In diesem Jahr durfte mehreren Kolleginnen und Kollegen für 25, 40, 50, 60 und sogar 70-jährige Mitgliedschaft zur Gewerkschaft gedankt werden, freuten sich die ver-di-Vertreter. Dieter Schaefer aus Piding, Bezirksvorsitzender des Bezirks Rosenheim, führte in den Abend ein und blickte zurück auf die langen Arbeitsleben seiner Kolleginnen und Kollegen. »So sehr sich die Zeiten, in denen die Jubilare wirkten, verändert haben, ist doch eines noch immer so: Nur mit vereinter Kraft und in Solidarität lassen sich gewerkschaftliche Erfolge erzielen«, so Schaefer.
Linda Schneider, stellvertretende Landesbezirksleiterin von ver.di Bayern, bedankte sich in ihrer Laudatio bei den Jubilaren dafür, dass sie sich vor so langer Zeit dafür entschieden haben Gewerkschaftsmitglied zu werden. Viele von Euch, so Schneider haben aber nicht nur mit ihrer Mitgliedschaft die Gewerkschaft stark gemacht, sondern waren über viele Jahrzehnte aktiv im Einsatz für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, für mehr Gerechtigkeit in der Arbeitswelt. Beides verdient Respekt und Anerkennung, so die Gewerkschafterin: »Denn Solidarität und Miteinander sind der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg.«
In ihrer Rede kritisierte Schneider die jüngsten politischen Entscheidungen zu Kürzungen im sozialen Bereich. Konkret ging sie auf die geplanten Änderungen beim bisherigen Bürgergeld ein. Zwar unterstütze man das Ansinnen, Menschen, die zumutbare Arbeit ablehnen, auch mit Sanktionen zu belegen. »Aber es trifft auch diejenigen, die unverschuldet in diese Situationen kommen, meist vorher lange Jahre berufstätig waren, ungerechtfertigt« so Schneider.
Sie erteilte auch Vorschlägen zur Kürzung der Renten eine klare Absage und forderte stattdessen die Einbeziehung hoher Einkommen in die Sozialversicherung, so wie das in Österreich schon lange der Fall ist.
Auch die Absicht, den Achtstundentag in Frage zu stellen, verurteilte Linda Schneider als den falschen Weg. »Wir sind nicht gegen flexible Arbeitszeiten, aber die sollen nicht zur Regel werden«, machte sie die ver.di-Position klar.
Die Gewerkschafterin ruft deshalb zur Geschlossenheit auf und dazu, die Errungenschaften, die man gemeinsam erkämpft hat, zu verteidigen. »Denn Erfolge sind nie für die Ewigkeit«, betonte die stellvertretende Landesbezirksleiterin.
Die Gewerkschafterin fordert außerdem faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung in Betrieb und Verwaltung sowie sichere Renten. Dass Bayern sich weigere, dazu ein Tariftreugesetz zu verabschieden, findet Schneider »ein Armutszeugnis«.
Sie ging auch auf die aktuelle Situation in der Ukraine und in Gaza ein. »Ein Krieg tobt in Europa, wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr und macht den Menschen Angst«, so Schneider. Die Ukraine leidet nun schon seit drei Jahren unter dem brutalen Angriffskrieg Russlands, der sich in den letzten Tagen deutlich verstärkte, wie sie betonte. Und mit Blick auf den mittleren Osten: »Im Gazakrieg leiden wieder die Menschen, weil Hass und Hetze auch hier die Kulturen trennt. Für beide Krisenherde gilt es jetzt ein Ende zu finden, für die Menschen, die sich eines nichts seliger wünschen als Frieden und Freiheit.«
Unsicherheit wird nach ihren Worten aber auch politisch genutzt: »Mit Hetze und Desinformation versuchen Populisten und Vereinfacher, uns Angst zu machen und zu spalten. Ohne Lösungen, aber mit einfachen Parolen und Schuldzuweisungen an 'die da oben' und an geflüchtete Menschen vergiften sie unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.« Für Schneider verschweigen sie die wirklichen Ursachen, um die es geht: um wirtschaftliche Macht und knallharte politische Interessen. Die Gewerkschafterin fordert deshalb mehr Gemeinschaft und mehr Verständnis für den Anderen.
Linda Schneider dankte zum Abschluss den Jubilaren für ihre Treue zur Gewerkschaft ver.di. Sie sprach ihnen Dank und Anerkennung für ihr Engagement in den Betrieben und Verwaltungen aus, aber auch für ihr gesellschaftspolitisches Wirken darüber hinaus in verschiedenen gewerkschaftlichen Funktionen. »Ohne euch gäbe es viele Errungenschaften nicht und ohne euch wäre unsere Gesellschaft ein Stück kälter, ungerechter und egoistischer«, hob die stellvertretende Landesbezirksleiterin hervor. fb