Wo liegen die Grenzen der Ökonomie? Und welche Lösungen gibt es, dem entgegenzuwirken? Antworten zu diesen Fragen gaben während einer spannenden Podiumsdiskussion Valentin König (Vorstand Seilbahnen Schweiz), Dr. Helmut Sartori (Präsident Verband der Seilbahnunternehmer Südtirols), Matthias Stauch (Vorsitzender Vorstand Verband Deutscher Seilbahnen) und Peter Wagner (Chief Business Officer Alturos Destinations). Die Runde wurde moderiert von Florian Schmidt, Chefredakteur des DSV-Magazins »Ski & Berg«. Zunächst blickten die Podiumsvertreter zurück auf den schwierigen Coronawinter 2020/21, in dem die Lifte in allen Alpenrepubliken stillstanden bis auf die Schweiz. Matthias Stauch hat ihn als »Vollkatastrophe« in Erinnerung und blickte damals neidisch zu den Eidgenossen. Doch auch Valentin König empfand die Zeit als stressig, denn während ganz Europa im Lockdown war, fuhren die Schweizer Ski. Dr. Helmut Sartori erinnert sich, viele Konzepte geschrieben zu haben, »aber trotzdem durften wir nicht starten«. Probleme, die damals entstanden sind, seien noch heute spürbar, erklärte Sartori und meinte damit unter anderem den Fachkräftemangel. »Doch in diesem Winter stehen wir vor noch größeren Problemen«, ist sich der Präsident des Verbandes Südtiroler Seilbahnen sicher und leitete damit zum neuen Thema über: Energiekrise.
Der Energiebedarf für einen Gast an einem Skitag mit Seilbahnen und Pistenpräparierung liegt in Deutschland bei 16 Kilowattstunden und in der Schweiz bei 18 Kilowattstunden, informierte Florian Schmidt und wollte wissen, ob die gestiegenen Strompreise auf die Kunden umgelegt werden. Stauch antwortete, dass nur ein Bruchteil umgelegt werden kann. Er sprach sogenannte dynamische Preise an, für die auch Wagner plädiert: »Zu Spitzenzeiten wird es teurer.«
Valentin König aus der Schweiz ist sich sicher, dass nicht der Preis das wichtigste Kriterium beim Buchen ist, sondern die Qualität. Bei den Schweizer Bergbahnen wird es einen Preisaufschlag von drei bis fünf Prozent geben. Dabei gibt er zu bedenken, dass es für die Bahnen im mittleren Preissegment am schwierigsten wird, die Kosten zu erhöhen. Kunden, die in hochpreisigen Skigebieten Urlaub machen, schlucken leichter eine Preiserhöhung. Bei den Südtiroler Bergbahnen werden die Preise um acht bis zehn Prozent steigen, als Grund nannte Dr. Sartori Energiekosten, die von 10 Prozent auf circa 25 Prozent geklettert sind.
Schließlich wollte Schmidt von den Seilbahnvertretern wissen, wie sie Energie einsparen werden und welche Einschränkungen die Skifahrer erleben werden.
Matthias Stauch erklärte, dass am meisten Einsparungspotenzial in der Anfahrt liegt, deshalb sollten die Skifahrer nicht mit dem eigenen Pkw vorfahren, sondern mit Skibussen zu den Bahnen gebracht werden. Über eine Steuerung der Öffnungszeiten lasse sich auch Energie sparen. »Wir wollen weiter volle Qualität liefern«, versprach der Vorsitzende Vorstand der Deutschen Seilbahnen und versicherte weiter, dass der Kunde die Einschränkungen nicht merken werde.
Laut Valentin König liegt der gesamte Strombedarf der Schweizer Bergbahnen bei rund 183 Gigawattstunden pro Jahr, was einem Anteil von knapp 0,3 Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms entspricht. Darin enthalten ist auch der Verbrauch von Beschneiungsanlagen. In Zeiten, wo wenig Betrieb herrscht, kann die Geschwindigkeit der Lifte reduziert werden, lautet sein Vorschlag, um Strom zu sparen. In Südtirol finden erst noch Gespräche statt, bei denen nach einheitlichen Lösungen gesucht wird. Fest steht jedoch schon, dass diesen Winter nicht alle Snow- und Funparks aufsperren werden.
Abschließend ging es um künftiges Skifahren, dafür braucht es Nachwuchs, der für den Skisport begeistert werden muss. Eng verbunden ist damit auch ein finanzieller Einstieg, den sich möglichst viele Familien leisten können.
Matthias Stauch erläuterte, dass er in Kontakt mit Schulen und Lehrern ist sowie Informationsveranstaltungen bei Skiklubs und -vereinen abhält, es jedoch »ein hartes Brot ist« und Jugendliche nur schwer zu begeistern sind. Im Plenum sah man das anders: »Wir haben kein Nachwuchs-, sondern ein Angebotsproblem. Es fehlt an finanzierbaren Angeboten für Kinder«, hieß es von dort.
Ein positives Beispiel, das zeigt, wie es auch gehen kann, kommt aus der Schweiz. Valentin König, CEO der Aletsch Bahnen AG, erzählte, dass es bei ihnen eine sogenannte Samstagsaktion gibt: Jugendliche bis zum Alter von 20 Jahren erhalten samstags im Skigebiet in der Aletsch Arena den Tagesskipass gratis. Der Kanton bezuschusst die Aktion mit zwei Millionen Franken.
Cornelia Rosenberg