Kirchenpfleger Manfred Weber lud nun 50 regelmäßige Kirchgänger zur ganz besonderen Ehrung für Stöckl ein. Dem feierlichen Anlass ging zunächst eine heilige Messe voraus, die Pater Kajetan zelebrierte. Nach einer eindrucksvollen Laudatio von Manfred Weber fand im Pfarrhof mit musikalischer Umrahmung durch den Kirchenchor ein gemütliches Beisammensein statt.
Jakob Stöckl ist ein Mann der Kirchenmusik aus Berufung. Bereits als 15-Jähriger trat er dem Ramsauer Kirchenchor bei. Nur vier Jahre später wurde Stöckl 1957 Organist, Kantor und Chorleiter der Pfarrei St. Sebastian. Seit 1960 versieht der Unermüdliche auch den Organisationsdienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Von 1976 bis 1987 nahm der Organist am Kurs des Erzbischöflichen Ordinariats München und Freising am »kleinen Kirchenmusikstudium« für nebenberufliche Kirchenmusiker teil und legte die Kirchenmusikprüfung erfolgreich ab. Des Weiteren übernahm Stöckl noch weitere Aufgaben der Pfarrgemeinde. So war er von 1970 bis 1990 Mitglied im Pfarrgemeinderat und von 1970 bis 1982 dessen Vorsitzender und Mitglied im Katholikenrat des Dekanats.
Kirchenpfleger Manfred Weber hatte für den außergewöhnlichen Anlass eine ganz besondere Laudatio vorbereitet. Schon in der Bibel habe die Musik ihren festen Platz. Ein Fest ohne Musik sei unvorstellbar. Gerade Corona habe gezeigt, was es heißt, Gottesdienste ohne Musik zu feiern. Das sei nur schwer zu ertragen gewesen, befand der Kirchenpfleger. Dem fiel nach seinen Worten nicht leicht, über einen Menschen zu sprechen, vor dessen Lebensleistung man so großen Respekt haben muss, zu dem man aufschaue, was sein Engagement in und für die Kirche angeht.
Weber dankte Jakob Stöckl dafür, dass dieser »über unglaubliche 65 Jahre mit seinem Orgelspiel das kirchliche Leben verschönert« hat. Musik bewege und verwandle die Herzen der Menschen, sie erfreue und stifte Gemeinschaft, sie tröste und verbinde – selbst dort, wo Worte versagen und für zu leicht empfunden würden, wusste Weber, der Musik auch als »Bild des Lebens« bezeichnete. Dem »lieben Jocki« wünschte der Kirchenpfleger zu dessen großen Jubiläum im Namen der Pfarrei alles erdenklich Gute und sagte aufrichtig »Vergelt's Gott« für seine jahrzehntelange Arbeit. Man könne sich gar nicht vorstellen, wie ein Mensch 65 Jahre seines Lebens der Gottesdienstordnung widmen kann, so Weber, der in seiner Rückschau von vollen und auch weniger gut besuchten Kirchen sprach, von freudigen Anlässen und traurigen Stunden.
Für die Pfarrei sei es schwer vorstellbar, dass Jakob Stöckl einmal nicht mehr die Orgel spielt. In den 65 Jahren erlebte Stöckl fünf Erzbischöfe, sechs Pfarrer, Pfarradministratoren und Kapläne. Neben einer Urkunde und einem Präsentkorb überreichte Weber schließlich noch eine Lithographie von Gustav Kraus aus dem Jahr 1830.
Christian Wechslinger