Seit einigen Tagen findet diese Inventur auch in im Bereich des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein und somit in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land statt. Hier suchen Thomas Papp-Vary und Max Schüssel die rund 260 Inventurpunkte in den beiden Landkreisen auf und führen die Datenerhebungen durch. Die beiden Förster bilden einen der acht Inventurtrupps, die noch bis Ende 2022 die über 8.000 Inventurpunkte in Bayern nach bundeseinheitlichen Kriterien aufnehmen. Speziell geschult und ausgerüstet wurden sie von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) aus Freising, die die Inventurarbeiten in Bayern organisiert und koordiniert.
Einer der Inventurpunkte liegt in einem Wald bei Petting. Das hat sich aus einem Raster von vier mal vier Kilometer, das über ganz Bayern gelegt wurde, so ergeben. Dort beobachteten der Landesinventurleiter Wolfgang Stöger von der LWF, und Wolfgang Madl, Bereichsleiter Forsten am AELF Traunstein die beiden Förster bei der Arbeit. Sie hatten die ungefähre Lage des Inventurpunkts anhand der bei der Inventur von 2012 im Computer hinterlegten Koordinaten ermittelt. Danach folgte die genaue Punktbestimmung mit einem Magnetsucher, denn der Mittelpunkt des Inventurkreises ist mit einem in die Erde eingelassenen Eisen markiert.
Dann beginnt die eigentliche Arbeit, für die Thomas Papp-Vary und Max Schüssel eine umfangreiche Ausrüstung wie Meterstab, Messband, Höhenmesser, Spiegelrelaskop, ein robustes Notebook aber auch Wäscheklammern dabei haben. Bei Bäumen ab sieben Zentimeter Durchmesser werden Höhe und Durchmesser gemessen und direkt im Computer eingetragen. »Diese Fichte ist in den letzten zehn Jahren nur vier Zentimeter gewachsen« stellt Wolfgang Stöger mit einem Blick auf die gespeicherten Daten aus der Inventur 2012 fest. So richtig zufriedenstellend sei das nicht, meint er, die trockenen Jahre machen der Fichte zu schaffen, auch wenn es auf dem ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Dann bewerten die beiden Förster die Verjüngung, die Bodenvegetation und das Totholz. Das sind nur ein paar von rund 150 Parametern, die an jedem Inventurpunkt erfasst werden.
Neu bei der Bundeswaldinventur 2022 ist die zusätzliche Entnahme von Proben für die Genanalyse bei den wichtigsten Baumarten. So will man Erkenntnisse über die genetische Vielfalt als Indikator für die Anpassungsfähigkeit der Bäume im Klimawandel gewinnen.
Im Bereich des AELFs Traunstein werden die Förster noch mehrere Wochen unterwegs sein. So einfach wie in Petting werden sie es nicht immer haben. Denn manche Inventurpunkte in den Gebirgsgegenden liegen in steilem Gelände und sind nur schwer zugänglich. »Wenn wir da an einem Tag einen oder zwei Punkte »erklettern« und vermessen, ist das schon eine Leistung«, erklärt Max Schüssel.
Ende diesen Jahre wird die Aufnahmephase beendet sein. Dann beginnt die Auswertung und Analyse der umfangreichen Daten. Die Ergebnisse sollen bis Ende 2024 vorliegen. »Wir sind schon sehr gespannt, ob und wie sich der Wald in unserer Region in den letzten zehn Jahren verändert hat«, so Bereichsleiter Wolfgang Madl. »Die Ergebnisse werden in die forstliche Beratung unserer Waldbesitzer einfließen. Sie sind aber auch die Basis für forst- wirtschafts- und umweltpolitische Entscheidungen.« Denn der Wald interessiert längst nicht nur mehr Waldbesitzer und Forstleute sondern zunehmend auch Politik und Gesellschaft.
Nach Abschluss der Auswertungen wird man wissen, wie viel Wald es in Deutschland in den einzelnen Bundesländern oder Landkreisen gibt, wie sich die Waldfläche und die Baumartenzusammensetzung geändert hat, welches die wichtigsten Baumarten in unseren Wäldern sind, wie viel Holz in den Wäldern steht und wie viel nachwächst, wie alt die Bäume sind, aber auch wie naturnah unsere Wälder sind oder wie es um die Verjüngung steht.
Der Landesinventurleiter Wolfgang Stöger erwartet für Bayern keine dramatischen Änderungen im Holzvorrat und der Baumartenzusammensetzung und hat noch ein paar Zahlen parat. »In Bayerns Wäldern steht eine Milliarde Kubikmeter Holz. Jedes Jahr wachsen 30 Millionen Kubikmeter nach, das entspricht in etwa einem Kubikmeter pro Sekunde.« Dabei nehme der Anteil an Laubbaumarten stetig zu.
kon