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Beweis aus dem Jahr 1935: Auf dieser Karte heißt es noch Kleines und Großes Palfen-Horn. (Foto: Ulli Kastner)
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Blick vom Gipfel des Großen Palfenhorns hinüber zum Watzmann. (Foto: Ulli Kastner)

Wenn aus dem Palfen ein Palfel wird

Ramsau – Sprache und Schrift verändern sich, das ist normal. Doch was, wenn neue Bezeichnungen plötzlich keinen Sinn mehr ergeben? Richard Auer hat dafür ein Beispiel in aktuellem Kartenmaterial und auch im »Berchtesgadener Anzeiger« gefunden: Aus den Palfenhörnern im Wimbachgries wurden schleichend die Palfelhörner.


»Alte einheimische Bezeichnungen und Wörter werden allmählich verwässert und der Sinn der Namen geht verloren«, schimpft Richard Auer. In der Hand hält er die Freitagsausgabe des »Berchtesgadener Anzeigers« mit einem Bild aus dem Wimbachgries. In der Bildunterschrift steht: »Das Wimbachgries mit Blick auf die Palfelhörner.« Bei der Namensbezeichnung »Palfelhörner« hat sich die Redaktion am Zellerführer orientiert, der das imposante Berg-Duo am Ende des Wimbachtals mindestens seit der 15. Auflage 1982 so schreibt. Auch im Kartenmaterial der letzten Jahre heißt es konsequent »Palfel«.

Für Richard Auer ist das kein Trost, ganz im Gegenteil. Der Schönauer weiß, dass die beiden Gipfel ursprünglich »Palfenhörner« getauft wurden. Als Beweis legt er eine Karte aus dem Jahr 1935 vor. Für die Richtigkeit der damaligen Namensgebung hat Richard Auer eine stichhaltige Erklärung: Palfen steht – auch laut Wikipedia – für Felszacken, Felsstufe, Felsvorsprung, überhängender Fels. Verbreitet ist das Wort neben dem Berchtesgadener Land auch im Land Salzburg, im Achental, in Osttirol und in Oberkärnten.

Richard Auer nennt darüber hinaus eine ganze Reihe von Beispielen aus dem Berchtesgadener Land, wo der Name Palfen auf das Vorkommen eines Felsens hinweist: Wildpalfen (Hagengebirge), Rotpalfen (Hochkalter), Feuerpalfen (Gotzenalm), Siebenpalfen Karlstein), Pflaumpalfen (Grünsee), Naßer Palfen (Königssee), Palfenlahner (St. Bartholomä), Wasserpalfen (Gotzental), Palfeneinsiedelei (Saalfelden), Rabenpalfen (Weißbach). Und schließlich gab es in Ramsau auch einmal das Gasthaus »Palfenhörner«.

»Ein Palfen ist in unserer Gegend einfach ein Felsen«, bekräftigt Richard Auer noch einmal. Der Schönauer vermutet, »dass sich irgendwann einfach mal jemand verschrieben hat und das Wort dann falsch übernommen wurde«. Er hofft nun, dass die Bezeichnung in künftigen Führern und Karten und anderen Schriften korrigiert wird. Den Anfang könnte gleich einmal das Internetlexikon Wikipedia machen. Dort heißt es bei »Palfen« unter dem Punkt »Beispiele« wörtlich: »Palfelhörner (Großes 2222 m, Kleines 2073 m; auch Palfen- u. ä.), zwei Gipfel am Hochkalter/Steinernes Meer (By./Sbg.)«. Ulli Kastner

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