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Marie-Joseé Laguerre (4.v.r.) wurde beim Eine-Welt-Kreis freundlich aufgenommen (v.l.): Irene Eder, Karin Klecker, Annelies Hofreiter, Conny Ulrich, Franz Gaffal, Gerda Dufter, Annegret Gaffal und Christine Höhn. (Foto: privat)

Ein Land versinkt im Chaos – Marie-Joseé Laguerre berichtet beim Eine-Welt-Kreis von den Zuständen in Haiti

Berchtesgaden – Die Haiti Kinderhilfe, jetzt Freundeskreis Haiti – Deutschland, ist dem Eine Welt Kreis Berchtesgaden seit 1995 bekannt, wird seither mit Spenden unterstützt. Marie-Joseé Laguerre, derzeit auf Heimaturlaub bei ihrer Familie in Augsburg, berichtete jetzt im evangelischen Gemeindesaal Berchtesgaden sehr ausführlich über die Missstände in ihrem Heimatland.


Seit über fünf Jahren gibt es dort keine funktionierende, ordentlich gewählte Regierung, daher haben die Banden und Clans das Sagen. Sie zerstören mutwillig alles, was ihnen in die Hände kommt. Marie-Joseé Laguerres Haus in Port au Prince und weitere Häuser in dem guten Wohngebiet waren nach ihrer Rückkehr aus Deutschland im Februar 2025 völlig zerstört. Man hatte dort auch Feuer gelegt. Seither hat das Chaos in der Hauptstadt riesige Ausmaße angenommen. Laguerre lebt jetzt mit 20 Kindern in Cap, im Norden von Haiti, in einem angemieteten Haus und großen Garten. 70 Weitere versorgt sie mit Schuluniform, Büchern und dem Nötigsten fürs Leben. Bis zum Abitur gehen die Kinder 13 Jahre zur Schule. Viele Lehrer, Ärzte sind außer Landes gezogen.

Auf dem Grundstück baut Marie-Joseé Laguerre Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte an, sie hat zehn Mangobäume im Garten. Bei der Ernte, 300 Stück pro Tag, packt sie für das Gefängnis große Säcke und lässt sie zu den Gefangenen bringen. Dort sind nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder in übervollen Zellen untergebracht. Wenn Gemüse übermäßig vorhanden ist, bringt sie es auch zu den Gefangenen.

Im Krankenhaus muss bei einem Unfall alles mitgebracht werden. Zur Desinfektion bringt man Alkohol selber mit. Der Straßenverkehr ist chaotisch, ohne geregelte Kontrolle.

Jetzt sind liebe Freunde in Marie-Joseé Laguerres Haus, sie versorgen die Kinder, betreuen Ziegen, Hühner und den Garten. Nur 300 Kilometer Luftlinie entfernt liegen die Traumstrände der Dominikanischen Republik. Die Strände in Haiti wären die gleichen, nur sind diese zugemüllt, Chaos und Gewalt halten die Touristen fern.

Der Hurrikan war in Haiti gnädig. Gäbe es allerdings ein Frühwarnsystem, dann wären keine 100 Tote zu beklagen gewesen. Das Elend und die Aussichtslosigkeit der Situation konnte Laguerre nicht länger ertragen, daher ist sie jetzt bei der Familie in Augsburg, um Abstand zu gewinnen und Energie aufzutanken.

Hilfsorganisationen sind in Haiti sehr wenige vorhanden, weil die allgemeine Lage viel zu gefährlich ist. Keiner kann etwas zum Guten wenden, da keine Gesetzgebung, keine Ordnung vorhanden ist.

Der Eine Welt Kreis Berchtesgaden wird Marie-Joseé Laguerre weiterhin mit Spenden unterstützen. Inmitten von Leid und Chaos schenkt man Hoffnung, wo sie gebraucht wird. fb

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