»Von nichts, kommt nichts«, sagt Engelbert Aigner und meint damit die Attraktivität Berchtesgadens. Die Aktiven Unternehmen, mit rund 160 Mitgliederbetrieben, arbeiten seit geraumer Zeit verstärkt mit der Tourismusregion Bergerlebnis Berchtesgaden zusammen, wie Teresa Hallinger, Leiterin Destinationsmanagement, bestätigt. Gemeinsam soll die Region an Attraktivität gewinnen, Besucher locken.
Für rund 25 Veranstaltungen sind die Aktiven Unternehmen derzeit pro Jahr verantwortlich. Darunter fallen die »Montag auf'd Nacht werd Musi gmacht«-Abende, das Marktfest, die verkaufsoffenen Sonntage oder »Berchtesgaden leuchtet«. Im vergangenen Jahr fand das erste Mal ein »Fest der Nachbarn« statt am österreichischen Nationalfeiertag. Mit Musik und gutem Essen lockten die Berchtesgadener die Salzburger über die deutsch-österreichische Grenze nach Bayern. »Das Fest war ein voller Erfolg«, sagt Engelbert Aigner im Rückblick.
Kreativ bleiben, originell, an Ideen bastelnd, die Qualität optimierend: Das wollen die Berchtesgadener Unternehmer sein. Kürzlich trafen sie sich zu einer Klausur in der Bergstation am Jenner. Arbeitsgruppen wurden gebildet, Themenfelder abgesteckt. Seitdem gibt es regelmäßige Treffen. Über allem steht das Ziel, die Region zu stärken, die Saison zu entzerren und ganzjährig attraktiv zu sein sowie die Veranstaltungen sinnvoll auszubauen.
Alles in die Hauptsaison zu packen, war gestern: Künftig sollen auch in der Nebensaison größere Veranstaltungen stattfinden. Gesetzt ist bereits »Berchtesgaden leuchtet«. Veronika Schlagbauer ist stellvertretende Vereinsvorsitzende der Aktiven Unternehmen und sagt: »Wir wollen die Akzeptanz in der Bevölkerung beibehalten und uns verbessern.« Ein Ergebnis der kürzlich durchgeführten Tourismusakzeptanzstudie? »Da kannten wir das Ergebnis noch nicht«, sagt Engelbert Aigner. »Berchtesgaden leuchtet« wird künftig also in den Wintermonaten stattfinden, nach Weihnachten, aber noch vor Frühlingsbeginn. Im besten Fall mit viel Schnee und Eisskulpturen − so stellen es sich zumindest die Verantwortlichen vor. Kreative Ansätze gibt es genug.
Das Geschäftesterben im Umfeld des Marktes von Berchtesgaden ist eine Entwicklung, die Anlass zur Sorge birgt. »Viel Kaufkraft fließt nach Salzburg ab«, weiß Engelbert Aigner. Einkaufstempel, wie man sie dort findet, gibt es auf bayerischer Seite nicht. »Wir haben aber großes Potenzial und Alleinstellungsmerkmale, um die Österreicher zu uns zu locken«, sagt er weiter. Eine der Arbeitsgruppen beschäftigt sich mit einer zielgerichteten Kampagne für das kommende Jahr.
Die größte Änderung dürfte sich am 3. August für das neue Marktfest abzeichnen. Es soll das erste Mal Eintritt verlangt werden. Das hat aber einen Grund: »Die Veranstaltung wird ein Straßenmusikfestival«, sagt Engelbert Aigner. Rund 25 Bands und Musiker werden einen ganzen Tag lang den Ort zum »Vogelwuiden Marktfest« machen, auf den Plätzen, in den Gassen und in den Wirtshäusern musizieren − elf Stunden am Stück. In die Planungen ist das Mozarteum in Salzburg ebenso eingebunden wie der österreichische Blasmusikverband. Künstler aller Musikrichtungen werden erwartet: Volksmusik – auch aus dem Tennengau, Jazz, Pop, Rock, südamerikanische Sounds. Das Musikfestival soll internationalen Charakter haben. Bands aus Österreich sind mit dabei und aus Italien. »Extremkletterer Thomas Huber wird Musiker aus Patagonien mitbringen«, bestätigt Engelbert Aigner. Das ist ein Ansatzpunkt, um nicht nur Einheimische, sondern auch Gäste von außerhalb nach Berchtesgaden zu locken. Der Unternehmer ist sich sicher, dass das Aufgebot an Künstlern »weit über die Grenzen ausstrahlen und für Aufmerksamkeit sorgen wird«.
Ein Marktfest mit Eintritt: Kann das klappen? »Wir verdienen uns daran keine goldene Nase«, sagt Engelbert Aigner. Veronika Schlagbauer sieht das so: »Wir werden Eintritt verlangen müssen, damit wir das alles finanzieren können. Wenn man kein Geld investiert, müssen wir mittelmäßig bleiben.« Am 3. August werden Eintrittsbänder den Einlass und die daraus resultierenden Vorteile regeln, die sich in kulinarischer Hinsicht ergeben werden, heißt es.
Intern stehen mittlerweile alle Bands fest. Mit dabei ist auch die Berchtesgadener Combo Flyswatter rund um den Berchtesgadener Frontmann Florian Kämmerling. Die Band feiert in diesem Jahr den 30. Geburtstag.
Selbst wenn das Wetter nicht mitspielt: »Wir haben uns den AlpenCongress angemietet. Dafür gibt es bereits ein Konzept, wo und zu welchem Zeitpunkt alle Bands spielen werden«, erklären die Verantwortlichen.
Veronika Schlagbauer zeigt, in welche Richtung es mit den Aktivitäten im Urlaubsort gehen könnte: Der Berchtesgadener Advent sei ein Beispiel, wie sich eine Idee weiterentwickeln lässt − Früher klein, heute groß, ein Publikumsmagnet, der über die Grenzen strahlt. »Unsere Region kann nur vorwärts gehen, wenn wir aktiv dran bleiben«, sagt die Unternehmerin.
Kilian Pfeiffer