Wie solle ein Gebäude aussehen, das Linda Pfnür repräsentieren könne? Eine barocke Kapelle schien Christoph Merker am passendsten, denn diese sei als Rastplatz am Wegesrand für andere da, ohne um Aufmerksamkeit zu heischen. So wie Linda Pfnür sich stets für andere eingesetzt habe – genau wie die Kapelle mit dem Fundament des Glaubens: Sie engagierte sich im Pfarrgemeinderat Berchtesgaden und war eine der Begründerinnen des Frauenbunds, dessen Vorsitz sie viele Jahre führte. »Für deinen Einsatz beim Frauenbund braucht die Kapelle ein schönes Deckengemälde von der Jungfrau Maria«, veranschaulichte Christoph Merker.
Linda Pfnür stellte sich mit 50 Jahren einer neuen beruflichen Herausforderung: Sie übernahm die Aufgabe als organisatorische Leiterin der 1999 eröffneten Dokumentation Obersalzberg. »Die beste Besetzung für diesen Job«, zeigte sich Christoph Merker überzeugt. »Denn ohne dich hätten die Herren Historiker ein Museum eröffnet, ohne einen Bleistift, ohne Kopierpapier und ohne einen Drucker. Ganz zu schweigen von Tassen und Gläsern und Notizzetteln.« Ihr Organisationstalent, aber auch ihre Führungsqualitäten, die ehemalige Mitarbeiter heute noch rühmen, seien von großem Nutzen für die Dokumentation Obersalzberg gewesen.
Linda Pfnür initiierte die Obersalzberger Gespräche, sodass ein Austausch zwischen Berg und Tal entstand, und erreichte den Anbau der Seminarräume. Da sie auch im Verein der Freunde des Heimatmuseums und bei den Freunden der Fachklinik Berchtesgaden aktiv war, solle die barocke Kapelle – so Merker weiter – mit kunstvollen Klosterarbeiten geschmückt sein, wie sie im Heimatmuseum zu finden sind, und am besten gleich in der Nähe der Klinik stehen. Dann könne Linda Pfnür, die dort in der Nähe wohnt, gleich den Mesnerdienst übernehmen. »Denn auch diesen Dienst des tätigen Glaubens hast du mit der dir eigenen Ordentlichkeit, Pünktlichkeit und Liebenswürdigkeit geleistet«, führte Merker aus.
»Inzwischen dürfte es allen klar geworden sein«, verriet Christoph Merker, dass, wenn Linda Pfnür ein Gebäude wäre, dann natürlich die Hilgerkapelle. Niemand von den Anwesenden, so wagte Merker zu behaupten, könne jemals wieder an der Hilgerkapelle vorbeigehen, ohne an Linda Pfnür zu denken. »Ich muss mich jetzt schon bei allen für diesen Psychotrick entschuldigen«, aber Linda Pfnür habe dies verdient, schloss Merker seine launige Laudatio.
Nach der Preisübergabe würdigte auch Bürgermeister Franz Rasp die Verdienste von Linda Pfnür. Er hob besonders ihre Hartnäckigkeit hervor, die nicht nur der Dokumentation die herausragende Entwicklung verschaffte, sondern auch der Hilgerkapelle geholfen habe: »Nach dem Blitzeinschlag konnten wir die Schäden zwar nicht ganz so schnell beseitigen, wie du dies erwartet hast, aber deine Beharrlichkeit hat uns unterstützt«, schilderte er als Beispiel.
Die Mitgliederversammlung des Heimatkundevereins zeigte wieder einmal, dass Heimatkunde wichtig, lebendig und spannend und manchmal sogar lustig ist – wie der 1. Vorsitzende Mathias Irlinger in seiner Begrüßung ausführte: »Heimatkunde mag heute für manche bieder und langweilig klingen. Manche denken beim Begriff ›Heimatkunde‹ vermutlich an altes vergilbtes Papier«, doch sei dem nicht so.
Der Heimatkundeverein ist in den letzten zehn Jahren von 186 auf nun 241 Mitglieder angewachsen, wie Schriftführerin Per-Aline Merz-Gödde in ihrem Vortrag ausführte. Nahezu jeden Monat bietet er seinen Mitgliedern einen interessanten Ausflug oder eine Führung an: Ein Glanzpunkt im vergangenen Jahr war eine Führung durch das Kraftwerk Eichetmühle am Almkanal, das sein 125-jähriges Bestehen feierte und somit das älteste Laufwasserkraftwerk im Land Salzburg ist. Zudem besuchte eine Gruppe von Mitgliedern das Marmor-Museum Adnet mit dem nahen Steinbruch und seiner alten Schmiede sowie die Stadt Enns in Oberösterreich, die sich rühmt, älteste Stadt Österreichs zu sein. Der Ehrenvorsitzende Alfred Spiegel-Schmidt gab sein umfassendes Wissen über Berchtesgadener Persönlichkeiten bei einer Führung durch den Bergfriedhof weiter.
Da mehrere Ausgaben der Schriftenreihe vom Heimatkundeverein inzwischen vergriffen und Nachdrucke zu kostspielig seien, hat sich der Verein einen neuen Weg ausgedacht, um diese Hefte weiterhin für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich zu halten: Diese Hefte sollen digitalisiert und als PDF-Datei auf der Homepage einstellt werden, was aber auch mit Kosten verbunden ist. Deshalb hat sich der Verein für dieses Projekt bei dem »meine Sparkasse bewegt«-Projekt angemeldet und bittet um Unterstützung.
In diesem Jahr stehen im Programm – neben vielen weiteren interessanten Aktivitäten – ein Besuch des neu eröffneten Bergbaumuseums Eisenreich im Achthal und eine Tagesfahrt nach Regensburg, wo der stellvertretende Vorsitzende Gernot Anders durch die Landesausstellung »König Ludwig I. – Bayerns größter König?« im Haus der Bayerischen Geschichte führen wird.
Nachdem Kassier Franz Machata seinen Kassenbericht vorgetragen und die Kassenprüfer Linda Pfnür und Herrmann Lochschmied ihm zweifellose Korrektheit bestätigten, entlasteten die Mitglieder ihren Kassier und dann auch den gesamten Vorstand einstimmig. fb