In Geschichten ist der Wolf oft böse. Im Märchen von Rotkäppchen frisst er die Großmutter. Wenn man das hört, kann man Angst bekommen. Es ist aber eine ausgedachte Erzählung. Wenn es um Wölfe und Furcht geht, ist es nämlich so: Die Tiere haben Angst vor uns Menschen. Das bestätigt eine neue Studie.
Ein Forschungsteam beobachtete Wölfe in einem großen Gebiet in Polen. Sie spielten über Lautsprecher unterschiedliche Geräusche ab und filmten die Tiere. Zu den Geräuschen gehörten Hundegebell, menschliche Stimmen und Naturgeräusche wie etwa Vogelrufe.
Angst hat Gründe
Hörten die Wölfe menschliche Stimmen, flohen sie doppelt so schnell wie bei Naturgeräuschen. Wölfe hätten allen Grund dazu, Angst vor Menschen zu haben, sagt Liana Zanette. Sie ist die Leiterin der Studie. Denn weltweit würden viele Wölfe von Menschen getötet. Bei uns in Deutschland galten sie lange als ausgerottet. Jetzt leben die Tiere wieder bei uns und sie stehen unter Schutz.
Verlieren geschützte Wölfe ihre natürliche Scheu vor Menschen? Die Studie zeigt, dass das nicht so ist. Selbst dort, wo Wölfe streng geschützt sind, vermeiden sie den Kontakt mit Menschen.
Jagen, ohne zur Beute zu werden
Deswegen seien die Tiere auch häufig nachts aktiv. Dann zu jagen ist für sie sicherer. Denn es gehe für sie immer um die Frage: »Wie komme ich an Futter, ohne selbst zur Beute zu werden?«, sagt Liana Zanette. Wenn Wölfe sich Orten mit Menschen nähern, liege das nicht daran, dass sie keine Angst haben. Sie sind dann einfach sehr hungrig und der Geruch von etwas Essbarem lockt sie an.
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