Platz 4 in der Saison 2023/24, Rang 3 in der Saison 2024/25 in der 2. Regionalliga Süd: Ist in der neuen Spielzeit diesmal für Ihre Mannschaft der Titel drin?
Franz Buchenrieder: Wir haben sicher die Ambition, uns jedes Jahr weiter zu verbessern. Es hängt jetzt aber auch ein bisschen davon ab, ob es uns gelingt, an der einen oder anderen Stelle noch die Spieler zu bekommen, die wir uns vorstellen.
Aaron Mitchell: Wir wollen in der neuen Saison wieder angreifen! Aber ich sage jetzt nicht, wir wollen den Titel holen. Wir wollen aber besser sein als Platz drei in der vergangenen Saison. Solange wir auf dem Weg nach oben sind, haben wir alles richtig gemacht. Wenn wir weiter an unser ganz großes Ziel glauben, können wir es auch erreichen!
Schmerzt es Sie noch, dass man das Ziel Aufstieg in der vergangenen Saison nicht realisieren konnte?
Aaron Mitchell: Wir haben in der vergangenen Saison einen exzellenten Job gemacht – und wir hatten wirklich ein paar sehr schwierige Momente zu überstehen. Wenn wir nicht dieses enorme Verletzungspech gehabt hätten, hätten wir vielleicht am Ende die Meisterschaft gewonnen, das ist richtig. Aber Meisterschaften sind eben auch Prozesse. Das erste Jahr haben wir die Liga kennenlernen müssen, das zweite Jahr war eine Fortsetzung dessen, was wir uns im ersten Jahr erarbeitet haben. Dieses Jahr wollen wir daran anknüpfen. Und: Es ist auch oft gar nicht so schwer, an die Spitze eines Berges zu gelangen. Aber was viel schwerer ist: Ich will nicht nur da hinkommen, ich will auch dort oben bleiben!
War Adrian Mitchells Verletzung der Knackpunkt in der abgelaufenen Saison?
Franz Buchenrieder: Unser wichtigster Offensivspieler war weg, ja. Wir mussten daraufhin unser ganzes Spielsystem ändern und dann hat sich ja gleich darauf auch noch Stefan Gruber, unser bester Rebounder, ebenfalls verletzt. Das war schon alles sehr unglücklich für uns. Was mich aber sehr positiv gestimmt hat, die Mannschaft ist mit dieser Situation sehr gut umgegangen. Wir haben ja auch noch fünf Spiele gewonnen. Das zeigt auch den Charakter der Mannschaft. Wir sind deshalb am Ende der Saison mit unserem Ergebnis absolut positiv.
Aaron Mitchell: Als Adrian und Stefan weg waren, mussten sich die anderen Spieler erst einmal orientieren: Wer ist jetzt der Boss? Es war aber auch gut für mich zu sehen, wie sich die Spieler in dieser Situation verhalten haben. Es hat gezeigt, was die Zukunft bringen wird. Das war für mich sehr aufschlussreich.
Was nehmen Sie persönlich mit aus der Saison?
Aaron Mitchell: Ich schreibe über die Saison hinweg immer alles auf. Die ganzen positiven Sachen, aber eben auch die negativen – und auf die schaue ich am Ende sogar mehr, um uns künftig noch besser zu machen. Wir haben vier oder fünf Spiele aufgrund der Verletzungen und Krankheitsausfälle nur mit sieben Spielern bestreiten müssen. Ich habe also auch meinen Trainingsplan hinterfragt. Ob da vielleicht etwas zu viel war?
Franz Buchenrieder: Ich sage: Der Coach kann da absolut nichts dafür. Es mussten einige Spieler eben auch immer wieder krankheitsbedingt pausieren. Und wenn ein Spieler auf dem Feld umknickt und sich verletzt, ist das nicht die Schuld vom Coach. Er ist da viel zu selbstkritisch. Aber besser so, als Coaches, die immer nur nach Ausreden suchen.
Adrian Mitchell bleibt. Stefan Gruber bleibt. Damit sind zwei wichtige Säulen des Teams weiter dabei. Für Sie als Coach ein gutes Gefühl zu wissen, dass die beiden erfahrenen Leistungsträger weiter zum Kader gehören?
Aaron Mitchell: Ich bin darüber sehr glücklich! Stefan verkörpert die Chiemgau Baskets mit seinem ganzen Herzen! Er ist ein Anführer – genauso wie Adrian.
Wie geht es den beiden?
Aaron Mitchell: Sie sind bereits wieder im Training. Sie arbeiten daran, wieder auf das Level zu kommen, auf dem sie zuletzt waren. Wir sind da sehr zuversichtlich. Aber ich muss sie schon auch noch bremsen. Sie brauchen noch ihre Zeit.
