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In der Zieglerwirtsstube – ein Teil ist auf unserem Foto zu sehen – dürfen sich maximal nur noch 20 Personen gleichzeitig aufhalten. Eine stärkere Belegung lassen die Bestimmungen des Brandschutzes nicht zu. In der Stube ist insgesamt Platz für 60 bis 70 Personen. (Foto: Pültz)

Zieglerwirtsstube droht Aus als Veranstaltungsraum

Traunstein – Der traditionsreichen Zieglerwirtsstube im Heimathaus droht als Veranstaltungsraum das Aus. Weder der Gebäudeeigentümer, die Stiftung Heimathaus, noch andere dürfen neuerdings alle Plätze im großen Raum im ersten Stock des Gebäudes Stadtplatz 3 voll und ganz den Besuchern zur Verfügung stellen. Dr. Jürgen Eminger, der Leiter des Heimathauses, berichtete im Kulturausschuss des Stadtrats, der technische Dienst sei im Haus gewesen und habe dann mitgeteilt, dass sich künftig gleichzeitig nur noch maximal 20 Leute in der Zieglerwirtsstube aufhalten dürfen. 


Ehe der Leiter des Heimathauses – des Stadt- und Spielzeugmuseums – seinen Bericht über das abgelaufene Jahr ablieferte, verkündete er die schlechte Nachricht: Weil die Stiftung Heimathaus, getragen von der Stadt und dem Historischen Verein für den Chiemgau zu Traunstein, die Brandschutzauflagen nicht erfüllen kann, dürfe sie nicht mehr über 20 Gäste in die Zieglerwirtsstube einlassen. Die Begrenzung auf diese Zahl sei, wie Eminger sagte, der »Todesstoß« für die Zieglerwirtsstube als Veranstaltungsraum, der Platz für 60 bis 70 Personen biete. Vor diesem Hintergrund mache eine weitere Nutzung keinen Sinn.

Der Museumsleiter malte ein düsteres Bild. Das gesellige Leben, das mit den Veranstaltungen im Haus über Jahre und Jahrzehnte gewachsen sei, drohe wegzubrechen. Pro anno hatten zuletzt seinen Angaben zufolge 40 bis 50 Belegungen stattgefunden. »Mir blutet das Herz«, so Dr. Eminger. Die Zieglerwirtsstube sei Bestandteil eines Gasthauses, das schon seit über 300 Jahren in Traunstein bestehe – und das damit zu den ältesten Wirtshäusern der Stadt zu zählen sei. Er richtete einen eindringlichen Appell an die Verantwortlichen, die alte Tradition wieder zu beleben und die Zieglerwirtsstube erneut einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

In seinem Bericht über das vergangene Jahr betonte der Leiter des Heimathauses, dass der Leihverkehr und die Beratungen die Tätigkeiten bestimmt hätten. Die Corona-Krise habe das Geschehen im Museum stark beeinträchtigt. So seien insbesondere auch nur zwei Ausstellungen möglich gewesen: eine über Traunstein um 1900 und eine über 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

In seinem Ausblick erwähnte Eminger unter anderem, dass die Stiftung Heimathaus 2026 dann 75 Jahre alt wird. »Wir haben es auf unsere Fahnen geschrieben, dieses Jubiläum vorzubereiten.« Der Geburtstag könnte auch einen Anlass geben, das neue, dann mit dem Mayerhaus erweiterte Museum Wirklichkeit werden zu lassen. Eminger gab als Zielsetzung für das von der Stadt zu bewerkstelligende Vorhaben aus, dass das Museum künftig nicht nur ein Museum sein dürfe. Eine Weiterentwicklung sei vonnöten. Eminger: »Wir müssen das Haus öffnen, das Haus muss ein Haus der Begegnung sein.«

Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (CSU) nahm den Ball auf und plädierte dafür, einen Schritt nach dem anderen zu unternehmen. Im Museum laufe zurzeit die Inventarisierung. In der Folge sei dann ein Nutzungskonzept zu erstellen, ehe dann Baumaßnahmen ergriffen werden können. Der Oberbürgermeister wünschte sich, dass das Museum dann einmal von Senioren und Kindern, von Wissenschaftlern und Laien sowie von Einheimischen und Gästen gleichermaßen gern besucht wird.

Karl Schulz (CSU) betonte, dass das Inventar im Haus kein »altes Glump« sei. Vielmehr besitze jedes Exponat einen Wert – und zwar als Zeugnis aus der Welt der Vorfahren. Die Objekte müssten erhalten werden. Schulz meinte weiter, dass die Heimatgeschichte im Alltagsbewusstsein der Bürger einen viel höheren Stellenwert einnehmen sollte. Er bedauerte sehr, dass die Zieglerwirtsstube nicht mehr nutzbar ist. Als Besucher von Veranstaltungen habe er sie in seine DNA aufgenommen.

Stiftungsvorsitzender Reinhold Dendorfer erläuterte, dass bereits einige Schritt in Richtung neues Museum unternommen worden seien. Eine Machbarkeitsstudie sei bereits erstellt worden, ebenso ein bauhistorisches Gutachten. Die Inventarisierung laufe, so der Vorsitzende der Stiftung – er ist der Kämmerer der Stadt Traunstein –, ein Sammlungskonzept liege bereits im Entwurf vor.

Auf Nachfrage aus dem Gremium gab Eminger dann noch einmal weitere Einzelheiten zur Zieglerwirtsstube bekannt. Nicht darstellen könne man insbesondere die aus Sicht des Brandschutzes nötigen Fluchtwege. Bislang habe man die Gegebenheiten toleriert und damit Veranstaltungen ermöglicht – dem sei nun nicht mehr so.

»Die Zieglerwirtsstube ist die gute Stube von Traunstein«, sagte Hümmer. Er plädiere »stets für Sicherheit, aber auch für Sicherheit mit Augenmaß«. Im Rathaus sei man an einem lebendigen Zentrum interessiert – und da gehöre das Heimathaus dazu. Kreativität sei einzusetzen.