Peter Juhre ist tiefenentspannt: »Gerade eben schließt sich in meinem Leben der Kreis«, sagt er. Er ist jetzt Hauptdarsteller in einer der erfolgreichsten Buchreihen, von der mehr als 16 Millionen Stück seit Ende der 1960er-Jahre allein in Deutschland verkauft wurden. So wie sich sein Leben aus vielen Zufällen und glücklichen Fügungen speist, so unverhofft kam auch der Kontakt mit »Drei ???«-Autor Christoph Dittert zustande.
Peter Juhre schlürft an seinem Cappuccino. Die langen, gelockten Haare sind sein Markenzeichen. Die hatte er schon, als er noch mit Musik sein Geld verdiente. Ein aufregendes Leben liegt hinter dem 58-Jährigen. Den Rock'n Roll, sagt er, habe er in vollen Zügen ausgekostet. Es war ein Leben, das die meisten nur aus dem Fernsehen kennen. Touren, Festivals, teure Hotels – in einer glitzernden Scheinwelt.
Los ging alles mit zwölf Jahren. Die Oma schenkte ihm eine Gitarre. Daran fraß sich Peter Juhre einen Narren. Mit der eigenen Schülerband schaffte es der ambitionierte Musiker bis zum Bundesnachwuchswettbewerb. 1982 trat er das erste Mal im Fernsehen auf, in der Sendung »Bios Bahnhof«, eine Unterhaltungsshow mit dem im vorvergangenen Jahr verstorbenen Fernsehmoderator Alfred Biolek. Ab diesem Zeitpunkt sei klar gewesen: »Ich will Profimusiker werden.« Er schloss sich der Rock-Kombo »Vice« an. Mit einigen Hits landen die Musiker in Deutschland in den Charts. Sie touren durch Deutschland, Europa, weiter bis nach Japan. Ein Leben in Hotels, aus dem Koffer. »Vice« gelang es, im Vorprogramm der Weltstars zu spielen. Die Band mit Peter Juhre am Bass tourte zusammen mit Bonfire, Van Halen und Bon Jovi. Für Peter Juhre eine einmalige Zeit, von der er heute noch schwärmt.
Führte bis Mitte der 90er Jahre ein Rock-Star-Leben
Trotz all des Rock-Star-Daseins, sagt Peter Juhre, wollte er den Boden der Tatsachen nicht verlassen. Nach sieben Jahren löste sich »Vice« auf. Peter Juhre machte in einer neuen Band weiter. Das erste Album wurde in Los Angeles eingespielt, inklusive Stretch-Limousine und ausartenden Partys.
Durch glückliche Fügung wurde er nach dem Ausfall des Bassgitarristen von Tina Turner engagiert. Er tourte in der Folge mit Bonnie Tyler und Cliff Richard. Viele Bilder zeugen vom damaligen Rock-Star-Leben, das er bis Mitte der 1990er-Jahre führte. Peter Juhre baute sich seine eigene Konzertagentur auf, veranstaltet Konzerte in ganz Europa. Dann ereilte ihn der Konkurs, unverschuldet, sagt er.
Ein schwerer Sturz am Münchner Hauptbahnhof 2006 brachte ihn ins Krankenhaus. »Ich wusste anfangs nicht, ob ich jemals wieder laufen kann.«
Zur Reha kam er nach Schönau am Königssee. Dort verliebte er sich in die Region, später in eine Frau. 2010 kauft er ein Haus, das er zum »Ferienparadies Alpenglühn« ausbaut. Bereits sein Vater war Hoteldirektor in Berlin, die Mutter arbeitete im Bayerischen Hof in München.
Christoph Dittert warGast im »Alpenglühn«
Mit den Ferienwohnungen kamen die Gäste, darunter auch Christoph Dittert. Er bucht öfter bei Peter Juhre. Christoph Dittert ist Autor von Romanen aus dem Bereich der Science Fiction und der Fantasy. Er schreibt Bücher für die Perry-Rhodan-Serie und die »Drei ???«. »Ich habe das anfangs alles nicht gewusst«, gesteht Peter Juhre. Mit Christoph Dittert versteht er sich seit jeher gut, Peter Juhre erzählt ihm seine Lebensgeschichte. und Christoph Dittert sagte: »Als ich mit meiner Familie in den Sommerurlaub gefahren bin, habe ich nicht geplant, in Berchtesgaden das nächste Buch zu entwickeln.« Mit dem »detektivischen Spürsinn der Drei ???« habe er schnell festgestellt, dass Peter Juhre auf eine »beachtliche Karriere zurückblickt« – vom Rockmusiker zum Hotelier. Christoph Dittert war fasziniert. Daraus lässt sich etwas machen: »Das Ferienparadies Alpenglühn ist von mir exakt übernommen, aber nach Los Angeles versetzt worden – in die Nähe der Heimat der drei Detektive nach Rocky Beach«, sagt er. Hinter dem Grundstück beginnt also nicht die Berchtesgadener Bergwelt, sondern der Strand. Aus Peter Juhre machte er Peter Journey alias PJ, zum besseren internationalen Verständnis, immerhin soll das Buch in verschiedenen Sprachen erscheinen. »Als Rockmusiker war ich immer als PJ bekannt«, sagt Peter Juhre und schmunzelt. Selbst sein Sohn Lennox fand den Weg ins Buch.
Im Dachgeschoss von Peter Juhres Feriendomizil befindet sich jene Suite, in der die weltbekannten Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews im neuen Buch ermitteln. Weil das Ferienresort bis ins Detail beschrieben wird, soll aus dem Haus künftig ein »Drei ???«-Hotel werden. Mithilfe des Buches lassen sich Örtlichkeiten erkunden. Peter Juhre lässt derzeit einige Gitarren nachbauen. Die originalen Stücke waren im vorvergangenen Jahr während des Hochwassers in Berchtesgaden zerstört worden. Gitarren, Bässe und weitere Erinnerungsstücke der Rock-Vergangenheit sollen künftig im Haus zu finden sein – in direkter Anlehnung an das »Drei ???«-Buch.
Benefizveranstaltungim Alpen Congress
Peter Juhre freut sich über die unverhoffte Vergabe der Hauptrolle. »Ich konnte das anfangs gar nicht fassen«, sagt er. Für das für den Sommer geplante Hörspiel darf er seine Rolle selbst einsprechen. Zudem hat Peter Juhre ein »Drei ???«-Familienfest im Alpen Congress in Berchtesgaden angekündigt – als Benefizveranstaltung zur Förderung des Talentzentrums Wintersport Berchtesgaden. Am Donnerstag, 23. März, ist es so weit: »Der Nachwuchssport liegt mir am Herzen«, sagt Peter Juhre. Gewinnen konnte er mehrere Bob- und Rodelsportler, unter anderem den mehrfachen Weltmeister und Olympiazweiten Johannes Lochner. Buchautor Christoph Dittert wird eine Lesung halten. Ein großes Rahmenprogramm soll das Event umrahmen.
Peter Juhre sagt, dass er in den kommenden Monaten viel Arbeit erwarte. Die nehme er gerne in Kauf. Prota-gonist zu sein in einem »Drei ???«-Roman sei immerhin eine große Ehre.
Kilian Pfeiffer