickte Chefdirigent Daniel Spaw auf die vergangenen Mozart-Tage zurück – Chanelle Bednarczyk erhielt bei der Matinee nochmals stürmischen Applaus für ihre Darbietung des fünften Violinkonzerts von Wolfgang Amadeus Mozart im ersten Konzert. Die ersten und zweiten Geigen rahmten auf der Bühne die Bratschen und Celli ein. Die kammermusikalisch ausgestalteten Passagen in »Cosi fan tutte« klangen zauberhaft und ließen den Kontrast zum Forte gut hervortreten.

Anmutig und virtuos in den Soli und emphatisch begleitet vom Orchester nahm Pascal Deuber – in diesem Jahr »Artist in Residence« – mit den Ecksätzen im Allegro vivace und dem Mittelsatz im Andante das Publikum gefangen und vermittelte ein ganzes Spektrum an Gefühlen. In allen Sätzen glänzte der Solist zusätzlich in den Kadenzen und zeigte alle Facetten des Horns in klangschön-präziser Intonation, mit Virtuosität bei den aufgelösten Akkorden und spannungsaufbauend im langsamen Satz mit eingestreuten kurzen Notenwerten. Überwältigender Applaus krönte seine kunstvolle Darbietung.

In der Sinfonie »La Chasse« von Antonio Rosetti, einem Zeitgenossen Mozarts, begab sich das Orchester nochmals auf die Jagd, nachdem in »Cosi fan tutte« die Frauen Jagd auf Männer gemacht hatten und im Hornkonzert das Instrument der Jagd im Mittelpunkt gestanden hatte.

»Möchte ein Komponist einen Eindruck hinterlassen, dann schreibt er diese Sinfonie«, kündigte Spaw an. Das Orchester unter seiner Leitung bewies dies unmittelbar durch die wiederholten, wirkungsvollen Crescendi vom leisesten Piano bis zum Fortissimo im ersten Satz. Der musikalische Dialog zwischen Streichern und Bläsern im Andante und im Trio des Menuetts endete in einem freudig und schwungvoll dirigierten Schlusssatz Allegro non presto »à la chasse« – ein wunderbarer Gegensatz der Energien, welcher der Musizierfreude der Orchestermusiker gut zu Gesichte stand.

Um dies zu unterstreichen, wollte Daniel Spaw das Trio möglicherweise noch eine Idee ruhiger nehmen, wie seinen Handbewegungen kaum sichtbar zu entnehmen war. Das Jagdmotiv im titelgebenden vierten Satz war nicht plakativ, sondern fein ziseliert auskomponiert, nur in der Coda triumphierten die typischen Dreiklangmotive. Jubel und Begeisterung im Saal und dann die Frage »Haben Sie Lust auf eine Zugabe?« Und ob.

Bei »Halali« für Solo-Horn und Orchester von George Templeton Strong (1856 bis 1948) zog Pascal Deuber nochmals alle Register, variierte die Anblas- und Atemtechnik und ließ das Horn bei den Echoeffekten auch mal gepresst (»cuivré« – kupfern) klingen. Nicht enden wollender Applaus und Blumen für den Dirigenten waren der Lohn. Den Blumenstrauß gab Spaw an die erst achtjährige Shahnaz im Publikum weiter – sie lernt Geige, kommt aus Syrien und wohnt mit ihrer Familie in Traunstein.

Brigitte Janoschka