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Das war am 5. Mai 1967 zu lesen

In der vergangenen Woche lag der Haushaltsplan der Stadt Traunstein für jedermann zur Einsicht auf. Als ich an der Türe des Stadtkämmerers klopfte, wurde ich wie ein seltener Gast empfangen und ich stellte fest, daß ich der erste und wahrscheinlich einzige Besucher sein würde. Früher, so erzählte der Stadtkämmerer, habe man einmal mit Hilfe einer Flasche Schnaps das Interesse wecken wollen, aber auch das sei vergebens gewesen.


Nun wäre ja alles in Ordnung, wenn die Traunsteiner immer nur voll Lobes über ihre Stadtverwaltung wären, aber kritisieren und nicht einmal den Haushaltsplan anschauen? Dabei kann die Lektüre so spannend wie ein Fernsehkrimi sein. 

Wußten Sie schon, daß die Stadt 35 000 DM aus den Parkuhren einnimmt? Daß sie 95 000 DM für die Straßenbeleuchtung ausgibt? Wußten Sie, daß der Bürgerbrunnen der Stadt und damit den Bürger 3800 DM jährlich kostet? Daß die Bedürfnisanstalt am Maxplatz 1770 DM an Unkosten verursacht? interessiert es niemand, wo die Zehnerl hinkommen, die von der Stadt an eben diesem Ort in listiger Ausnutzung einer Notlage kassiert werden, die aber im Haushaltsplan nicht ausgewiesen werden?

Es scheint den Traunsteinern auch gleichgültig zu sein, daß jeder von ihnen 1522 DM Schulden hat und der Schuldendienst im Jahr schon 135 DM ausmacht.