Maria Gern mit seiner Wallfahrtskirche liegt für den äußeren Landkreis fast eine Autostunde entfernt. Das war auch der Grund dafür, dass zwei Busse eingesetzt werden mussten, weil viele Senioren den Weg mit dem eigenen Auto scheuten. Leider trug ein kräftiger Regen nicht unbedingt zur vorweihnachtlichen Stimmung bei.
Die Andacht begann mit der »Vogelauer Weis«, meisterhaft vorgetragen von der Lockstoa Musi mit Silvia Bernegger an der Harfe und Robert Schwaiger an der Gitarre. Kreisvorsitzender Heinz Dippel zeigte sich bei seiner Begrüßung erfreut darüber, dass die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt war, und wies darauf hin, dass es nicht selbstverständlich sei, angesichts der Kriege, Umweltkatastrophen und politischen Verwerfungen in einer »heilen Welt« im Berchtesgadener Land zu leben.
Dann erzählte die Mesnerin Eva Schweiger die Entstehungsgeschichte der Wallfahrtskirche Maria Gern. Wallfahrten nach Maria Gern gab es bereits ab 1600, allerdings zu einer kleineren Kapelle mit einem früheren Gnadenbild. 1669 wurde auf dem Boden der heutigen Kirche eine etwas größere Kapelle aus Holz errichtet und das von einem Gerner Unterwaldmeister geschnitzte »neue« Gnadenbild bekam damit einen würdigen Rahmen. Der rasante Aufschwung der Wallfahrt erforderte schon 1680 einen größeren Neubau aus Stein und 1690 gab es bereits eine Herberge für Wallfahrer und Geschäfte für Devotionalien und Lebensmittel in Kirchennähe.
Die Kirche war bald schon wieder zu klein und daher wurde 1708 bis 1710 ein Neubau durch ausschließlich Berchtesgadener Handwerker errichtet. Ein Laienbruder aus dem Kloster Höglwörth schuf in der Folgezeit die Fresken und ein Salzburger Stuckateur die Stuckarbeiten. Der Hochaltar wurde 1715 bis 1716 fertiggestellt. Erst 1724 wurde das Notdach durch ein Zeltdach ersetzt und die Kirche bekam den Turm in seiner jetzigen Form. Nach und nach wurde auch die Inneneinrichtung ergänzt. Mit dem schmiedeeisernen Trenngitter bekam die Wallfahrtskirche 1777 ihr endgültiges, heutiges Aussehen.
Im Mittelpunkt des Hochaltares steht das Gnadenbild mit Maria und dem Jesuskind. Beim Besuch der Senioren-Union war die Holzstatue frei sichtbar, während sie im Verlauf des Kirchenjahres mit 24 verschiedenen barocken Prunkgewändern »bekleidet« wird. Neben den gewundenen Säulen an den Seiten stehen die Eltern Mariens, Anna und Joachim, und über dem Altar besiegt der Erzengel Michael den Drachen mit einem Flammenschwert. Der Drache hat ein nacktes, gut modelliertes Frauenbein …
Monsignore Dr. Thomas Frauenlob begann die Andacht mit einer Lesung aus dem Lukasevangelium über die apokalyptischen Zeichen, Bilder vom Ende der Welt, die der Ankunft Christi vorausgehen, die Angst machen können. Der erste Teil des Advents ist diesem Blickwinkel zugeordnet. Die zweite Hälfte setzt auf die Hoffnung, die geduldige Erwartung des Guten. Der Pfarrer prangerte das Konsumdenken an, durch das der Glaube ein Stück weit verdrängt und christliche Traditionen geraubt würden. »Gelebte, gewachsene Traditionen stärken die Resilienz«, davon zeigte sich Dr. Frauenlob überzeugt.
Dr. Frauenlob schloss mit einer Parabel über die vier Adventskerzen, die Namen hatten und miteinander reden konnten. Die erste Kerze hieß »Frieden« und jammerte, dass die Menschen sie nicht mehr wollten. Ihre Flamme wurde kleiner und kleiner und verlosch schließlich. Die zweite Kerze, »Glaube«, fühlte sich überflüssig, weil niemand sie beachtete. Ein Luftzug beendete auch ihr Leuchten. Auch die dritte Kerze »Liebe« meinte, dass ihr die Kraft wegen des herrschenden Egoismus fehle, und erlosch. Da kam ein Kind in das Zimmer und fragte traurig: »Warum brennt ihr nicht?« Die vierte Kerze meldete sich zu Wort und sagte: »Das ist kein Problem. Solange ich brenne, kann ich andere entzünden.« Die vierte Kerze hieß »Hoffnung«.
Zwischen den Wortbeiträgen spielte die Lockstoa Musi virtuos die »Andachtsweis«, das »Gute Nacht Stückl« und den »Weihnachtslandler«. Den spontanen Beifall, im Gotteshaus eher unüblich, hatten sich die Musikanten redlich verdient. Inzwischen war es dämmrig geworden und die Senioren fuhren zum festlich beleuchteten »Dürrlehen«, wo der Nachmittag bei lebhaften Gesprächen und gutem Essen langsam in den Abend überging. fb