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Auch die BBA-Damen glänzten mit starker Performance und einem Lächeln auch nach anstrengender Fahrt.

Bisher über 16 000 Euro beim »Everesting 3.0« gesammelt

»Episch, frei, grenzenlos«, so fällt das das Fazit zum »Everesting 3.0« aus. Zum dritten Mal hat sich die »Berchtesgadener Bicycle Association« (BBA) zu dieser freien Trainingsausfahrt mit Spendencharakter in den Sattel geschwungen, um Höhenmeter zu sammeln, die in Spenden für die Kinderkrebshilfe BGL+TS und die Ramsauer Bergwacht umgewandelt werden.


Angeschlossen haben sich einmal mehr viele Radsportbegeisterte aus nah und fern, sehr viele sogar: Über 900 sind wohl zusammengekommen, über den ganzen Tag verteilt. Und haben dazu beigetragen, dass bislang schon 16 000 Euro Spendengelder zusammengekommen sind. Das berichten die beiden Köpfe von BBA und Everesting, Martin Nock und Christian Schulz, im Gespräch mit dem »Berchtesgadener Anzeiger«.

Es sind viele Geschichten, die sich über diesen Tag erzählen lassen, kleine und große, alle irgendwie emotional, und fügen sich am Ende zu einem Gesamtbild zusammen. Die große Unterstützung aus der Sportwelt zum Beispiel: Toni Palzer, Thomas Huber, Ramona Hofmeister, Anna Berreiter, die »Tobis« als Team Wendl/Arlt haben ihre Solidarität bekundet, viele sind sogar selber mitgefahren. Radprofi Daniel Bichlmann vom Team Storck-Metropol-Cycling, SKIMO-Profi Stefan Knopf und Extrem-Radfahrer Rainer Popp gaben sich die Ehre, Paul Lindner von den Salzburger BikeFriends nutzte die Gelegenheit als Vorbereitung für das »Race across the Alps«. Die Kaminkehrer waren ebenso wieder da wie Sterne-Koch Ulli Heimann mit Team.

Die heimische Geschäftswelt unterstützte den guten Zweck großzügig, es gab am Hennenköpfl eine Versorgungsstation, die zum Ende des Tages fast völlig ausgeplündert war. Und erstmals eine »Everesting-Party« im Fruchthaus Faes am Abend: 50 Cent pro Getränk gingen an Kinderkrebshilfe und Bergwacht, 700 Euro sind so zusammengekommen. Die Band »Zamm Gspuit« sorgte im Gewölbe für Stimmung – wobei mancher mit dem Tanzbein Probleme hatte, denn so ab 22.30 Uhr war der eine oder andere Krampf bei den tapferen Radlern zu erkennen.

Denn die haben sich ordentlich gequält: 11 Mal ist die Strecke von der Oberau auf's Roßfeld für die 8 848 Höhenmeter zum Everesting zu fahren. Das haben heuer ganze 23 Fahrer geschafft. Und es gibt drei »Triple-Bezwinger«, die es bisher jedes Jahr geschafft haben: Martin Nock, Christian Lochner und Franz Rasp – in BBA-Kreisen als »sportlichster Bürgermeister der Ostalpen« bekannt. Allerdings gab es bisher noch nie eine Dame, die es zum Everest geschafft hat; am nächsten dran war bisher Natalie Sunkler aus Marktschellenberg. Dafür war heuer ein Rennradler dabei, der es sogar auf 13 Auffahrten gebracht hat.

Los ging es für die, die finishen wollten, bereits um 5 Uhr morgens in der Oberau, rund 70 Frauen und Männer hatten sich eingefunden. Und erlebten zum Start einen besonderen Moment: Der Regen war abgeklungen, der Himmel noch von Wetterleuchten durchzogen und die Radler gedachten zweier Verstorbener: Thomas Brengartner, der im Februar seinem Krebsleiden erlegen war, und Franz Stöckl, Ramsauer Bergwachtmann und BBA-Mitglied, der bei einem tragischen Arbeitsunfall ums Leben kam.

Diese besondere Stimmung, die bei Everesten entsteht, wird Martin Nock und Christian Schulz immer wieder von vielen Radsportfreunden bestätigt: das Gemeinschaftsgefühl, Zusammenhalt, das BBA-Motto »ois ko, nix muaß«. Nicht wenige Anwohner der Roßfeldstraße freuen sich über den vergleichsweise ruhigen Samstag, für den die Radfahrer sorgen und stellen Garagen für Versorgungsfahrzeuge und als Kuchendepot zur Verfügung. Aus der Oberau kommt auch der »späteste Finisher«, der erst kurz vor 23 Uhr die elfte Auffahrt zu Ende brachte: Eine defekte Felge und defekte Bremsen hielten ihn auf, konnten ihn aber nicht stoppen, und so musste ein reguläres Radl für die letzten Höhenmeter herhalten. Aufgeben ist keine Option.

Es ist zu einer Kultveranstaltung geworden, das Berchtesgadener Everesting, das überregional Aufmerksamkeit erregt. Eine Hommage an den Radsport, herzlich, emotional, verbindend. Eine Leidenschaft im besten Sinne, die erst spät in der Nacht nach einem spektakulären Tag dann auch die Härtesten zur Ruhe kommen ließ. In den Worten von Thomas Huber: »Des is einfach so geil ois.«

Thomas Jander