Im Kader gibt es für die neue Saison aber auch einen größeren Umbruch: Victor Langner, Marcel Koulibaly, Justin Sedlak und Fabian Giebel sind nicht mehr dabei. Ein Rückschritt?
Franz Buchenrieder: Wir wünschen uns natürlich, dass Spieler länger als eine Saison bei uns bleiben. Allerdings hatten wir unsere sportlichen Gründe, warum wir so entschieden haben. Wir wollen vor allem für den Verein das Beste. Drei Wechsel waren also sportlich bedingt. Victor will nur noch Hobby-Basketball spielen, weil er nochmals Nachwuchs bekommen hat und sich um andere Dinge kümmern möchte. Er bleibt uns allerdings als Trainer der SAG im AKG erhalten.
Mit Justin Sedlak verliert Ihr Team auch den Topscorer der Liga...
Franz Buchenrieder: Klar, er hat seine Punkte gemacht. Aber für uns gehören zu einem Spielerprofil eben noch deutlich mehr als nur das Scoring. Etwa: Wie ist seine Persönlichkeit? Wie ist sein Commitment (Identifikation, Anm. d. Red.) mit dem Verein? Das sind alles Aspekte, die wir abwägen. Um eben am Ende eine Meistermannschaft zu bekommen, müssen ganz viele Puzzleteile ineinander passen – sowohl auf dem Feld als auch außerhalb. Da sind wir immer am Schauen, wie wir das immer weiter optimieren können. Irgendwann sind wir dann hoffentlich für den ganz großen Wurf bereit.
Mit Aufbauspieler Chris Roll aus Crailsheim hat man bereits eine Verstärkung an Land gezogen. Was erwarten Sie von ihm?
Franz Buchenrieder: Er ist ein erfahrener Spielmacher. Wir erwarten uns von ihm, natürlich Spielintelligenz aufs Feld zu bringen. Er ist ein Stück, das wir bisher in der Mannschaft nicht hatten. Er nimmt die Rolle des Vorbereiters, des Gestalters ein – und genau diese Qualität haben wir gesucht. Was bemerkenswert ist: Er hat seinen Lebensmittelpunkt von Crailsheim hierher verlegt für unser Programm. Das ist ein Riesenschritt für so einen jungen Mann, der ja auch voll berufstätig ist. Das zeigt uns, dass er viel von uns erwartet. Es lässt sich gut an. Ich denke, wir haben mit ihm einen guten Fang gemacht.
Zudem kehrt Eigengewächs David Heuwinkel zurück. Er spielte zuletzt in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga beim TS Jahn München. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Franz Buchenrieder: Damals hat unser Herz geblutet, als er weggegangen ist. Nun ist er mit großer Freude wieder bei uns. Er hat dieses Talent. Er kommt mit mehr Erfahrung und einer sehr guten Athletik zurück. Wir denken, es ist genau der richtige Zeitpunkt, dass er bei uns jetzt in der 2. Regionalliga spielt.
Aaron Mitchell: Wir hatten in der vergangenen Saison nicht so viele athletische Spieler hier. Chris und David werden unser Spiel schneller machen. Ich denke, wir haben jetzt wirklich eine sehr gute Mischung im Team, wir haben lauter hungrige Spieler. Das wird eine aufregende Saison werden. Es kann wirklich sehr gut werden!
Vier sind gegangen, zwei sind gekommen. Kommen dann also noch zwei Neue?
Aaron Mitchell: Wir haben immer die Augen offen. Aber neue Spieler müssen sich eben zu 100 Prozent mit dem Verein identifizieren.
Franz Buchenrieder: Wir wollen Spieler bei uns haben, die auch wirklich bei uns sein wollen – und zwar nicht nur per Lippenbekenntnis, sondern zu 100 Prozent. Das Gute ist, wir bekommen mittlerweile auch Bewerbungen – das ist eine sehr komfortable Situation für uns. Wir lassen uns gut Zeit, weil wir nicht unter Zugzwang sind. Der Kern der Mannschaft steht ja. Es kann aber durchaus sein, dass ein bis zwei Spieler noch kommen werden.
Und wie sieht es mit dem eigenen Nachwuchs aus?
Aaron Mitchell: Wir haben jetzt auch einige junge Spieler aus unseren eigenen Reihen, die nach oben kommen. Das freut mich sehr!
Franz Buchenrieder: Wir sind sehr glücklich, dass wir nach fünf Jahren Arbeit nun belohnt werden. Wir haben viele hungrige Spieler in der U 18. Der Plan ist: Wir haben bei den Herren I einen 12er-Kader, in diesem werden wir eine bestimmte Anzahl von Plätzen für den Nachwuchs frei halten, damit er reinrotieren kann – ohne großen Druck. Wir wollen pro Spiel drei bis vier Juniorenspieler dabei haben, die Einsatzzeit bekommen.
