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Alessandro Bruno, Cathy Stevens, Band-Managerin Claudia Egginger und Udo Dzierzanowski (v.l.) vor der Einfahrt in den Heilstollen.
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Musizierten mit Hingabe und berührten ihr Publikum: Cathy Stevens, Alessandro Bruno und Udo Dzierzanowski (v.l.) in der magischen Kulisse des Salzheilstollens. (Fotos: Veronika Mergenthal)

Magische Klangreise im Salzheilstollen

Berchtesgaden – Warme indirekte Lichter, der magische Salzsee, die klare salzhaltige Luft – ein perfektes Ambiente für eine ganz besondere Art der Musik, die etwa 50 Besucher im ausverkauften Salzheilstollen verzauberte.


Der »Europa String Choir«, drei sympathische Musiker, die sonst international unterwegs sind, eröffnete seine Tour 2025 im einzigen Heilstollen Westeuropas. In ihrer elektronischen Kammermusik verschmelzen viele verschiedene Einflüsse.

Gegründet wurde die international renommierte Band bereits vor 31 Jahren in Rom und hat auch zahlreiche Projekte im Bereich der Heil- und Kunstszene sowie der spirituellen Szene im In- und Ausland musikalisch begleitet. Die selbst geschriebene, rein instrumentale Musik reicht von sanft und berührend bis zu komplex und rhythmisch, wobei die Stille immer im Mittelpunkt steht.

Die drei Musiker gestalteten das Konzert im Heilstollen mit fließenden Überleitungen, sie improvisierten auch und ließen sich wie immer auf die Schwingungen des Ortes ein. Die aus England stammende Cathy Stevens erzeugte an der eigens für sie gebauten sechssaitigen »Violectra« sphärische Klänge, die nicht nur an die Violine erinnerten, sondern auch die Wärme der Viola und das Volumen des Cellos in sich bargen. Mit ihrem Partner Udo Dzierzanowski (Gitarre), in West-Berlin aufgewachsen, lebt sie in Kirchberg am Inn bei Simbach im Kreis Rottal-Inn. Das Paar ist ständig in der Welt unterwegs, zusammen mit dem Gitarristen Alessandro Bruno aus Rom.

Nach der Einfahrt mit der Bergwerksbahn machten es sich die Konzertbesucherinnen und -besucher in Liegestühlen mit Decken und Wärmflasche rund um den Salzsee bequem. Für dieses Highlight hatten sie zum Teil lange Anfahrtswege bis zu zwei Stunden in Kauf genommen. Zum Publikum zählten laut Heilstollen-Geschäftsführerin Eva Radmann sowohl Stammgäste, die neugierig auf das neue Musikangebot waren, als auch Touristen und Reha-Patienten. Darüber hinaus waren etliche Münchner und einige Salzburger wegen der Band gekommen. Zum ersten Mal, so Radmann, seien bei einer Premiere alle Karten im Vorfeld reserviert gewesen und trotz besten Wetters seien auch alle Besucher gekommen, was ebenso ungewöhnlich sei.

Zu jedem Stück hatten die Musiker eine eigene Geschichte. Das erste Lied, »Cloudy«, ging fließend über zum berührenden »Bertha Book«, einem der in Berchtesgaden vorgetragenen noch unveröffentlichten Titel. Die Melodie kam Udo in den Sinn, als Cathys Mutter in England im Sterben lang; die alte Dame hatte bis zuletzt regelmäßig mit ihrer Violine im lokalen Orchester gespielt und wollte auch noch zu komponieren anfangen. Quasi stellvertretend schrieb Udo für sie dieses Stück.

In den instrumentalen Liedern, die stilistisch ganz eigene Wege beschreiten, verschmelzen unter anderem Einflüsse aus der klassischen Kammermusik, der Gitarrenliteratur, der experimentellen Szene, der Weltmusik und der elektronischen Musik. »Blue Silver« zum Beispiel, ebenfalls ein nicht veröffentlichtes Lied, das im neuen und achten Album Ende des Jahres kommen wird, begann mit einer schlichten Geigen-Melodie, von gezupften Gitarrenklängen begleitet, und meditativen Wiederholungen, die in eine sich immer mehr verdichtende und immer freiere Musik mündeten.

Am Ende gab es zum Wieder-Aufwachen zwei lebhaftere Lieder, wie das »Carol« vom Album »The starving Moon«, das mit immer mehr umspielten Ostinato-Klangen begann und mit reizvoller Rhythmik und ungewöhnlichen Akkorden jeden Augenblick neu überraschte.

Die Bandmitglieder sind aktiv im weltweiten Netzwerk des vom englischen Gitarristen Robert Fripp, bekannt durch King Crimson und David Bowies »Heroes«, gegründeten »Guitar Craft/Guitar Circle«. Sie wirken als Organisator, Leiter oder Teilnehmer bei Workshops in Deutschland, Italien und Spanien mit.

Wer das Konzert in Berchtesgaden verpasst hat, kann das Ensemble diese Woche noch an weiteren faszinierenden Orten erleben, wie am Donnerstag, 13. März, um 20 Uhr im MARK in Salzburg im Rahmen einer Vernissage im Kulturhaus für zeitgenössische Kunst. Am Freitag, 14. März, sind sie um 19 Uhr in einem ehemaligen Schiff, der »Alten Utting«, in München zu hören und am Samstag, 15. März, um 19.30 Uhr im Café Leni in Simbach. Danach geht es für die Band weiter nach Italien, in die Schweiz und nach Spanien. Nach diesem Erfolg wird es sicher nicht das letzte Konzert der drei virtuosen Musiker in Berchtesgaden gewesen sein.

Veronika Mergenthal

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