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Das war am 22. August 1922 zu lesen

Reit im Winkl verdient wirklich das Lob, das diesem Orte wegen seiner reizenden Lage allseits gespendet wird. Doch hat auch dieser sonst so schöne Ort seine Schattenseiten.

Stand in der Sakristei der dortigen Kirche ein fremder Priester und wollte Messe lesen, hatte aber nicht mit der Sinnesart der dortigen Ministranten gerechnet. Man weiß ja, daß die heutige Jugend von einem anderen Geiste angesteckt ist, aber was sich da in der Sakristei zu Reit im Winkl abspielte, habe ich noch nirgends gehört.Von den vier Ministranten, die in der Sakristei anwesend waren, wollte sich keiner bewegen lassen, dem fremden Herrn zu ministrieren. Jeder hatte eine andere Ausrede. Mit Mühe und Not gelang es endlich dem Ortspfarrer, einen der Knaben dafür zu gewinnen.

Als ich davon hörte, wußte ich nicht mehr, was ich denken sollte. Jeder von den vieren konnte doch nicht einen berechtigten Weigerungsgrund haben. Wozu sind sie denn Ministrant? Also nicht einmal vor einem fremden Priester schämt man sich, so unfolgsam und faul zu sein! Das ist kein gutes Zeichen für eine Gemeinde, wenn keine artigeren und folgsameren Ministranten zu finden sind.