Mit der TS Herzogenaurach und dem TSV Vaterstetten sind zwei Bayernliga-Meister neu in der 2. Regionalliga Süd dabei. Dazu kommen mit dem VfL Treuchtlingen und dem TV Augsburg zwei Absteiger aus der 1. Regionalliga Südost dazu. Wie schätzen Sie die Liga in dieser Saison ein?
Franz Buchenrieder: Es wird spannend werden! Wir glauben, dass die Liga auf keinen Fall schwächer geworden ist. Wir müssen jetzt aber auch erst einmal abwarten: Wir kennen die neuen Mannschaften nicht so gut, das ist jetzt noch so ein offenes Buch. Auch in den anderen Teams gab es einige Veränderungen.
Beobachten Sie die anderen Teams?
Franz Buchenrieder: Ja, und da gibt es auch eine hilfreiche Neuerung. Jedes Spiel in der Liga wird ab Herbst gefilmt und darauf hat jeder Verein Zugriff. Von der Analyse der Teams werden wir also relativ schnell wissen, mit wem wir es zu tun haben werden. Aber die anderen werden uns natürlich auch analysieren!
Wen sehen Sie als Meisterschaftsfavorit?
Franz Buchenrieder: Rosenheim ist – wie immer – ein Club, der ernst zu nehmen ist. Aber auch die Absteiger werden wohl vorne dabei sein und einige andere auch.
Aaron Mitchell: Da gibt es in der Tat einige Teams –Illertal, Vaterstetten. Man wird nach der ersten Runde ein Gefühl für die Liga haben, dann wird man sehen, wer ganz vorne mitmischen kann.
Und Ihr Team?
Franz Buchenrieder: Wir wollen uns ab Mitte August gut vorbereiten und dann endlich mal wieder einen guten Start hinlegen – wir hatten jetzt ja zwei Saisonstarts, die etwas holprig waren. Wir wollen es jetzt beim dritten Mal besser machen. Wenn man die ersten zwei, drei Spiele gewinnt, ist es von der Energie her gleich etwas anderes.
Blicken wir noch auf den Jugendbereich. Dort gab es wieder einen Wechsel auf der Position des Jugendkoordinators. Ich denke, es wäre wünschenswert, wenn auf dieser Position langfristig mal etwas Ruhe einkehren würde, oder?
Franz Buchenrieder: Natürlich! Diese Kontinuität, die wir mit Coach A haben, würden wir uns auch für den gesamten Jugendbereich wünschen. Das ist uns bisher leider nicht gelungen. Wir haben jetzt aber mit Milo (Milivoj Dokmanovic, Anm. d. Red.) jemanden mit extrem viel Erfahrung holen können. Ich denke, wir haben in diesem Bereich jetzt auch einen großen Schritt nach vorne machen können.
Welche Teams wird »Milo« Dokmanovic künftig coachen?
Franz Buchenrieder: Er wird einmal in der Akademie drei Gruppen betreuen. Dann wird er die U 12,die U 14 und die U 16 komplett unter seinen Fittichen haben. Er hat drei Assistenzcoaches dabei, die ihn dabei unterstützen.
Wie sieht es generell im Nachwuchsbereich aus, setzt sich der Boom weiter fort?
Franz Buchenrieder: Das Interesse an Basketball ist weiter riesig. Wir können in manchen Bereichen keine Nachwuchsspieler mehr nehmen. Dort gibt es Wartelisten. Wir sind in der Region ein attraktiver Ausbildungsverein geworden.
Der auch Titel einfährt...
Franz Buchenrieder: Ja, wir haben in der vergangenen Saison zwei Titel und eine Vizemeisterschaft in der U 12, der U 16 weiblich und der U 18 eingefahren. Das ist sehr positiv!
Wo sehen Sie noch Entwicklungsmöglichkeiten?
Franz Buchenrieder: Unser Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Die Halle soll künftig zuschauermäßig aus allen Nähten platzen. Wir wollen künftig etwa auch Buskapazitäten für die Auswärtsspiele zur Verfügung stellen.
Klingt also schon danach, dass Sie Großes vorhaben in dieser Saison...
Aaron Mitchell: Ich bin überzeugt davon, dass das Team oben ankommen wird! Es ist bereit, es ist hungrig. Das Wichtigste aber ist, dass alle wissen: Wir können etwas erreichen, wenn wir es als Team angehen! Und das zu schaffen, ist meine Aufgabe – und ich mag sie sehr!
Stephanie Brenninger