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Kühroint im Winter: Der idyllische Blick verschleiert nicht den Ärger über die geplante Versorgung mit Leitungen für Wasser, Abwasser und Strom. Aufgrund der Klage des Bund Naturschutz verzögert sich das Vorhaben weiter. (Archiv-Foto: Thomas Jander)

Kühroint-Versorgung bleibt Zankapfel

Ramsau – Wenn Bürgermeister Herbert Gschoßmann das Thema Infrastrukturprojekt Kühroint auf die Tagesordnung des Ramsauer Gemeinderats setzt, dann bedeutet das in der Regel nichts Gutes. So war es auch in der jüngsten Sitzung, denn der Rathaus-Chef musste darüber informieren, dass sich das Vorhaben aufgrund der Klage des Bund Naturschutz (BN) erneut um Monate verzögert.


Das Infrastrukturprojekt soll dafür sorgen, dass alle auf Kühroint – Bundespolizei ebenso wie die Almen – Leitungen für Wasser, Abwasser, Breitband und Strom bekommen. Insbesondere die Stromversorgung wird mittlerweile als prekär eingeschätzt, da die Leitung seit Längerem nur notdürftig geflickt werden konnte (wir berichteten mehrfach). Die jüngste Baugenehmigung wurde durch den BN erneut mit einer Klage angegriffen. Dabei ging es nicht nur um die Trassenführung, sondern auch um den vom Landratsamt als Genehmigungsbehörde angeordneten Sofortvollzug. Das hätte die Gemeinde als Maßnahmenträger in die Lage versetzt, das Bauvorhaben umgehend zu beginnen, eine Klage des BN hätte keine aufschiebende Wirkung für die Genehmigung gehabt.

Gschoßmann informierte nun in der jüngsten Sitzung, dass die Gemeinde auf das Recht des Sofortvollzugs verzichtet. Und auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichts in der Hauptsache warten wird. Der BN will nicht, dass die Versorgungsleitungen im alten Kührointweg verlegt werden, sondern in der Forststraße. Nun wird sich das Vorhaben erneut um Monate verzögern. Der Bürgermeister merkte an, dass eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts eventuell »im ersten Halbjahr 2025« fallen könnte.

Erneut sparte er nicht mit Kritik am Vorgehen des Bund Naturschutz. Er erinnerte an die bereits abgeschlossenen Infrastrukturmaßnahmen für Blaueishütte, Mordau und Hirschkaser. Und zog Parallelen: In allen Fällen wurden bereits bestehende Ausflugsziele erschlossen, aber nicht erweitert. Gschoßmann betonte weiter: »In keinem Fall hat die Natur durch die Baumaßnahme dauerhaften Schaden erlitten. In allen Fällen ist es so, dass es für das Auge des Betrachters nicht erkennbar ist, wo die Trasse verläuft.« Nicht zuletzt hob er hervor, dass in Fällen diese Infrastrukturmaßnahmen »elementare Grundlage für den dauerhaften Bestand« dieser Ausflugsziele sind. Für Gschoßmann ist die Zukunft dieser touristischen Ziele wichtig, aber nicht nur das: »Dass mit einer gesicherten Ver- und Entsorgung auch der Natur am meisten gedient ist, auch das sollte aus meiner Sicht eher unstrittig sein.«

Der Bürgermeister räumte ein, dass man als Klagender nicht grundsätzlich gegen das Vorhaben sein muss, sondern nur mit der Ausführung nicht einverstanden ist. Trotzdem fehlt ihm in Sachen Kühroint das Verständnis für das Vorgehen des BN, denn sowohl die Fachbehörden wie auch der DAV – »als anerkannter Naturschutzverband« – und die Nationalparkverwaltung befürworten die Trassenführung im alten Weg. Gschoßmann fasste zusammen: »Nicht neue Ziele schaffen, sondern vorhandene Ziele zeitgemäß und naturverträglich ausstatten, das sollte die Devise sein. Wenn sich der Bund Naturschutz Kreisgruppe Berchtesgaden dieser Sichtweise nähern könnte, dann würde man der Natur und sich selbst in der Wahrnehmung bei der Bevölkerung einen Gefallen tun.«

Zuspruch kam aus dem Gemeinderat in Person von Rudi Fendt (FWG), der festhielt: »Es geht um unsere Berghütten, die unglaublich Zulauf haben.« Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten des BN für ihn »doppelt unverständlich«, er unterstellte eine »Fundamentalopposition«, womit der Verband dem Naturschutzgedanken »einen Bärendienst« erweise: »Das verursacht nur Zeitverzögerung und Kostensteigerungen.« Und der BN selbst leidet auch darunter, meint Rudi Fendt, denn er wird in seinen Augen »zur Unglaubwürdigkeit degradiert«. Thomas Jander

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