Die von der Sektion München des Deutschen Alpenvereins 1888 in kleinerer Form auf dem Falzköpfl errichtete Unterkunftshütte war wegen des großen Andrangs oftmals erweitert und modernisiert worden. Dennoch gab es in den letzten Jahren aufgrund der beengten Verhältnisse Probleme in der Abwicklung der Gastronomie, wie der Ramsauer Geschäftsleiter Martin Willeitner am Dienstag informierte. Der Alpenverein plante deshalb eine Erweiterung des ohnehin desolaten Salettls, um dadurch mehr Sitzplätze zu schaffen.
Acht Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem der erste Bauantrag eingereicht wurde. Geplant war damals ein über die Felskante auskragender runder Pavillon. In dem Anbau im Stile einer Aussichtskanzel wäre für 87 Personen Platz gewesen. Das Landratsamt erteilte zwar die Baugenehmigung, doch das Verwaltungsgericht München gab schließlich 2018 einer Klage des Bundes Naturschutz recht und damit war das Projekt in dieser Form erst einmal gescheitert. Das Landratsamt Berchtesgadener Land hatte sich nämlich bei seiner Genehmigung laut Gericht nicht mit einer Befreiung von naturschutzrechtlichen Vorgaben befasst. Der BN hatte damals argumentiert, die geplante riesige Glasfront wäre – anders als die kleinen Sprossenfenster des alten Salettls – für Vögel quasi unsichtbar und würde zur »Todesfalle für Vögel«. Auch seltene nachtaktive Falter wären durch das künstliche Licht am Abend gestört. Das Watzmannhaus liegt auf 1 900 Metern Höhe in einem Vogelschutz-Gebiet und dem Flora-Fauna-Habitat des Nationalparks Berchtesgaden. Damit sind Bauvorhaben stark eingeschränkt, obwohl es sich bei Berghütten um privilegierte Bauvorhaben handelt. Nicht erfolgreicher war der zweite Anlauf der DAV-Sektion München, die den Anbau schließlich in verkleinerter Form mit Platz für 69 Personen realisieren wollte. Das Verwaltungsgericht München entschied 2020 in einer Eilentscheidung erneut, dass das Salettl nicht abgerissen und in vergrößerter Form neu errichtet werden darf und folgte damit einem Antrag des Bundes Naturschutz in Bayern. Obwohl das Salettl demnach nur noch um etwa 27 Quadratmeter auf insgesamt 52 Quadratmeter erweitert werden sollte, sah das Gericht keine Genehmigungsmöglichkeit. Die mit der Erweiterung einhergehende Qualitätssteigerung für Gäste sei ausschließlich wirtschaftliches Privatinteresse. Dem DAV sei der Betrieb bei gleicher Platzzahl wirtschaftlich zumutbar.
Nun lag dem Gemeinderat Ramsau am Dienstag eine dritte Planungsvariante vor, in der das Bauvolumen noch einmal reduziert war. Die Form ist jetzt nicht mehr rund, sondern rechteckig und passt sich damit an das Watzmannhaus an. Nur noch 50 Sitzplätze sind vorgesehen. »Das Bauvorhaben ist jetzt zwischen Alpenverein und Bund Naturschutz abgesprochen. Und auch die Gemeinde steht dem Projekt positiv gegenüber, weil ein Verbesserungsbedarf besteht«, sagte Geschäftsleiter Martin Willeitner.
Das sahen die Gemeinderäte genauso, einige von ihnen wollten die Vorgeschichte allerdings nicht unkommentiert lassen. So erinnerte Richard Graßl (CSU) daran, dass der Gemeinderat auch den vorausgegangenen Planungen »berechtigterweise zugestimmt hatte«. Die Kritik an der so bezeichneten »Event-Architektur« konnte Graßl nicht nachvollziehen. Es gehe in dieser exponierten Lage »nicht um Geschäftemacherei, sondern vor allem auch um Sicherheit«. Der Gemeinderat habe sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt. »Dass ein privater Verein dann gegenüber einem demokratischen Gremium klagt, ist sicherlich nicht der richtige Weg.«
Auch für Richard Maltan (CSU) steht fest, dass man hinsichtlich des schlechten Salettl-Zustandes etwas unternehmen müsse, um die Gastronomie noch adäquat betreiben zu können. Nach seiner Meinung seien auch in den beiden ersten Anträgen Flora und Fauna nicht betroffen gewesen, weshalb man auch hier hätte zustimmen können. »Aber der BN versprach sich mit der Klage gegen das Projekt am bekannten Watzmannhaus wohl einen medienwirksamen Auftritt«. 2. Bürgermeister Rudi Fendt (FWG) freute sich zunächst darüber, dass nun zumindest die abgespeckte Version zustande komme. Allerdings sei es schade, dass man nun viel Zeit verloren habe. Schließlich handle es sich bei dem Projekt nicht um Luxus, sondern um eine sehr notwendige Maßnahme. »Es wäre schon wünschenswert gewesen, wenn der BN hier Zugeständnisse gemacht hätte.« Nach dem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss sprach Bürgermeister Herbert Gschoßmann von einem »klaren Signal«. Der Rathauschef hofft, »dass diesmal alles über die Bühne geht«.
Der Neubau des Salettls auf der Ostseite des Hauses soll die umfangreichen Sanierungsarbeiten am Watzmannhaus abschließen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die DAV-Sektion München das Haus modernisiert. Das komplette Hauptgebäude wurde entkernt und alles erneuert. Es gibt neue Zwischenwände, neue Zimmer, Lager, Personalräume, eine sanierte Pächterwohnung und auch einen weiteren Waschraum. Anschließend kamen noch die Restarbeiten an die Reihe: Elektrik, Wasseranschlüsse, Möblierung und Kachelofen für die Gaststube sowie Holzdecken.
Ulli Kastner