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Dieses Klöcklsinger-Quartett ist auf der Au bestens bekannt. (Fotos: B. Stanggassinger)
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Diese Stanggaßer Klöcklsinger besuchten auch das Oislerlehen.

Gesang und gute Wünsche in der Klöcklnacht

Berchtesgadener Land – Drei Klöcklnächte gibt es im Dezember im Berchtesgadener Talkessel: immer donnerstags vor Heiligabend. In diesem Jahr war der erste Donnerstag im Advent die Nacht des Nikolaus und der Buttnmandl, so wurde auf ein Klöcklsingen verzichtet. Am Donnerstag folgte nun die zweite Klöcklnacht, die auch vielerorts stattfand.


Im Volksmund wird erzählt, dass in der dritten Klöcklnacht nicht mehr gegangen werden soll, sonst gehe der Teufel mit. Michael Rasp von den Auer Klöcklsingern hat Nachforschungen angestellt und festgestellt, dass man das damals den armen Leuten so erzählte, damit bei einem dreimaligen Singen kein »Ruach«, also eine gewisse Habgier, aufkam.

In der Stanggaß war am Donnerstag eine Gruppe mit acht Klöcklsingern unterwegs: Korbinian, Valentin und Benedikt Stanggassinger, Nadine, Felix und Lukas Schmuck sowie Anna und Lisa Kurz. Ihre Klöckl­roas begann mit Einbruch der Dunkelheit, ihr erster Platz war das Oislerlehen. Xenia und Hans Koller öffneten die Haustür ihres Bauernhauses und waren sichtlich begeistert von den gesungenen Liedern und selbst geschriebenen Versen in Gedichtform. Es folgten instrumentale Einlagen, gespielt auf der Trompete von Korbinian Stanggassinger und auf einer Diatonischen Ziehharmonika von Valentin Stanggassinger. Mit den besten Wünschen für die bevorstehende Christkindlnacht und das kommende Jahr verabschiedeten sich die verkleideten Kinder und Erwachsenen und zogen zum nächsten Haus.

Auf der Au machten sich nach Feierabend vier Erwachsene auf den Weg: Hans und Sepp Höllbacher, Wolfgang Geistlinger und Michael Rasp. Gekleidet waren die gestandnen Männer mit Bund- und Langlederhosen, dicken »Schaiken«, Hüten und Mützen. Sie hatten lange Stöcke in der Hand und leuchtende Laternen. In der Au lag Schnee und es war bitter kalt, genauso wie man sich es vorstellt. Die Klöckl­singer klopften an die Haustüren und begannen sogleich mit dem Gesang. Für die Begleitung auf der Gitarre sorgte Sepp Höllbacher. Vorgetragen wurden selbst komponierte Klöckllieder und selbst getextete Klöcklverserl. Zum Kyrie aus der Bauernmesse haben die vier Brauchtumsfreunde Passendes dazu getextet. Aus einem Pfandl räucherten sie mit Weihrauch.

Die Hausleute bekamen von den Klöcklsingern einen Kalender geschenkt. »Unser Auer Hoamat« heißt dieser Kalender mit Texten von Diakon Michael König und grafisch gestaltet von Josef Wenig jun.. Die Freude der Auer war überall groß, als das Quartett vor der Tür stand und oft wurden die Klöcklsinger zur Einkehr ins Haus gebeten.

Bernhard Stanggassinger