Leichtathletik: Weltmeisterschaft
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Julian Weber geht wieder einmal bei einer WM leer aus. Foto: Michael Kappeler/DPA
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Mehr als fünf Meter hinter der Jahresbestweite: Julian Weber. Foto: Michael Kappeler/DPA
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Wirkte ratlos: Julian Weber. Foto: Oliver Weiken/DPA
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Neuer Weltmeister: Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago. Foto: Michael Kappeler/DPA

WM-Qual geht weiter: Weber bleibt nach Infekt ohne Medaille

Tokio (dpa) - Alles ist für die ersehnte erste Medaille von Julian Weber auf Weltebene angerichtet, doch der Weltjahresbeste geht wieder leer aus. Platz fünf statt Edelmetall. Die nervige Serie hält an.


Speerwerfer Julian Weber verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, schloss die Augen und legte sich enttäuscht auf den nassen Boden. Der 31-Jährige wurde bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio seiner Rolle als Goldfavorit nicht gerecht und verpasste die ersehnte erste WM-Medaille.

»Es ist jetzt kein Weltuntergang«, sagte Weber. Aber natürlich es sei »Scheiße«, fügte er an. Mit 86,11 Metern belegte der Weltjahresbeste beim Sieg von Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago den fünften Platz. Seine Final-Misere konnte er bei der WM in der japanischen Millionenmetropole geschwächt von einem zurückliegenden Infekt erneut nicht beenden. Er wartet weiter auf seine erste Medaille bei einer großen globalen Meisterschaft. 

»Es ist jetzt einfach bitter, dass es jetzt wieder mal Weltmeisterschaften trifft. Natürlich könnte man meinen, das ist etwas Mentales, aber das würde ich nicht behaupten. Es ist körperlich gerade«, sagte Weber. Er sei »einfach nur leer und traurig gerade«, betonte er. »Es ist vorbei jetzt. Die Chance, die man absolut wahrnehmen hätte können, die Medaille, die einem gefühlt fast zugestanden hat.« Der Deutsche Leichtathletik-Verband steht nach sechs von neun WM-Tagen bei dreimal Silber.

Weber von Infekt geschwächt

Walcott, der 2012 Olympiasieger in London wurde, gewann vor Anderson Peters aus Grenada und dem Überraschungsdritten Curtis Thompson aus den USA. Walcott schleuderte den Speer auf 88,16 Meter - eine Weite, die Weber in diesem Jahr schon häufiger übertraf.

»Es wäre absolut möglich gewesen«, betonte er. Doch der gebürtige Mainzer wirkte nach einem überstandenen Infekt immer noch angeschlagen. Er habe eine Woche flachgelegen, sagte Weber. Ein erfolgreicher Null-auf-Hundert-Auftritt glückte ihm nach dem Virus nicht.

Weber haderte von Beginn an mit seinen Würfen und schüttelte wiederholt den Kopf. An seine Saisonleistungen konnte er am sechsten WM-Tag nicht annähernd anknüpfen.

Webers Coach: »Das ist nur Armwerfen«

»Er soll sich ein bisschen entspannen, hinsetzen und nicht mehr wie ein Wiesel hin- und hersausen und allen anderen zugucken, sondern sich auf sich fokussieren. Und dann versuchen, mal die Beine mitzunehmen. Das ist nur Armwerfen - und dann kann man halt nicht weit werfen«, sagte Webers Trainer Burkhard Looks nach den ersten beiden Versuchen seines Schützlings. Doch die Ratschläge des Coaches brachten nichts.

»Er kann auch nicht zaubern. Wenn du halt krank bist, bist du krank. Ein Ottonormalverbraucher braucht auch sieben Tage, um einen Infekt auszukurieren«, sagte Looks mit Blick auf Webers zurückliegende Krankheit im ZDF.

Weber: »Ich werde stärker zurückkommen«

Zwar durfte Weber bei den Europameisterschaften in München vor drei Jahren über den Titel jubeln, bei globalen Ereignissen ist er noch ohne Medaille. Sowohl bei der WM in Eugene 2022 als auch ein Jahr später in Budapest verpasste er das Podest als Vierter knapp. Auch bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 musste er sich mit Platz vier zufriedengeben. In Paris wurde er im Vorjahr Sechster.

Weber will sich auch von der nächsten Enttäuschung nicht von seinem Weg abbringen lassen. »Ich weiß, dass ich noch viele Medaillen gewinnen und immer besser werden kann. Ich weiß, dass es noch längst nicht das Ende ist«, sagte Weber. »Ich werde stärker zurückkommen.«

Weber war in der Form seines Lebens

Dabei war Weber in dieser Saison so gut wie noch nie. Mehrmals knackte er die magische 90-Meter-Marke. Beim letzten wichtigen Meeting in Zürich vor drei Wochen übertraf er gleich zweimal die 91 Meter. Mit einem der beiden Versuche schleuderte er den Speer auf 91,51 Meter, was persönliche Bestweite und Weltjahresbestleistung bedeutete. Dann kam der Infekt - und die Form seines Lebens war offensichtlich weg.

Auch in Tokio deutete Weber sein Potenzial an. Mit 87,21 Metern überstand er die Qualifikation ohne Probleme und ließ eine Ansage folgen. »Viel mehr« sei für das Finale drin, hatte er nach der Quali noch gesagt. Doch im Finale blieb er sogar hinter der Qualifikationsweite, die für Bronze (86,67 Meter) gereicht hätte, zurück.

Hochspringerinnen Honsel und Onnen im Finale

Während für Weber der Medaillentraum geplatzt ist, darf Hochspringerin Christina Honsel weiter auf Edelmetall hoffen. Sie sei »einfach happy«, dass sie im Finale am Sonntag (12.05 Uhr) stehe, sagte die 28-Jährige. Mit Imke Onnen (31) steht auch noch eine zweite Deutsche im Endkampf. Honsel überquerte 1,92 Meter, Onnen genügte eine Höhe von 1,88 Meter.

Dreispringerin Caroline Joyeux wurde bei ihrer Final-Premiere bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften Zehnte. Beim Sieg der Kubanerin Leyanis Pérez Hernández (14,94 Meter) kam die 24-Jährige auf 14,00 Meter. Joyeux blieb im Regen von Tokio 45 Zentimeter hinter ihrer persönlichen Bestleistung und 19 Zentimeter hinter der Weite aus der Qualifikation.

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